Eine neue Zeit und die Veränderung der Gesellschaft machen genau diese Änderungen notwendig.
Christian Lindner forderte jüngst zur Stärkung der Wirtschaft mehr Leistungsbereitschaft aller. Viele Vertreter aus Politik und Wirtschaft schlossen sich seinen Worten an. Sie appellierten für eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit, damit die Wirtschaft wieder produktiver und der Fachkräftemangel begrenzt werden könne. Während die Debatte um die vermeintlich schwindende Leistungsbereitschaft in Deutschland seit Jahren sehr gerne geführt wird, fehlt in der Diskussion allerdings eine klare Definition eben dieses Begriffs. Implizit scheint Leistungsbereitschaft häufig mit abgesessenen Arbeitsstunden in einen Topf geworfen zu werden – und das obwohl gesamtwirtschaftlich in den vergangenen 70 Jahren nie mehr Arbeitsstunden in Deutschland geleistet wurden als derzeit. Interessant ist in dem Rahmen, dass viele Beschäftigte in Teilzeit durchaus gerne mehr Stunden arbeiten möchten, aber nicht können, weil ihnen hohe Hürden – beispielsweise in Form eines unzureichendes Betreuungsangebots in Kitas und Schulen – begegnen. Ebenso sollte nicht vernachlässigt werden, dass unser Steuersystem hohe finanzielle Fehlanreize setzt und damit nachweislich die Erwerbstätigkeit von Frauen massiv reduziert. Statt den Fokus von öffentlichen Debatten auf die vermeintlich niedrige Leistungsbereitschaft der deutschen Beschäftigten zu legen, wäre daher ein wirksamer Abbau der vorherrschenden Barrieren ratsam. Ferner sollte das Hauptaugenmerk auf die Verbesserung der Produktivität von Beschäftigten und ihre tatsächlich erbrachten Leistungen gelegt werden, anstatt sich rein auf abgesessene Arbeitsstunden zu konzentrieren.
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