Nachdem sich die Verantwortlichen und Sachverständigen eines krisengeschüttelten Projektes bereits seit über zwei Stunden gegenseitig beleidigt, mit Vorwürfen überzogen und diverse Lösungsansätze für Unfug erklärt hatten, prägte ein Kollege von mir jenes geflügelte Wort, das bis heute einen Ehrenplatz in meiner Erinnerung an zwanzig Jahre Konzernleben prägt: „Wir können jetzt entweder Egos füttern oder ein Projekt retten.“ Wer in der Fachliteratur nach typischen Projektrisiken sucht, findet umfangreiche Listen mit Beispielen wie: ⚠️ Unzureichend definierte Projektziele ⚠️ Hohe Kosten ⚠️ Zeitdruck ⚠️ Fehlende Ressourcen ⚠️ Ineffiziente Kommunikation ⚠️ Unsauber definierte Rollen und Funktionen ⚠️ Nicht effektive Werkzeuge und Prozesse In kaum einer Literatur findet sich ein Hinweis auf ein Projektrisiko, das ich selbst schon öfter als besonders kritisch erleben durfte: menschliches Ego, insbesondere in seiner männlichen Ausprägung. Ein großes Ego wird das Erreichen der eigenen Ziele in der Regel höher priorisieren als die Ziele des Teams oder des Projektes. Ein ausgeprägtes Ego strebt eher nach dem persönlichen Sieg oder Vorteil als nach dem gemeinschaftlichen Gewinn. Große Egos kommunizieren laut und dominant, so dass leisere Stimmen im Team oftmals übertönt oder sogar unterdrückt werden. Zu große Egos stellen eine nicht zu unterschätzende Hypothek für ein Team dar und können als Projektrisiko eine gravierende Größenordnung erreichen. Und vermutlich gibt es in der Praxis zahlreiche gescheiterte Projekte, zu deren Ende maßgeblich die zu großen Egos beigetragen haben. In einer Zeit, in der das kooperative, wertschätzende und fürsorgliche Miteinander immer stärker als einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren für die Teams und Unternehmen der Zukunft erkannt wird, täten ein paar Menschen gut daran, ihr überfüttertes Ego auf Diät zu setzen. Und vielleicht stellen diese Menschen sogar fest, um wie viel leichter es sich mit einem schlanken Ego leben lässt. Es täte ihnen selbst vermutlich ebenso gut wie ihrem sozialen Umfeld. Der Spruch des Kollegen hat übrigens Wunder gewirkt. Die Sitzung wurde danach um einiges ruhiger und konstruktiver und das Projekt fand am Ende noch einen guten und sauberen Abschluss. Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche. ☀️🍀💕 #Coaching #Psychologie #Team #Leadership
Sowas auf den Punkt, danke für den inspirierenden Post! Im Jahr 2024 sollte ein wertebasiertes Projektmanagement die Selbstverständlichkeit sein. Neben den Zielen, Budget, etc, wird somit auch über Werte und Haltungen diskutiert und damit die Kommunikationsflughöhe bestimmt. Bei Disharmonien tönt es dann in etwa so: „Können wir bitte über den Projektwert Vertrauen sprechen? Ich hänge da gerade, weil dieses Vertrauen nicht bei mir ankommt. Wie siehst du das? Vertraust du mir? Oder was brauchst du von mir noch?“ Fast schon trivial. Und doch ein so wundervolles Lernfeld für uns alle. Petra Kalt - es warten alle auf dein Buch!
Ja, sowas von.
Es gibt nicht ohne Grund die sarkastische Steigerung "Gegner, Feind, Kollege" 😁
on point 😎 - der passt grad super
Fortiter in re, suaviter in modo
2 MonateWenn Ego und Politik die Debatte bestimmen, ist die Erarbeitung funktionierender Lösungen auf der Sachthemenebene in weite Ferne gerückt. Das, was Du hier so passend beschreibst, lieber Peter, gehört leider zum täglich Brot in den verschiedenen Unternehmen. Und auch, wenn viele das nicht hören möchten, lässt sich eines in den meisten Fällen feststellen: Es wird von den jeweiligen Verantwortlichen zugelassen, teilweise sogar explizit begrüßt. Offenkundig müssen es ja wohl Zeit, Geld und Gesundheit wert sein, solchem Handeln nicht endlich mal ein Ende zu setzen. Nicht das Konstruktive oder die beste Idee gewinnen zwangsläufig, sondern eher jene, die ihre jeweiligen Netzwerke für Machtpolitik und zum Nachteil oder gar zum Schaden interner Kollegen nutzen - Business-Darwinismus in Reinkultur. Zum Glück gibt es noch Firmen, in denen manche Dinge anders laufen. Oftmals sprechen wir dann aber eher nicht von Konzernen. Es wäre zu wünschen, dass anstelle von eigens kreierten Hochglanz-Statements (nach denen aber in Wahrheit oft kaum gehandelt wird), Glaubwürdigkeit, Verantwortung u. Beispiel "von oben" u. hernach von jedem vorgelebt werden. Nur so wird Energie dorthin konzentriert, wo sie hingehört - zum Sachthema u. zur Menschlichk.