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Interim Manager @ HEFE.Consulting | Geschäftsstrategie, Neuausrichtung, operative Führung von Unternehmen und Projekten

Teil 2 – Energiebedarf/Energieübertragung Die Bezeichnung „All Electric Society“ beschreibt ein Zukunftsbild der Welt, in der CO2-neutral gewonnene Elektrizität die zentrale Energieform darstellt. Viele Firmen und Verbände (z.B. ZVEI) streben dieses Zukunftsbild an. Dies führt dazu, dass der Strombedarf zukünftig drastisch zunehmen wird. Beispielsweise haben sich namhafte Spediteure bereits heute für den Einsatz von E-LKWs entschieden. Hierfür benötigt es eine ausreichende Ladeinfrastruktur mit hoher Ladeleistung. Das Megawatt Charging System (MCS) soll bereits in der ersten Ausbaustufe die E-LKWs mit einem Megawatt Spitzenleistung laden. Das bedeutet aber, dass Speditionen zukünftig einen riesigen Leistungsbedarf von zig Megawatt haben werden. Zum Vergleich: Eine größere Kleinstadt benötigt heute eine Spitzenleistung von ca. 10 MW. Ein weiterer Stromverbraucher mit großem Bedarf sind die Wärmepumpen. Die Leistung von industriellen Wärmepumpen liegt zwischen 5 und 50 MW thermisch. Den COP (Coefficient of Performance) geben die Hersteller mit 2,0 bis 5,0 an. Aus einer Kilowattstunde Strom, die eingesetzt wird, entstehen so bis zu fünf Kilowattstunden Wärme. Bei 50 MW thermischer Leistung wird somit immerhin mindestens 10 MW elektrische Leistung benötigt. Anhand dieser zwei Beispiele kann man erkennen, dass der Leistungsbedarf stark ansteigen wird. Für den Lastbezug aus den Netzen bedeutet dies, dass der Bedarf gegenüber heute um Faktor 4 und höher ansteigen wird. Auf der anderen Seite wird die Stromerzeugung deutlich dezentraler und die Einspeisung wird in einigen Regionen um den Faktor 9 zunehmen. Für die Stromübertragung bedeutet das ein massiver Ausbau der heutigen Infrastruktur. In einigen Regionen sind wir heute bereits in einer Situation, dass neu angesiedelte Industriebetriebe aktuell nicht mehr mit ihrer benötigten Leistung an das Stromnetz angeschlossen werden können. Trotz steigendem Anteil der Erneuerbaren Energien im System konnte allerdings das hohe Niveau in der Versorgungssicherheit gehalten werden und Deutschland belegt im internationalen Vergleich nach wie vor einen Spitzenplatz. Schon länger diskutieren wir die Notwendigkeit der Erweiterung der Höchstspannungsübertragung von Norddeutschland in den Süden (Suedlink). Jetzt wird es aber akut. So ist auch der Aufruf zu verstehen Freileitungen einzusetzen, anstatt unterirdische Kabel zu verwenden. Neben den deutlich geringeren Kosten ist die Bauzeit auch kürzer. Allerdings muss neben den Höchstspannungsnetzen, die Hochspannungs- und Mittelspannungsnetze sowie die Umspannwerke ebenfalls ausgebaut werden was immensen Investitionsbedarf mit sich bringt.

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Martin Gross

Domaine de Fontorbe

4 Monate

Haben wir alles schon vor 15 Jahren diskutiert, aber konnte ja keiner wissen, dass dies so kommt. Die Politik reagiert immer erst wenn der Kittel brennt. 🤷♂️

Ingo Wagner

Erfahrung von Projektleitung bis Geschäftsführung in der Energiewirtschaft

4 Monate

Hallo Daniel, generell hast Du Recht, Freileitungen sind günstiger als Kabel, aber die Kosten für pro km Freileitung sind in letzten 4 Jahren auch um ca. Faktor 4 für Doppelleitung 380kV gemäß NEP gestiegen! Hauptproblem sind Ressourcen und Kompetenzen. Freileitungen ist auch die bewährtere Technik und es braucht keine Muffen alle 2km, die in Reinraumtechnik herzustellen sind. Es bleibt weiterhin spannend bei der Energiewende in Deutschland.

Ulf Hofmann

Bauleiter bei Omexom Deutschland

4 Monate

Bleibt nur noch das Problemchen "Speicher".

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