MigräneLiga fordert Abkehr von Überlegungen zur Einführung von Karenztagen
Der Forderung von Allianz-Chef Oliver Bäte, sogenannte Karenztage einzuführen, also die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen zu müssen. Für Migräne Betroffene droht damit eine erhebliche finanzielle Belastung. Oder, im Fall, dass Betroffenen sich krank zur Arbeit quälen, eine Chronifizierung der Erkrankung mit einem höheren Ausfallrisiko.
Die aktuelle Diskussion rund um eine Einführung sogenannter Karenztage veranlasst die MigräneLiga e.V. Deutschland zu einer aktuellen Stellungnahme. Im Kern geht es um die Frage, ob Arbeitnehmer künftig den ersten Krankheitstag ohne Lohnfortzahlung in Kauf nehmen müssten.
Dem stellen sich zum Glück Gewerkschaften entgegen.
Aus Sicht der Migräne Betroffenen käme eine massive Verschlechterung der finanziellen Lage der Betroffenen heraus. Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die Attacken- förmig auftritt. Sie ist charakterisiert durch starke Kopfschmerzen und Begleitsymptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Lärm- und Lichtscheu und dauert 1-3 Tage. Das hat zur Folge, dass Betroffene zwar an vielen Tagen des Monats voll leistungsfähig sind, aber hin und wieder für kurze Zeit ausfallen können.
Viele Betroffene fürchten schon heute den Verlust der Arbeitsstelle und gehen trotz starker Schmerzen und Übelkeit zur Arbeit – Präsentismus. Sie riskieren damit, dass die Akutmedikamente nicht so gut wirken, über längere Zeit riskieren sie eine Chronifizierung der Erkrankung. "Krank feiern" ist kein verbreitetes Phänomen. Es besteeht eine hohe Leistungsbereitschaft und der Wunsch, zu funktionieren.
Statt Menschen mit chronischen Erkrankungen zu verunsichern, fordern wir auf, die Maßnahmen anzubieten, die die Arbeitsfähigkeit unterstützen. Auf der Webseite https://lnkd.in/eYuyxRve hat die MigräneLiga Tipps für Arbeitgebende zusammengetragen, wie sie ihre beschäftigten darin unterstützen können, wenigen oft auszufallen. Dazu gehören:
- Aufklärung über die Erkrankung und Therapieoptionen
- Rückzugsraum für die Dauer einer Attacke, bis die Akuttherapie wirkt
- Großzügige Home-Office-Regelung
- Eintreten gegen Vorurteile und für Akzeptanz und ein arbeitsförderndes Betriebsklima
https://lnkd.in/e9x6rG5Q
In der Schweiz hat die Firma Novartis zusammen mit der Schweizer Kopfwehgesellschaft sowie mit führenden Expert:innen ein Pilotprojekt für ihre über 12.000 Mitarbeitenden entwickelt. Die Initiative soll dazu beitragen, die Situation von Mitarbeiter:innen mit Migräne im Arbeitsumfeld zu verbessern.
Es zeigt sich: Lebensqualität und Produktivität der Betroffenen verbesserten sich deutlich. Konkret reduzierte sich die krankheitsbedingte Beeinträchtigung nach sechs Monaten um 54 und nach neun Monaten um 64 Prozent. Im Schnitt haben die Betroffenen in einem Zeitraum von sechs Monaten fast 11 Arbeitstage und fast 15 arbeitsfreie Tage ohne Migräne gewonnen.