In den letzten Tagen habe ich noch einmal über die vergangene Leipziger Buchmesse nachgedacht und möchte - wenn auch verspätet - noch ein Paar Gedanken teilen. Dieses Jahr war ich Teilnehmende an einem Panel über die Darstellung von queeren Charakteren in Literatur und Comics. Unter dem Titel „Vielfalt zwischen den Zeilen“ haben Luca Mael Milsch, Maurizio Onano, Nadine Lange und ich uns dem Thema gewidmet und haben spannende Impulse geteilt. Es ging vor allem nicht um die Frage „Ob“ wir uns damit auseinandersetzen sollten, sondern „Wie“. Was möchte ich als schreibende/zeichnende Person vermitteln und mit welcher Intention? Wie viel von meinen persönlichen Erfahrungen möchte ich in die Öffentlichkeit tragen, wenn ich als queere Person möglicherweise auf den Aspekt „queere Persönlichkeit“ reduziert werde? Es ist nicht immer leicht eine angenehme Distanz zu schaffen, ohne dabei das Gefühl zu haben, sich selbst zu verleugnen. Als Buchhändlerin freue mich diverse Themen weiter zu tragen und Menschen für verschiedene Themenbereiche zu begeistern. Aber auch ich stelle mir zu oft die Frage „Fühle ich mich wohl diesen Titel weiterzuempfehlen?“. Das klingt im ersten Moment vielleicht einschränkend oder bevormundend, aber vor allem bei „diversen“ Themen habe ich das Gefühl eine Verantwortung gegenüber schreibenden/zeichnenden Personen und meinem Gegenüber zu haben. Und wenn ich schreibe „fühle ich mich wohl“ meine ich nicht mein persönliches Empfinden, sondern viel mehr den Aspekt der generellen Repräsentation. Ich habe schon viele Bücher gelesen, in denen queere Charaktere ausschließlich Klischee- und Vorurteilsbehaftet beschrieben wurden. Muss das sein? Kann ein Charakter nicht einfach queer sein, ohne das es ein Alleinstellungsmerkmal ist oder den typischen Vorurteilen/Klischees entspricht? Eine ähnliche Frage stellt sich mir auch bei der Darstellung von queeren Schreibenden: Warum muss eine Person als queer beworben werden, wenn der Inhalt des Werkes sich möglicherweise gar nicht mit diesem Thema auseinandersetzt? Ich finde wir sollten den persönlichen Aspekt des „queer seins“ nicht immer in den Vordergrund stellen. Repräsentation ist wichtig und muss gefördert werden, aber das erreichen wir nicht, indem wir groß „queer“ in jede Anzeige schreiben oder auf Cover abdrucken. Viel mehr sollte es zum normalen Themenbereich der Literatur gehören, ohne das wir uns groß darüber Gedanken machen oder es besonders hervorheben. Literatur ist genau so vielseitig, wie ihre Lesenden/Schreibenden/Zeichnenden und das ist es, worauf es ankommt. In einem Gespräch mit Florian Noichl fiel dieser kurze, aber ausschlaggebende Satz: „Weniger in your face pink-/queerwashing, sondern mehr selbstverständliche Repräsentation ohne Effekt-Hascherei!“ Bitte Danke!
Beitrag von Emelie Porsack
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Selbstbezeichnungen...? Ich bin Schwarz und damit beziehe ich mich nicht auf meine Hautfarbe … Heute liegt mir das Thema „Selbstbezeichnungen“ auf dem Herzen, um für mich und andere einen sicheren Raum zu schaffen.💜 Oft finde ich mich in Situationen wieder, in denen mich Menschen als „farbig“ oder „dunkelhäutig“ bezeichnen. Viele erklären ihre Wortwahl damit, dass sie mit diesen Begriffen aufgewachsen seien; dass sie sich mit dem Begriff „Schwarz“ nicht wohlfühlen würden, da er negativ konnotiert ist. Dabei hat er als Selbstbezeichnung rein gar nichts mit diesen negativen Assoziationen gemein. 👉🏿Farbig ...ist eine koloniale Fremdbezeichnung, die Schwarze Menschen und People of Color als Abweichung von der weißen „Norm“ betrachtet und eine vermeintliche Hautfarbe beschreibt. Als rassistische Bezeichnung wird sie deshalb ebenso abgelehnt, wie der Begriff Dunkelhäutige.* 👉🏿Weiß Dieser Begriff hat keine biologische, sondern eine soziale und politische Bedeutung. Weiße Menschen sind in diesem Kontext diejenigen, die nicht von Rassismus betroffen sind und von den gesellschaftlichen Strukturen profitieren.* 👉🏿„Schwarze Menschen" ...ist eine Selbstbezeichnung und beschreibt eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position. „Schwarz“ wird großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt und keine reelle Eigenschaft, die auf die Farbe der Haut zurückzuführen ist.* 👉🏿People of Color ...Menschen of Color, BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) ist eine internationale Selbstbezeichnung von und für Menschen mit Rassismuserfahrungen.* Warum ist mir dieses Thema so wichtig? ➡️ Sprache beeinflusst, wie wir die Welt sehen. Respektvolle Selbstbezeichnungen helfen dabei, rassistische Denkweisen abzubauen und Unsicherheiten zu beseitigen. Eine bewusste und respektvolle Kommunikation ist der Schlüssel zu einer inklusiven Gesellschaft. ➡️ Aussagen wie „Das haben wir immer schon so gesagt“ relativieren die Konnotation der Begriffe nicht, sondern zeigen das Grundproblem: Das alte „Wir“ stellt eine weiße Mehrheitsgesellschaft dar. Das neue „Wir“ schließt Schwarze Menschen und People of Color ein. ➡️ Auch wenn ein weißer Mensch kein Problem mit der Reproduktion der Begriffe „farbig“ oder „dunkelhäutig“ hat, da die Intention nicht böse gemeint ist, fühlt es sich für mich verletzend an. Bist du unsicher, wie du BIPoC ansprechen kannst? Dann frage einfach nach der Selbstbezeichnung. 💜 *Quellen: • Neue deutsche Medienmacher*innen(2024). Glossar. In https://lnkd.in/dJm9-Tnf, eingesehen am 9.07.2024. • Schearer, Jamie, Haruna, Hadija (2013). Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). Über Schwarze Menschen in Deutschland berichten (Blogbeitrag). In https://lnkd.in/dKPv7g65, eingesehen am 9.07.2024. 📸 Melanie Brinkmann #TopVoicesEntrepreneurship #gründerin #lep #Rassismuskritik #Selbstbezeichnung #Inklusion #Vielfalt #Dekolonialisierung
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Es sind diese Bezeichnungen die uns als MENSCHEN voneinander entfernen !!!! Und vielleicht bekomme ich jetzt mega den Shitstorm, aber das ist es mir wert! Und Ja, Sprache schafft Bewusstsein. Dem stimme ich zu. Aber welches Bewusstsein hier geschaffen werden soll erschließt sich mir nicht. Ein Bewusstsein dafür, Menschen zu "bezeichnen"?! 🤔 Zu "bezeichnen" als was denn? Was ist das Ziel hinter Ziel, wenn jeder alle Bezeichnungen korrekt einstudiert hat? Je mehr Bezeichnungen es gibt desto mehr verliere ich die Orientierung. Das muss einfacher gehen mit dem "Miteinander". Wie wird meine Tochter "bezeichnet?" Sie ist hellhäutig, hat aber einen leichten "Teint"?!? Existiert sie in dieser Welt überhaupt? Sie hat noch kein Etikett. 🤷🏽♀️ Ich habe NICHT den Eindruck, dass wir so Brücken bauen. Es scheint mir mehr so, als sei ein großer Teil der Menschen komplett verwirrt. Ich für meinen Teil bin es jedenfalls... Anstatt Bezeichnungen für etwas zu definieren, worauf ich keinen Einfluss habe, wie meine Hautfarbe, will ich lieber wahrgenommen werden, für die Dinge, die ich tue, oder nicht tue. In meiner Arbeit geht es darum, Bewusstsein zu schaffen. Und das zu nächst mal für sich selbst. Und bist du dir deiner Selbst bewusst, geht es darum, wie man einen friedvollen Umgang mit Anderen, (Familie, Freunde, Partner Gesellschaft, Arbeitgeber) herstellt. ☝🏽Empathie und Resilienz spielen hier eine wichtige Rolle. Das kann meiner Erfahrung nach nicht funktionieren, in dem man die Lösung bei "Anderen" sucht. Darüber hinaus macht es für mein Verständnis mehr Sinn, Gemeinsamkeiten, zu finden, anstatt Unterschiede. Während unterschiedliche Kompetenzen durchaus sinnvoll sind, wenn es um Teambuilding geht. Das reine Schwarzsein, Weißsein, Farbigsein, Peopleofcolorsein, Mann- Frau oder Diverssein, sowie Rothaarigsein, Lockigsein, oder what ever, sind primär keine Kompetenzen. Es sind Umstände/Zustände, die wir uns als Menschen NICHT aussuchen. Wenn ich auch nicht abstreiten will, dass jeder dieser genannten Menschengruppen uvm. für sich aufgrund seiner individuellen Erfahrungen, sicherlich individuelle Kompetenzen vorzubringen hat. ABER Unter'm Strich kommen wir nur auf einen gemeinsamen Nenner, wenn wir uns mal endlich zu dem bekennen können, WAS WIR GEMEINSAM SIND!!! WIR ALLE, jeder von uns, ausnahmslos, ganz gleich, ob Schwarz, weiß, gelb, rothaarig, Mann, Frau, divers, Klein, groß, dick, dünn, arm, reich, Herkunft, Kultur, Glaube, Vergangenheit, Beeinträchtigung, uvm. WIR ALLE SIND MENSCHEN Nicht mehr und nicht weniger!!! Lasst uns doch hierfür Bewusstsein schaffen. ❤️ Und wir müssen einander nicht einmal mögen. Und müssen auch nicht gut finden, was jeder andere Mensch tut. Aber genau darin liegt die Kunst im Frieden schließen. 🍀 "Einander" akzeptieren, wie man ist. Und nicht den Anderen und dessen Meinung und Ansichten von Grund auf ändern wollen. Denn Empathie ist keine Einbahnstraße.
CEO ŌMAKA Naturkosmetik-Produkte für alle Lockentypen | Speakerin | LinkedIn Top Voice ‘23 | Zukunftsmacherin ‘23 | SupportHer ‘23 | LN Preis ‘23 | DFLA ‘22 | Finalistin IOD | für mehr Diversität in der Haarpflegebranche
Selbstbezeichnungen...? Ich bin Schwarz und damit beziehe ich mich nicht auf meine Hautfarbe … Heute liegt mir das Thema „Selbstbezeichnungen“ auf dem Herzen, um für mich und andere einen sicheren Raum zu schaffen.💜 Oft finde ich mich in Situationen wieder, in denen mich Menschen als „farbig“ oder „dunkelhäutig“ bezeichnen. Viele erklären ihre Wortwahl damit, dass sie mit diesen Begriffen aufgewachsen seien; dass sie sich mit dem Begriff „Schwarz“ nicht wohlfühlen würden, da er negativ konnotiert ist. Dabei hat er als Selbstbezeichnung rein gar nichts mit diesen negativen Assoziationen gemein. 👉🏿Farbig ...ist eine koloniale Fremdbezeichnung, die Schwarze Menschen und People of Color als Abweichung von der weißen „Norm“ betrachtet und eine vermeintliche Hautfarbe beschreibt. Als rassistische Bezeichnung wird sie deshalb ebenso abgelehnt, wie der Begriff Dunkelhäutige.* 👉🏿Weiß Dieser Begriff hat keine biologische, sondern eine soziale und politische Bedeutung. Weiße Menschen sind in diesem Kontext diejenigen, die nicht von Rassismus betroffen sind und von den gesellschaftlichen Strukturen profitieren.* 👉🏿„Schwarze Menschen" ...ist eine Selbstbezeichnung und beschreibt eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position. „Schwarz“ wird großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt und keine reelle Eigenschaft, die auf die Farbe der Haut zurückzuführen ist.* 👉🏿People of Color ...Menschen of Color, BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) ist eine internationale Selbstbezeichnung von und für Menschen mit Rassismuserfahrungen.* Warum ist mir dieses Thema so wichtig? ➡️ Sprache beeinflusst, wie wir die Welt sehen. Respektvolle Selbstbezeichnungen helfen dabei, rassistische Denkweisen abzubauen und Unsicherheiten zu beseitigen. Eine bewusste und respektvolle Kommunikation ist der Schlüssel zu einer inklusiven Gesellschaft. ➡️ Aussagen wie „Das haben wir immer schon so gesagt“ relativieren die Konnotation der Begriffe nicht, sondern zeigen das Grundproblem: Das alte „Wir“ stellt eine weiße Mehrheitsgesellschaft dar. Das neue „Wir“ schließt Schwarze Menschen und People of Color ein. ➡️ Auch wenn ein weißer Mensch kein Problem mit der Reproduktion der Begriffe „farbig“ oder „dunkelhäutig“ hat, da die Intention nicht böse gemeint ist, fühlt es sich für mich verletzend an. Bist du unsicher, wie du BIPoC ansprechen kannst? Dann frage einfach nach der Selbstbezeichnung. 💜 *Quellen: • Neue deutsche Medienmacher*innen(2024). Glossar. In https://lnkd.in/dJm9-Tnf, eingesehen am 9.07.2024. • Schearer, Jamie, Haruna, Hadija (2013). Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). Über Schwarze Menschen in Deutschland berichten (Blogbeitrag). In https://lnkd.in/dKPv7g65, eingesehen am 9.07.2024. 📸 Melanie Brinkmann #TopVoicesEntrepreneurship #gründerin #lep #Rassismuskritik #Selbstbezeichnung #Inklusion #Vielfalt #Dekolonialisierung
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Mit wachsender Präsenz werden auch mehr Trolle auf einen aufmerksam - damit muss man rechnen. Aber DAS hat mich gestern aus den Socken gehauen. Ihr erinnert euch vielleicht an mein Abendhimmel-Foto, das ich am Dienstag gepostet habe. Ich gab ihm den Titel “Looking Back” oder “Looking Up” - auf den Tag zurückschauen oder hochschauen, um etwas Schönes zu entdecken. Der Sinn interessierte einen meiner Follower - nennen wir ihn einfach Herrn Troll - jedoch ebenso wenig wie das Bild. Trotzdem kommentierte er meinen Beitrag nicht nur, sondern teilte ihn sogar mit seinem eigenen Text. Und warum? Ganz einfach: Der Titel störte ihn. Der ist so… englisch… Wir sind doch in Deutschland, Herr Troll ist Deutscher und will als Deutscher angesprochen werden… Ganz ehrlich: Wie weit sind wir denn schon? Darf man nicht mal mehr als Künstler frei entscheiden, in welcher Sprache man die eigenen Bilder betitelt? Darf in Deutschland alles nur noch (auf) Deutsch sein? Sind bunte Vielfalt und Mehrsprachigkeit Grund für Anfeindungen - sogar in der Kunst? Meine Erklärung, dass ich meinen Bildern englische Titel gebe, damit sie international von möglichst vielen Menschen verstanden werden, interessierte Herrn Troll übrigens auch nicht. Wir sind doch in Deutschland, er ist Deutscher und… Naja, das hatten wir schon. Nebenbei bemerkt: Ich bin nicht so deutsch wie mein Name. Genetisch betrachtet bin ich französisch, schottisch, litauisch, lettisch, schwedisch und deutsch. Sprachlich betrachtet bin ich deutsch, französisch und englisch, denn alle drei Sprachen sind meine Muttersprachen. Seelisch betrachtet bin ich einfach ein Mensch und komme von überallher. Denn das sind wir alle: Bürger dieser Erde. Wer anderer Meinung ist, möge dies zumindest nicht im Zusammenhang mit meinen Beiträgen und erst recht nicht mit meinen Bildern mitteilen. Denn meine Toleranz endet dort, wo Intoleranz anfängt - und wo Kunst missbraucht wird, um intolerante Gedanken zu verbreiten. P.S.: Herrn Troll habe ich inzwischen blockiert. Eigentlich schade. Ich hätte ihn gern noch gefragt, ob er mein Foto am Rechner oder auf seinem tragbaren Handfernsprechgerät angesehen hat, ob er manchmal diese dünnen, knusprig gebackenen Kartoffelscheiben isst und ob er seinen Personenkraftwagen immer an der Straße parkt, weil er weder in der Garage noch im Carport stehen darf… P.P.S.: Weiß jemand von euch, was man dagegen tun kann, dass Beiträge auf verunglimpfende Art geteilt werden? Kommentare kann man löschen, geteilte Beiträge leider nicht. #toleranz #respekt #akzeptanz #vielfalt #sprache #mehrsprachigkeit #kunst
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💡 Passend zu meiner Beitragsreihe💡 Sehr spannender Artikel zu Körpersprache bzw. Gestik: "Die Studie, die nun im Fachjournal „Frontiers in Communication“ veröffentlicht wurde, zeige, dass Menschen aus Italien und Schweden beim Erzählen einer Geschichte diese „auf unterschiedliche Weise entwerfen“, so Graziano. Die Forscherinnen führen das auf kulturell unterschiedliche rhetorische Stile und kulturell unterschiedliche Arten, eine Geschichte zu konstruieren, zurück." #gestik #kulturell #unterschied #kommunikation https://lnkd.in/dipertyy
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Wie siehst DU die Welt? Wer sich mit, ich nenn es mal 'systemischem Konstruktivismus' beschäftigt, dem ist klar das wir alle die Welt auf ganz unterschiedliche Weise wahr-nehmen. Was für den einen die Wirk-lichkeit ist, kann für den anderen ein absolut abgehobenes 'Konstrukt' sein. Sich dieser Zusammenhänge bewußt zu werden, war auf meinem Weg tatsächlich der zweite, einfache und klare Schritt. Der erste Schritt vor vielen, vielen Jahren war, dass ich 'zufällig' über eine interessante Studie gestolpert bin. Die Quelle ist mir leider verloren gegangen (damals war mir das noch nicht so wichtig wie heute). Worum es in der Studie ging: Eine Untersuchung bei Menschen einer nativen Bevölkerungsgruppe zur Sehwahrnehmung. Es ging darum zu untersuchen, ob nur die Farbbezeichnungen (für einige Farben gab es in der betroffenen Sprache keine Worte) aufgrund der Kultur anders als die gewohnten mitteleuropäischen sind - oder ob sich tatsächlich die Farbwahrnehmung unterscheidet. Also um herauszufinden, ob es beispielsweise eine rot/grün-Farbwahrnehmungsstörung spezifisch in dieser Bevölkerungsgruppe gibt. Dazu wurden Computergenerierte Bilder verwendet, wie diejenigen, die ich zur Illustration verwendet habe. Das für mich damals absolut faszinierende war folgendes Ergebnis: Einerseits konnten die untersuchten Personen tatsächlich gewisse Farbnuancen nicht unterscheiden, die für mich völlig klar unterscheidbar waren. GLEICHZEITIG konnten diese Menschen Farben unterscheiden, die für mich absolut gleich aussehen! Faszinierend! Wenn wir jetzt schon auf der physischen Ebene so unterschiedlich in der Wahrnehmung sind - wie unterschiedlich kann und darf die Wahr-nehmung dann erst sein und werden, wenn kulturelle und individuelle Prägungen dazu kommen. Das hat mich damals fasziniert und fasziniert mich noch heute. Und sicher hat genau das Lesen dieser Studie auch dazu beigetragen, wie ICH die Welt heute wahr-nehme.
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1.444 Kommentare, viele Emojis, noch mehr Ausrufezeichen, drei Teams: Team A: Das ist ja wieder unglaublich! Diese irre Cancel Culture ist auch nur im links-grün-woken Deutschland möglich, bald darf man ja überhaupt nichts mehr sagen! Ich bin mit N**erküssen in Z**eunersosse groß geworden, mit Winnetou! Und MIR hat es auch nicht geschadet! Denkt denn hier niemand an die armen Kinder? Grüner Mist! Hier... was die Baerbock wieder für ihre Visagistin ausgibt, eine Frechheit, die feine Gräfin Mariza, keinen Tag im Leben gearbeitet! Team B: Also, sorry, Leute. Aber ich finde, solche Eingriffe zerstören die Integrität eines literarischen Werkes, zudem rauben sie den Rezipienten (uns Erben des kolonialen Terrors) den so wichtigen Reflexionsraum. Die Geschichte lässt sich nicht ungeschehen machen – nur weil man Worte versteckt – und wie soll man aus dem Vergangenen lernen, wenn man dessen Spuren beseitigt? Wir müssen wieder lernen, zu unserer Schuld zu stehen und vor allem, sie zu erklären! Team C: Es handelt sich um ein Kinderbuch – der Verlag setzt die Altersempfehlung bei sechs Jahren. Natürlich sollten Kinder in diesem Alter nicht von den Lieblingscharakteren ihrer Gute-Nacht-Geschichten rassistische Stereotype vorgespielt bekommen, das ist völlig daneben. Und wir können von kleinen Menschen, die gerade einmal 1,10 Meter groß sind, nicht verlangen, dass sie per Fuß- und Endnote und Quellenzitat differenziert den historischen Gebrauch verletzender Worte oder ganzer diskriminierender Topoi durchdringen. Vollkommen anders sieht das übrigens schon bei Jugendliteratur ab vielleicht zwölf Jahren aus: Hier können kritische Ausgaben durchaus Sinn machen. Wie man nicht Teil von Team C sein kann, will sich mir nicht erschließen.
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Hate für Mrs Germany - wenn Kommentare im Internet einfach zu viel werden🤬 Vor etwas über einer Woche wurde die neue Mrs Germany gewählt. Der Preis wurde vor einigen Jahren in Deutschland vom reinen Schönheitswettbewerb zu einem Wettbewerb für Female Empowerment geändert. Hier ein kurzer Auszug von der Website: "Miss Germany ist schon lange kein Schönheitswettbewerb mehr und hat sich vor drei Jahren zum First Mover für Female Empowerment entwickelt. Während im globalen Vergleich noch für „Weltfrieden“ geworben und Vaseline auf die Zähne geschmiert wird, haben wir Laufsteg und Krone durch Mission & Megafon ersetzt." 🔥 Weniger Oberflächlichkeit und deutlich mehr Unterstützung von Frauen in der Gesellschaft. "Für eine Welt, in der Gleichstellung keine Fiktion, sondern Fakt ist!" Die neue Mrs Germany ist Apameh Schönauer (hier im Bild) - und der Hate ist grenzenlos. Auf ihrem Instagram Account sind die Top-Kommentare: 🤮 "Wenn du ehrlich zu dir selbst bist weißt du das du diesen Titel nicht verdient hast!" 🤮 "Ich glaube immer noch an einen April Scherz" Und das sind nur die Harmlosen. Wir müssen wirklich lernen, mit Kommentaren aufzupassen. Ich weiß selbst, wie es ist, hier und da mal einen wirklich fiesen Kommentar zu bekommen. Und das lässt mich schon nicht kalt. Ich will also gar nicht wissen, wie es Apameh dabei geht, tausende solcher Kommentare zu erhalten. Man kann über eine solche Wahl und ein solches Event immer in den Diskurs gehen, keine Frage. Aber der Ton macht immer die Musik. Beleidigungen haben da GAR NICHTS zu suchen. Auch nicht hier auf LinkedIn getarnt in vermeintlicher intellektueller Überheblichkeit. Ich z.B. finde, dass sich die Wahl in eine richtige Richtung entwickelt. Auch, wenn sicher nicht alles perfekt ist, ist es einfach überholt, pure Äußerlichkeiten auf Bühnen zu vergleichen. Bestes Beispiel hierfür ist Kira Marie Cremer. Mit ihrer Teilnahme an Mrs Germany und dem 2. Platz nutzte sie diese Aufmerksamkeit, um das Thema New Work in Deutschland voranzubringen. Lasst uns bitte alle immer einen kleinen Moment nachdenken, bevor wir etwas Böses online schreiben. Es hilft meistens schon, wenn man sich kurz fragt, ob man das der Person persönlich ins Gesicht sagen würde. Die Antwort ist dann meistens: NEIN.
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Wir müssen reden. Zuhören. Uns erinnern. Um uns richtig zu entscheiden. Wir brauchen Raum für Geschichten. Zum zweiten Mal hatte Anja Blau Frauen zu ihrem ostdeutschen Erzählsalon nach Berlin eingeladen. Ihre Fragen kommen leichtfüßig daher und öffnen in Sekunden den Erzählraum weit. • Was bedeutet Frau sein für dich? • Was bedeutet es für dich, Ostdeutsche zu sein? • Was hast du von deiner Mutter gelernt? Die Antworten haben es in sich. Ungeschminkte Erinnerungen fluten den Raum, den wir gemeinsam halten. Es gab Absurdes, das nach Jahrzehnten kaum noch wahr scheint. Da waren Übergriffe auf Körper und Seele. Abgründe hinter der Emanzipation ostdeutscher Frauen, die per Gesetz den Männern ja sooo gleich waren. Freiheiten und Lebenslust, die heute neu erobert werden müssen. Im Raum schwingen leise Töne, Stimmen mit Humor und Empathie für Perspektiven, die nicht die eigenen sind. Wir sind auf der Suche, befragen uns auch selbst. Keine muss angesichts von Dilemmata gleich wissen, was gar nicht sein kann oder was „DIE Wahrheit“ ist. 📕 Buchtipp: „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“. Gröscher| Mädler| Seemann hätten ihre Freude an uns. Selbst wenn wir beim Wasser bleiben. Bei ihnen lese ich auch zum ersten Mal vom Begriff der posttraumatischen Verbitterungsstörung, die dich erwischen kann, wenn du Kränkungen, Herabwürdigungen und Misserfolge nicht verarbeiten konntest und pathologisch reagierst (Definition lt. Charite). 😓 Autsch. Ich denke an das, was vielen Ostdeutschen in den 90ern begegnet ist. Auch meinen Eltern. Doch diese Verbitterung darf nicht die Triebkraft sein, die uns in die Zukunft führt. Weder gesellschaftlich noch persönlich. Damit ist keinem Menschen geholfen. Es braucht neue Drehbücher: persönlich und gesellschaftlich. Im Erzählsalon endet der Abend mit der Frage nach dem Wunsch, den wir für Nachfolgegenerationen haben. Mit jeder Antwort wird klar, dass wir für diese Wünsche etwas tun müssen. Aktiv: 👉 Zuhören. 👉 Erzählen. 👉 Dialogräume schaffen. 👉 Aushalten, das manches schwer auszuhalten ist. 👉 Gemeinsam weitergehen. In mir sind in mir noch viele drängende Fragen. Deshalb kann ich den nächsten Erzählsalon kaum erwarten. Danke Anja Blau für dein #Engagement und deine #Zivilcourage .
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Ich habe mit einer ganzen Reihe von Unternehmen gesprochen. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich ein Medienkünstler bin, wenn ich nach meinem Beruf gefragt wurde. Wenn ich dann fortfahre und, sagen wir, über das Handwerk des Stimmschauspiels spreche (das ich neben dem Werbetexten betreibe), dann bin ich ein Nerd und halte mich nicht zurück. Sie fragen danach. Sie kriegen es. Dennoch, oder gerade weil ich den künstlerischen Nerd in mir und meine Ideen über die Kunst und das, was es einem Unternehmen bringen kann, offenbare, erhalte ich als Feedback nur stilles Schweigen. Nicht einmal ein "Nein, wir möchten nicht mit Ihnen arbeiten". Ich denke daher... Unternehmen machen sich in die Armani-Hose, wenn sie daran denken, einen Künstler zu engagieren. Was sie nicht sehen? Künstler sind "Störenfriede" in dem Sinne, dass sie ihnen den Spiegel vorhalten, um zu zeigen, was nicht funktioniert; das ist die komödiantische Seite des Künstlerseins. (und Komik gibt es in vielen Aspekten eines *sEriÖsen* Geschäftsumfelds) Künstler können einem Unternehmen helfen, nicht zu gemütlich und zu bequem zu sein. Künstler helfen dabei, die hungrige und törichte Denkweise weiter voranzutreiben. Also ja... Vielleicht ist das, was Ihr Unternehmen braucht, ein Unruhestifter. Oder wie ChatGPT es sagen würde... Ein Tunichtgut (scallywag) Und das macOS "Lexikon" würde hinzufügen... > Eine Person, typischerweise ein Kind, die sich schlecht benimmt, aber eher auf amüsante als auf schädliche Weise; ein Schlingel: Ihr Sohn ist ein Taugenichts. So, das war's. Ein Künstler benimmt sich schlecht, aber eher auf amüsante als auf schädliche Art und Weise, weil er ein Schlingel ist. Das führt mich zum letzten Punkt: Der Arbeitsplatz hat seine Verspieltheit verloren. WIE ZUM TEUFEL WOLLEN SIE INNOVATIV SEIN, WENN SIE NICHT SPIELEN?! DAS ist es, was Künstler auf den Tisch bringen. Künstler spielt. Künstler experimentiert. Künstler fordert heraus. Künstler innoviert. Und wenn ich "Künstler" sage, beziehe ich mich nicht unbedingt auf eine Person, sondern auf die "Künstlermentalität". Wie steht es um die Künstlermentalität in Ihrem Unternehmen? Unterentwickelt? Ja, aber es ist nie zu spät, einen Künstler einzustellen. Besser jetzt als nie, vor allem jetzt, wo die KI Ihnen in den Hintern tritt. Alexander "radikal widerspenstiger Schurke" Kluge
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Mein erstes Rhetoriktraining hatte ich im Alter von 15 Jahren bei Dominikanern. Drei Tage hinter Klostermauern. Mein Papa ist Chilene, meine Mutter ehemalige Konrektorin einer katholischen Schule. Klar, dass in meiner Kindheit Kirche eine große Rolle gespielt hat. Der Mai war voller kirchlicher Feiertage. Vielleicht musste ich deshalb darüber nachdenken, was RednerInnen von den Inszenierungstechniken der Kirche lernen können. Damit meine ich übrigens nicht , wie kommunikativ mit den aktuellen Herausforderungen umgegangen wird. Ich meine die Wirkungstechniken der klassischen Gottesdienste. In Sachen Inszenierung ist Kirche nämlich ein echter „First-Mover“: 👉 Aufstehen. Hinsetzen. Hinknien. Gottesdienste versetzen die Anwesenden in Bewegung. „Motion creates Emotion“. Bewegung sorgt für Emotion. Die Kirche steuert bis heute über Bewegung die Emotionen der Teilnehmenden. These: In deutschen Meetings und bei Präsentationen wird viel zu wenig mit körperlicher Interaktion gearbeitet. 👉 Harte Bänke – kalte Kirchen Raumklima und Sitze schaffen Wirkung. Die Kirche hat's früh erkannt. Abschalten geht nicht – zu unbequem. Die harten Bänke sorgen für die aufrechte Haltung. Studien belegen, dass eine aufrechte Sitzhaltung das Denken fördert. Das gilt auch für kühle Räume. These: Wir sitzen oft zu bequem und in zu warmen Räumen. 👉 Storytelling Geschichten sind wie Trojanische Pferde. Der kritische Geist öffnet das Tor – das Herz ist berührt. Mit einem ordentlichen Fundus an Geschichten, lassen sich seit fast 2.000 Jahren Menschen bewegen. Das ganze Konzept basiert auf Storytelling. These: Storytelling stärkt den Glauben an Transformation. 👉 Interaktionstechniken Der Priester trägt vor, die Gemeinde antwortet (z.B. Fürbitten, Psalmengesänge). Solche Interaktionstechniken binden ein, schaffen Gemeinschaft. Barack Obama machte den Ruf „Yes we can!“ weltberühmt. Der 44. US-Präsident hat für seine erste Kampagne ohnehin bei der Kirche abgeguckt. Seine bekanntesten Reden wirken wie Predigten. Interaktionen beginnen schon mit guten Fragetechniken. These: Wir erleben immer noch zu viele Präsentationen und zu wenige Talks. 👉 Gemeinschaftsgefühl fördern Menschen möchten irgendwo dazugehören. Das kennen wir. Auch hier auf LinkedIn. „Community“ ist das Schlagwort einer modernen Gesellschaft. Durch Rituale, Symbolik und Sprache wird dieses Gefühl gestärkt. Wer es durch seinen Auftritt schafft, ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen, ist ganz weit vorne. Die katholische Kirche setzt seit Ewigkeiten auf Community-Building. These: In vielen Teams, Abteilungen oder Unternehmen wird zu wenig auf Community-Building geachtet. ❌ Das hier ist kein Plädoyer für oder gegen die Kirche. Das ist nicht mein Thema. ✔ Nur eines ist mir wichtig: Die Wirkungstechniken der Kirche mögen oftmals veraltet erscheinen, doch in ihrem Kern liegt eine zeitlose Wirkung, die für unsere moderne Business-Welt neu interpretiert werden kann. Wir sollten sie für uns nutzen. Oder?
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offen für den Zufall
7 MonateJa, alles richtig! Da ich aber in meiner eigenen "Queerness" noch so am Anfang stehe, freue ich mich, leichter auf Literatur zu stoßen, die zu meinem "neuen" Lebensgefühl passt. Wenn queer nicht irgendein verkaufsförderndes Label ist, hilft es viel, "Queerness" sichtbar zu machen. Wenn die Gesellschaft weiter ist, können wir es sicher wieder lassen. Ich war auch beim Panel und habe so das wunderbare Buch von Luca Mael Milsch entdeckt (Sieben Sekunden Luft). So stelle ich mir die Literatur der nahen Zukunft vor. Queer kommt vor, ist aber nicht das Thema. Danke