Aus dem Kurs: Unconscious Bias – Unbewusste Denkmuster erkennen und ändern
Der Nutzen von Vorlieben
Es gibt Merkmale, die von der Geburt an festgelegt sind, und Eigenschaften, die sich erst im Laufe der Zeit entwickeln, wie beispielsweise unsere Lebenserfahrung, die Art und Weise, wie wir kommunizieren, mit wem wir kommunizieren und mit welchen Menschen wir uns am häufigsten umgeben. Im Laufe der Zeit entwickeln wir unsere Vorlieben. Wir tendieren dazu, uns mit ähnlichen Menschen zu umgeben. Wir bevorzugen Menschen, die ähnlich aussehen, ähnlich denken und die eigenen Interessen teilen. Wir entwickeln Vorlieben, um uns vor permanenter Reizüberflutung zu schützen. Ohne Reduktion von Komplexität kämen wir auf dieser Welt nicht zurecht. Vorlieben helfen, das Leben zu vereinfachen und überschaubar zu halten. Der Nutzen von Vorlieben ist es, unserem Leben Sicherheit und Kontinuität zu geben und dadurch bessere Entscheidungen treffen zu können. Sie kennen sich selbst und wissen, an was Sie glauben, was Ihnen wichtig ist und was Ihnen gut tut. Denken Sie einen Moment über Ihre Vorlieben nach. Denken Sie an Menschen, mit denen Sie sich wohlfühlen und mit denen Sie effektiv zusammenarbeiten können. Welche Charakterzüge und Persönlichkeitsmerkmale haben diese, damit Sie zu Ihnen schnell Vertrauen aufbauen können? Versuchen Sie, diese Merkmale zu beschreiben. Warum fühlen Sie sich mit diesen Menschen wohl? Wahrscheinlich sind Sie gegenüber Menschen, die Ihnen ähnlich sind, gar nicht oder sehr wenig voreingenommen. Woran liegt das? Meine Vermutung ist, dass Sie eine Affinität gegenüber diesen Menschen haben. Was genau bedeutet der Begriff Affinität? Affinität bedeutet neben Ähnlichkeit so viel wie Anziehung oder Wesensverwandtschaft. In der Philosophie wird von Annäherbarkeit gesprochen. Affinität ist das Vehikel, um Eigenschaften und Vorlieben zu verknüpfen. Wenn Sie den Begriff Voreingenommenheit hören, denken Sie vielleicht vor allem an negative Auswirkungen auf andere Menschen. Es gibt in diesem Zusammenhang den englischen Begriff Affinity Bias, wörtlich übersetzt also Affinitätsvoreingenommenheit. Damit ist die Neigung gemeint, ähnliche Menschen zu bevorzugen und zu begünstigen. Es ist nichts gegen Vorlieben einzuwenden. Voreingenommenheit aufgrund von Affinität kann jedoch dazu führen, dass wir möglicherweise denjenigen Menschen zu wenig Aufmerksamkeit schenken, die uns weniger ähnlich sind, dass wir die Perspektive weniger ähnlicher Menschen als weniger relevant einschätzen. Im Unternehmen kann das problematisch werden, da wir unter Umständen andere Menschen ausgrenzen und die Gelegenheit versäumen, neue Einblicke zu bekommen und unterschiedliche Perspektiven mit einzubeziehen. Manchmal können wir besonders viel von Menschen lernen, die uns am wenigsten ähnlich sind. Versuchen Sie einfach mal Folgendes: Beziehen Sie in Ihrer nächsten geschäftlichen Entscheidung einen Menschen mit ein, mit dem Sie bisher wenig zu tun hatten; jemanden, der einen völlig anderen Hintergrund hat als Sie, der anders aussieht, andere Lebenserfahrungen gemacht hat und so weiter. Je unterschiedlicher, desto besser. Fragen Sie nun diesen Menschen nach dessen Einschätzung zu einer geschäftlichen Herausforderung. Hören Sie genau zu. Unter Umständen werden Sie eine ganz neue Perspektive kennenlernen und neue Impulse bekommen. In den Begleitmaterialien finden Sie diese Übung und weitere Impulse, wie Sie Ihre Neigungen und Vorlieben erkennen.