Bewusstheit in der Meetingkultur - Vorhang auf – Verletzlichkeit wagen (Teil 6)
Ein Training wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es war kurz vor Weihnachten. Mein Kollege und ich waren eingestimmt auf eine gute Zeit in einem schönen Hotel in den Bergen mit vorweihnachtlicher Atmosphäre. Doch dann kam alles anders.
Von Anfang an, schon bevor wir das Training offiziell starteten, war eine seltsame Anspannung im Raum. Das war mehr als die vorsichtige Zurückhaltung zu Beginn eines Trainings, die wir kennen. Und so ging es dann weiter. 5 von den 10 TeilnehmerInnen waren so gar nicht zu begeistern. Nicht nur fanden sie für jede unserer Talks, Übungen, Reflexionen, Gründe, warum das nicht funktionieren kann. Sie zeigten auch durch ihre Körperhaltung ihren Widerstand. So etwas lässt keinen Trainer kalt. Aber mein Kollege und ich waren gut eingespielt und behielten lange die Geduld, bemühten uns redlich, die Einwände ernst zu nehmen, besser zu verstehen, wo die Zweifel lagen….
Nach anderthalb Tagen waren wir am Ende. Keinen Schritt weiter. In der Gruppe der „Kritischen“ waren wir kein bisschen vorangekommen. Trotz all der Trainertools, die wir uns im Laufe der Jahre zugelegt hatten.
So entschieden wir uns, ins Risiko zu gehen. Ich machte den Vorhang auf und zeigte wie frustriert und hilflos ich war. Genau kann ich mich an meine Worte nicht mehr erinnern, aber ich habe ganz ehrlich gesagt, dass wir alles gegeben haben, was uns zur Verfügung steht und nicht mehr weiterwissen. Dass wir auch Menschen sind, denen es etwas ausmacht, wenn alles, was wir anbieten, nicht zu fruchten scheint.
Für einen Moment war Stille im Raum. Aber ich konnte spüren, dass sich mein Körper entspannte, dass ich all die Anstrengung der anderthalb Tage loslassen konnte. Egal wie es weitergehen sollte, jetzt waren die Karten wenigsten auf dem Tisch.
Dieser Moment sollte der Turnaround sein. Wir luden jeden aus der Gruppe ein, zu teilen, wie es ihm oder ihr ging. Und es wurde ehrlich. Die TeilnehmerInnen, die wirklich wollten und das Training gut fanden, sagten wie sehr es sie nervte, dass wir nicht vorankamen, weil so viel Widerstand von der anderen Gruppe ausging. Und eine der „Widerständlerinnen“ packte aus. Sie ließ uns wissen, dass es Misstrauen gegenüber der HR – Abteilung gab, die das Training beauftragt hatte. In dem Moment als die Dinge auf dem Tisch lagen, konnten wir sie besprechen.
Viel mehr als die Inhalte, über die wir uns dann verständigten und die Missverständnisse, die sich aufgebaut hatten, ist mir die Veränderung der Atmosphäre in Erinnerung. Wir waren, um im Conscious Leadership Modell zu sprechen, wieder im Raum des Vertrauens und das spürte man sofort.
Manchmal wenn wir nicht weiterwissen, wenn wir spüren das etwas im Raum, aber nicht angesprochen ist, lohnt es sich mutig den eigenen Vorhang zu öffnen und damit ein Vertrauensangebot zu machen.
Worauf Ihr dabei achten könnt, dazu mehr im nächsten Teil.
#Meeting
#Vertrauen