Wenn die Psyche versagt.
Der heute erschienene Film „Druck im Fußball - wenn die Psyche versagt“ von meiner Lieblings-Filmemacherin Ella endet von meiner Seite mit den Worten, dass es wichtig ist, den Spieler als Menschen zu sehen. Das klingt banal, aber die Realität zeigt, dass die utopischen Ablösesummen, die Gehälter und die Aufmerksamkeit dazu führen, dass Spieler zu „Objekten“ gemacht werden. Das hat den großen Nachteil, dass man ihnen dadurch Gefühle und Emotionen abschreibt. Aber ein Sportler hat Gefühle. Er hat schlechte Tage, Krisen auf familiärer Ebene oder gesundheitliche Sorgen. Er ist Mensch. Und ja - ein Mensch mit einem großen Einkommen. Aber lasst uns nicht den Fehler machen, Geld als Rechtfertigung für Beleidigungen, Todesdrohungen oder Ähnliches zu nehmen. Denn Geld gibt zwar Sicherheit, schützt aber nicht vor Krankheit. Dass ein Sportler gutes Geld verdient, legitimiert andere Menschen nicht, ihm schreiben zu dürfen, was sie wollen, weil es Teil des Jobs ist.
Außerdem: der Film macht deutlich, dass Sportler manchmal unter dem Druck leiden. Nachrichten, wie „wenn deine Psyche den Druck im Fussball nicht aushält, darf dein Beruf eben nicht mehr Fußballspieler sein“, könnten deshalb nicht unangemessener sein. Es ist der komplett falsche Ansatz seinen Beruf zu wechseln, den man über alles liebt, weil man Probleme mit Druck hat. Vielmehr muss doch daran gelegen sein, dass man diese Probleme angeht und im besten Fall unter Kontrolle bekommt. Und genau dafür bedarf es einer Akzeptanz gegenüber psychischen Problemen. Denn erst, wenn derjenige das Gefühl hat verstanden und nicht verurteilt zu werden, wird er sich auch öffnen.
Und das war auch das Ziel dieser Reportage: auf der einen Seite eine Aufmerksamkeit für das Thema zu erzeugen, aber auf der anderen Seite auch ein Stück weit Augenöffner zu sein. Nämlich dahingehend, dass Druck, Depressionen oder Ängste keine Lapalie sind, sondern ernstzunehmende Erkrankungen. Und damit Betroffene diese in den Griff bekommen, müssen wir als Gesellschaft hinter ihnen stehen und ihnen in erster Linie mal das Gefühl geben, dass es okay ist und dass man sich mit dem Problem nicht verstecken oder sich dafür schämen muss!
Ich würde mir sehr wünschen, wenn der Film - auch wenn er jetzt den Leistungssport beleuchtet - dabei ein Stück weit helfen kann. Denn, und das ist wichtig, es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.
Hier geht's zum Film: https://lnkd.in/emxQzCyc