Beitrag von Franz Sommerfeld

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Publizist

In der Tradition Konrad Adenauers. Es ist vollbracht - Nicht, dass es uns schwer gefallen ist, auf Fahrten durch Frankreich 7 Stunden und 26 Minuten Cohn-Bendit zuzuhören, eher beeindruckte uns, wie ausdauernd und anregend der jetzt 79-jährige zu diskutieren und argumentieren versteht. Dass ihm gelegentlich Namen nicht einfallen, ist mir, dem jüngeren wohl vertraut. Christoph Amend und Jochen Wegner haben mit ihrem Zeit-Podcast „Alles gesagt?“ ein neues eigenes Format geschaffen: Allein durch das Gespräch, ohne Ton- und andere Schnipsel, Einspielungen oder mehr, entsteht das Bild eines Menschen, in diesem Fall ein sehr politisches, aber auch sehr persönliches, wenn Cohn Bendit über die Diskussion mit seiner Frau spricht, die ihm angekündigt hat, ihm die Enkel zu bringen, wenn der an Blasenkrebs erkrankte seine Absicht verwirklichen wolle, zu gegebenen Zeit sein Leben selbst zu beenden. Cohn Bendit führt durch die deutsche und europäische Geschichte. Er steht mit seinem entschlossenen antitotalitären Antikommunismus und dem europäischen Denken für die Westbindung der zweiten deutschen Republik in der Tradition Konrad Adenauers und hat sie mit seiner antiautoritären Bereitschaft bereichert, in die Nachkriegszeit hinüber gerettete Traditionen der Vorkriegszeit zu brechen oder zumindest in Frage zu stellen. Zugleich muss er sich wie andere, die mit grossem Temperament für Veränderung eintraten, der Erkenntnis stellen, mit dem Zeitgeist auf menschenfeindliche Abwege geraten zu sein: Seine pädophilen Texte aus den Neunzehnhundertsiebzigern werden ihn immer verfolgen. Sie bleiben und lassen sich nicht abschütteln. Auch das zeigt dieses Gespräch eindringlich. Spannend ist, ihm zuzuhören, wie er den französischen Staatspräsidenten Emanuel Macron erklärt, dessen Angebot, Umweltminister zu werden, er ausschlug, und natürlich Joschka Fischer und die Leute von der RAF, deren Ideen er in der postkolonialen Bewegung der Gegenwart wieder entdeckt. Jude zu sein, hat ihn sein Leben lang begleitet, aber nie so stark wie seit dem Überfall der Hamas. Und er wäre nicht er, würde er es nicht zumindest für möglich halten, dass aus diesen Verbrechen eine Zwei-Staaten-Lösung entstehen könnte. https://lnkd.in/e2AXmYyC PS: Wer Lust hat, mehr zu hören, dem sei der östliche „Widerpart“ zu Cohn-Bendit empfohlen, Wolfgang Biermann, der Ex-Kommunist, 7 Stunden und 41 Minuten, der ganz anders als beim diskursiven Cohn-Bendit eine grandiose Selbst-Inszenierung liefert. Mit Gitarre nur in den letzten Minuten und dem wundervollen Wort „cancelkrank“. Ein Kunstwerk. https://lnkd.in/e3sQiSJm

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