George Clooney, Brad Pitt, Lady Gaga. Nicole Kidman, Antonio Banderas, Daniel Craig und Jude Law. Lady Gaga, Joaquin Phoenix und viele mehr.
All diese Schauspieler werden dieses Jahr in Venedig sein, aber dennoch wird dieses Festival das enttäuschendste sein, das ich 25 Jahren Festivalerfahrung erlebe.
Denn sie alle werden keine Interviews geben. Außer Rotem Teppich und der offiziellen Festival-Pressekonferenz, wo traditionell nur austauschbare Worthülsen fallen, wird es für die Journalisten nichts geben.
Nicht nur ich, sondern all meine geschätzten internationalen Kollegen - immerhin die weltbesten Filmjournalisten - sind frustriert, verärgert, genervt. Als Festivalchef Barbera auf seiner Eröffnung von den zu erwartenden Stars schwärmte, habe ich ihn gefragt, ob er über die Absagen und Restriktionen auf dem Laufenden sei. Es stellte sich heraus, dass er davon nicht mal etwas wußte.
Dabei sind es mindestens acht große Filme, Protagonisten siehe oben, wo esw heißt "press conference only."
Warum? Eine befriedigende Antwort kennt niemand. Ja, die Kosten in Venedig sind hoch, aber die Stars sind ja vor Ort - warum also nicht mal drei Stunden Junkets geben? Wollen die Schauspieler nicht mehr so viele Interviews geben, wollen deren Publicisten lieber kontrollierbare Insta-Accounts füttern? Sind Festivals eine Art Versuchslabor, wo die erste Resonanz nur mal vorsichtig getestet wird?
Fakt ist, dass viele Top-Journalisten im nächsten Jahr nicht wiederkehren wollen. Oder können. Wirtschaftlich ist dieses Festival eine Katastrophe, denn die Kosten auf dem Lido explodieren - für jedes noch so schäbige Zimmer muss man Unsummen bezahlen. Eine Wohnzimmercouch für 1.800 Euro für die 12 Tage... si, claro. Und die Besitzer meiner Wohnung urlauben derzeit auf Bali. No joke.
Interessant: Viele Interviewanfragen werden vertröstet. Cate Blanchett würde vielleicht aus Toronto her ein Zoom machen, Angelina Jolie auf dem Londoner Filmfest, Lady Gaga später im Monat in London.
Die Frage, die sich für mich stellt, ist: Werden sich Festivals selbst demontieren? Viele der Filme kann die Presse per Streaming auf dem Laptop sehen, die Pressekonferenzen online verfolgen - was bleibt dann noch, wenn es keinen Austausch, keinen Diskurs, keine Interaktion mehr gibt? Wenn Filme, die eine Auseinandersetzung mit der Welt sind, nur noch einen monolateralen Weg nehmen?
Also, wenn ihr demnächst Fotos vom Red Carpet seht, von halb Hollywood, strahlend und schön - dann ist das nur eine Seite dieses sehr traurigen Festivals.