Was gibt es Neues von Trumps Schlüsselnominierungen für die Finanzmärkte?
Im Mittelpunkt der Berichterstattung um die neue US-Administration stand in den vergangenen Tagen die missglückte Besetzung des Justizministeriums mit Matt Gaetz. Dabei gerieten die für die Finanzmärkte wichtigsten Entscheidungen etwas in den Hintergrund: die Nominierung des Handels- und Finanzministers. Werden doch auf diesen Positionen die Schlüsselthemen der Trump-Agenda wie Steuersenkungen und Strafzölle wesentlich mitbestimmt und verhandelt. Egal, ob Deregulierung, Steuersenkungen und Zölle – alle haben potenziell negative Abstrahleffekte in Form von höheren Defiziten, Wachstums- und Inflationsrisiken. In diesen Ministerien entscheidet sich, wie der „Policy Mix“ in Ära Trump 2.0 aussehen wird.
👉 Mit Howard Lutnick als Handelsminister hat Trump jemanden nominiert, der als ehemaliger CEO von Cantor Fitzgerald den Finanzmärkten nahe steht. Was das Thema Zölle angeht, will Lutnick sie auch als Verhandlungsmittel einsetzen.
👉 Kevin Warsh ist dem Wall Street Journal zufolge in der Pole-Position für den Job des Finanzministers und könnte perspektivisch als Nachfolger für Fed-Chef Powell (nach dem Ende dessen Amtszeit 2026) eingesetzt werden. Warsh ist fest in der US-Politik verankert. Er war ökonomischer Berater von Ex-Präsident Bush und von 2002 bis 2006 bereits Gouverneur der US-Notenbank. Die Sorgen um die Unabhängigkeit der Fed dürften mit dieser Personalie kleiner werden.
👆 Insgesamt bestätigen die Nominierungen unsere Einschätzungen, dass die Trump-Präsidentschaft unter dem Strich Wirtschafts- und Finanzmarkt-freundlich sein wird. Es wird zwar höhere Zölle geben, diese dürften von Lutnick aber auch als Droh- und Verhandlungsmittel eingesetzt werden, da der Administration die negativen Auswirkungen von Handelskriegen mehr als bewusst sind. Trump und Warsh werden kein Interesse an einer Politik haben, die die Inflation deutlich anheizt. Sie wissen genau, dass die Demokraten diese Wahl insbesondere aufgrund der hohen Inflation verloren haben. Wenn Trump die Zwischenwahlen 2026 gewinnen und sicherstellen will, dass auch nach ihm die Republikaner das Weiße Haus kontrollieren, muss er seine Politik auch auf Preisstabilität ausrichten. Die US-Notenbank wird diese vier Jahre wohl als unabhängige Institution überstehen.
✒️ Kurzer Nachtrag vom 23.11.: Nun hat das Rennen für das Finanzministerium doch der ursprüngliche Favorit Scott Bessent gemacht, in der Einschätzung ändert dies nichts. Auch er ist ein Mann der Finanzmärkte, hat für George Soros gearbeitet und eine eigene Investmentfirma gegründet. Er ist klar auf der Seite von tieferen Steuern und Deregulierung, seine bisherigen Äußerungen in Bezug auf Zölle waren nicht immer konsistent. Aber auch er hat durchblicken lassen, diese u.a. als Verhandlungsinstrument einzusetzen.
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