Ich habe mich ja schon häufiger als Fan von Hasse Plattner geoutet. Für mich die Unternehmerpersönlichkeit der Bundesrepublik. Die SAP hat nicht nur ihn sondern eine unzählige Menge von Menschen wohlhabend gemacht. Das ist soziale Marktwirtschaft. Wer ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen will, kann hier Anschauungsunterricht nehmen. Im Mittelpunkt stand immer die Kundenfokusierung. Das geht in einer fördergeldergesteuerten Staatswirtschaft zunehmend verloren. Der deutsche Hang zu bürokratielastigem Perfektionismus und die Sehnsucht nach der staatlichen Kuscheldecke steht einer Neuauflage einer solchen Erfolgsgeschichte entgegen. Nach SAP kam jedenfalls nicht mehr viel:
"Sehen Sie ein jüngeres Unternehmen, bei dem Sie sagen: Das könnte eine neue Techhoffnung für Deutschland werden? Es gibt Firmen wie Celonis oder Personio, die auch stark wachsen...
Ja, aber nicht wie SAP. Da fehlt etwas; was genau, kann ich nicht sagen. Aber es hätte im Schatten von SAP längst in Deutschland etwas Neues geben müssen – ähnlich wie wir SAP seinerzeit im Schatten von IBM aufgebaut und groß gemacht haben. Vielleicht war es bei uns doch die einmalige Kombination unseres Gründerteams mit Dietmar Hopp, Klaus Tschira und Claus Wellenreuther, die verschiedene Talente zusammengebracht hat. Wir waren schon ein Powerhouse, das den Mut hatte, sichere Jobs bei IBM aufzugeben. Dieser Erfolgsfaktor gehört auch noch dazu: Wir hatten fast unendlich viel Mut.
Sie haben die Erfolgsfaktoren von SAP dargelegt – gleichzeitig sind Sie auch bekannt als einer der härtesten Kritiker. Wo sehen Sie denn derzeit die größten Lücken?
Meine Kritik zielt fast immer auf die zweite und dritte Reihe im Unternehmen ab, wo Mitarbeiter sich zu sehr im Erfolg baden, ohne dass sie richtig dazu beigetragen haben. Es sind nicht alle Superstars. Dass wir mit Muhammad Alam jetzt einen Entwicklungschef für unsere Anwendungen von Microsoft geholt haben, ist schon ein bisschen ein Zeichen dafür, dass die Nachwuchskultur in Deutschland nicht so überragend ist. Da haben wir schon geschwächelt in den letzten fast 20 Jahren.
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Ich habe eine zwiespältige Meinung zur Viertagewoche, für manche ist es sicher gut – und für manches überhaupt nicht. Für unser Geschäft ist es jedenfalls ganz schlecht. Ein Land wie Deutschland, in den Top Fünf der Weltwirtschaft, muss den Anspruch haben, in vielen Bereichen in der Welt führend zu sein. Und das bekommt man nur mit Konkurrenz hin, nicht mit noch so tollem Supermanagement.
Was müssen wir ändern?
Sehr schwierige Frage! Politiker ohne fachlichen Hintergrund haben es schwer, in wirtschaftlichen Feldern die richtigen Entscheidungen zu treffen. In China macht man das anders. Ich war absolut begeistert, die CEOs von großen Staatsunternehmen in China kennenzulernen – welches Bildungslevel und welchen Wissensstand die hatten! Also: Ausbildung für alle Bereiche – auch für Politiker."
SAP Projects, Licenses and German User Group DSAG
3 WochenLieber Markus Bierl, ich freue mich jetzt schon auf unser Treffen im Januar um auch den inhaltlichen Austausch zwischen den DACH Ländern und den #DSAG Gremien zu fördern. RISE und GROW with SAP, KI und weitere Themen im Lizenzumfeld treffen nun alle Kunden gleichermaßen. Schöne Grüße Detlev Hoffmann