In der Tradition Konrad Adenauers. Es ist vollbracht - Nicht, dass es uns schwer gefallen ist, auf Fahrten durch Frankreich 7 Stunden und 26 Minuten Cohn-Bendit zuzuhören, eher beeindruckte uns, wie ausdauernd und anregend der jetzt 79-jährige zu diskutieren und argumentieren versteht. Dass ihm gelegentlich Namen nicht einfallen, ist mir, dem jüngeren wohl vertraut. Christoph Amend und Jochen Wegner haben mit ihrem Zeit-Podcast „Alles gesagt?“ ein neues eigenes Format geschaffen: Allein durch das Gespräch, ohne Ton- und andere Schnipsel, Einspielungen oder mehr, entsteht das Bild eines Menschen, in diesem Fall ein sehr politisches, aber auch sehr persönliches, wenn Cohn Bendit über die Diskussion mit seiner Frau spricht, die ihm angekündigt hat, ihm die Enkel zu bringen, wenn der an Blasenkrebs erkrankte seine Absicht verwirklichen wolle, zu gegebenen Zeit sein Leben selbst zu beenden. Cohn Bendit führt durch die deutsche und europäische Geschichte. Er steht mit seinem entschlossenen antitotalitären Antikommunismus und dem europäischen Denken für die Westbindung der zweiten deutschen Republik in der Tradition Konrad Adenauers und hat sie mit seiner antiautoritären Bereitschaft bereichert, in die Nachkriegszeit hinüber gerettete Traditionen der Vorkriegszeit zu brechen oder zumindest in Frage zu stellen. Zugleich muss er sich wie andere, die mit grossem Temperament für Veränderung eintraten, der Erkenntnis stellen, mit dem Zeitgeist auf menschenfeindliche Abwege geraten zu sein: Seine pädophilen Texte aus den Neunzehnhundertsiebzigern werden ihn immer verfolgen. Sie bleiben und lassen sich nicht abschütteln. Auch das zeigt dieses Gespräch eindringlich. Spannend ist, ihm zuzuhören, wie er den französischen Staatspräsidenten Emanuel Macron erklärt, dessen Angebot, Umweltminister zu werden, er ausschlug, und natürlich Joschka Fischer und die Leute von der RAF, deren Ideen er in der postkolonialen Bewegung der Gegenwart wieder entdeckt. Jude zu sein, hat ihn sein Leben lang begleitet, aber nie so stark wie seit dem Überfall der Hamas. Und er wäre nicht er, würde er es nicht zumindest für möglich halten, dass aus diesen Verbrechen eine Zwei-Staaten-Lösung entstehen könnte. https://lnkd.in/e2AXmYyC PS: Wer Lust hat, mehr zu hören, dem sei der östliche „Widerpart“ zu Cohn-Bendit empfohlen, Wolfgang Biermann, der Ex-Kommunist, 7 Stunden und 41 Minuten, der ganz anders als beim diskursiven Cohn-Bendit eine grandiose Selbst-Inszenierung liefert. Mit Gitarre nur in den letzten Minuten und dem wundervollen Wort „cancelkrank“. Ein Kunstwerk. https://lnkd.in/e3sQiSJm
Beitrag von Franz Sommerfeld
Relevantere Beiträge
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Nicht nur Francis Fukuyama dämmert es: Das Ende der Geschichte lässt weiter auf sich warten. Anfang der 1920er Jahre konnte die Avantgarde-Tänzerin Valeska Gerd diese Entwicklung nicht vorhersehen. Doch typisch Avantgarde, hatte sie ein Gespür für den Zeitgeist. Vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs der Monarchie und des stürmischen Aufkommens der Demokratie rief sie aus: „Die alte Welt ist morsch, sie knackt in allen Fugen. Ich will helfen, Sie kaputtzumachen.“ Ein Jahrhundert später sehen wir uns mit dem Gegenteil konfrontiert: Die Rückkehr der Autokraten scheint beschlossene Sache. Der Technofeudalismus kündigt sich drohend an. Die alte Welt in Form der liberalen Demokratie steht auf erodierenden Säulen. Doch statt zu rufen: „Kaputtmachen!“, müssen wir heute das Fundament unserer Gesellschaft verteidigen und stützen. Krisen von Gesellschaftsmodellen sind oftmals Krisen des dahinterstehenden Narrativs. Politische Systeme scheitern, wenn eine kritische Masse nicht mehr an sie glaubt. Für uns bedeutet das: Wir müssen die Erzählungen der liberalen Demokratie zurück in das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft rücken – ihre Errungenschaften, ihre Kämpfe, ihre Protagonisten und Protagonistinnen. Insbesondere München sollte als Keimzelle der ersten Republik Deutschlands hierbei eine Vorreiterrolle einnehmen. Doch stattdessen wird dieser Aufgabe nur sehr selektiv und lückenhaft nachgekommen. Weshalb befindet sich am ersten Standort des bayerischen Parlaments in der Prannerstraße kein Museum der bayerischen Demokratiegeschichte? Warum stehen die Namen der feministischen Vorkämpferinnen Anita Augspurg – der ersten promovierten Juristin Deutschlands – und Sonja Lerch nicht im Zentrum eines erinnerungspolitischen Diskurses? Weshalb wird der Geburtshelfer der bayerischen Demokratie Kurt Eisner („Bayern ist fortan Freistaat!“) an den Rand des kollektiven Gedächtnis gedrängt? Und warum entzieht man ausgerechnet den Theaterbühnen dieser Stadt die Mittel, die nötig wären, um genau diese Geschichten zu bewahren und weiterzuerzählen? Die Demokratie in Bayern hat eine wunderbare, progressive Geschichte. Sie hat dank äußerer Hilfe die größte anzunehmende Katastrophe überstanden, der Gesellschaft glückliche Befreiungsmomente und einen zivilisatorischen Sprung ermöglicht. Es ist an der Zeit, diese Erfolgsgeschichte neu zu erzählen – nicht als nostalgisches Denkmal, sondern als lebendige Erinnerung, die in die Zukunft weist. Es liegt an uns, das Fundament, das kollektive Gedächtnis, zu stärken – und neue Utopien darauf zu errichten.
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Klare Worte!
Querdenker Ministerpräsident Kurt Biedenkopf! Ja, richtig gelesen. Kurt Biedenkopf. Jedenfalls, wenn Altkanzler Helmut Schmidt recht hatte. Querdenker als Kompliment wohlgemerkt. Bundeskanzler Helmut Schmidt würdigte damit die Fähigkeit, neue Lösungen zu finden und nicht im Althergebrachten zu „versauern“. Querdenker in der Wissenschaft, wie Galileo Galilei oder Alfred Wegener (Theorie der Plattentektonik), waren ihren Zeitgenossen, stets suspekt. „Die spinnen“, nicht nur die Römer, wie wir in Asterix lernen konnten, sondern natürlich auch solche Ausnahmetalente. Fachfremde, wie Heinrich Schliemann, wurden sofort als „Ketzer“ verdammt. Die Liste ist lang. Von „Hosiana“ bis „ans Kreuz mit ihm“. Heute können wir uns zurücklehnen. Dank Aufklärung. Dank Wissenschaft Dank Demokratie Oder doch nicht? Die willigen Helfer der Meinungs Inquisition, lehren uns das Gegenteil. Querdenker werden jetzt zusätzlich zu „Leugner“ erklärt. Die haben „Verschwörungstheorien“ und stehen wohlmöglich mit dem Teufel im Bunde. Zeit für Bücherverbrennung und Scheiterhaufen. Der böse Wille war da. Tatsächlich stand dem nur die Aufklärung und der Rest des Rechtsstaates entgegen. Ganz knapp. „Wir brauchen neue Verschwörungstheorien. Die alten sind alle wahr geworden“, so die Einsicht eines Betroffenen. Die Wahrheit ist lästig. Kommt sie doch oft unpassend. „Das Internet, welches für uns alle neu ist“ (Bundeskanzlerin Angela Merkel), serviert uns jetzt sogenannte „Files“. Ganz unverblümt, Ganz eindeutig, Ganz entlarvend. „Der Kaiser ist nackt“. Staat, Politik, Justiz, Kirchen und Gesellschaft haben versagt. Sind vorsätzlich getäuscht worden. Kein Versehen. „Ich will Handschellen klicken hören“, die berechtigte Forderung von Peter Hahne, spricht Vielen aus der Seele. Doch gerade diejenigen, die sich von Anfang an, gegen die „Inszenierung“ gestellt hatten und schwere Repressalien zu ertragen hatten und haben, bitte ich folgende Gedanken zu berücksichtigen. Was war die Motivation für euer Handeln? War es nicht, andere Menschen zu warnen? War es nicht, andere Menschen vor Schaden zu bewahren? War es nicht, Unrecht zu verhindern? War es nicht, die Wahrheit zu finden? Lauter edle Motive. Motive, die den Verantwortlichen scheinbar fremd sind. Motive, die man durch Rache nicht beschämen sollte. So sehr die Forderung nach Genugtuung berechtigt ist, ist die rückhaltlose Aufklärung ungleich wichtiger. Keine Angst. Die Sanktionen gegen die Täter wird kommen. So sicher wie das Amen in der Kirche. Allerdings mit rechtsstaatlichen Mitteln. Dazu gibt es wirklich keine Alternative. Das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen, ist insbesondere für Ärzte und Wissenschaftler, die sich nicht an dem Experiment beteiligt haben, ungemein wichtig. Wichtig für die eigene Reputation, aber auch um den oben genannten Motiven, wieder den Platz einzuräumen, die sie für eine humane Gesellschaft von existenzieller Bedeutung sind. Teil 1/3 Robert Ellinghoven 07.09.2024
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Heute gab´s wohl mal was „Wesentlich Wesenthaftes" in der Kantine des EU-Parlamentes … EU-Krake in scharfer Sauce. Wenn wir Phänomenologen zum Griechen gehen, gibt es nach dem Streifzug durch die Knoblauchfelder zum Ouzo & Mocca noch jede Menge Wahrheit. Natürlich im Griechischen Sinne. Nicht dieses Konstruktivisten-Geschwurbel für heulsusige RealitätsVerweigerer, die die Wahrheit (im Endstadium sogar die messbare) für die Erfindung eines Lügners halten. Immer ein netter side-step, wenn man in der Welt seriöser Wissenschaft vor allem Bratkartoffeln & Bahnhof versteht. Die Vokabeln "komplex" und "Paradoxie" kommen dann auch sehr häufig in den Sätzen der Adepten vor, was dann besonders putzig klingt. Fast wie wenn Herr Habeck auf der PhilClogne von Ikarus schwärmt, compare bei Minute 15 : https://lnkd.in/eHTUN-7p Denn „komplex“, „Paradoxie“ und „Ikarus“ klingen für 80 % unter Gaussens Glocke schon unglaublich klug und sind es (Achtung Paradoxie) auch gar NICHT ... Bei einer lauwarm systemtheoretisch angebrüteten Fassung kommt dann z.B. ein Banker mit drei Studienabschlüssen heraus, der über ein volles Jahr nicht in der Lage ist, die Grundzüge der Geldschöpfung zu erläutern, weil der überforderte 9 to 5-ler "keine Zeit" habe, sich mit dem zu befassen, was andere mal eben auf einer U-Bahnfahrt recherchieren. So eine radikalkonstruktivistische Fundierung ist schon sehr nützlich - gerade auch um Wesenhaftes „nachhaltig“ zu verdrängen. Denn als ich dem PrachtBanker dann den Buchungssatz in einem T-Konto hinpinselte, behauptete er, dieser sei falsch, konnte das aber nicht begründen. Ja, so eine radikalkonstruktivistische Fundierung ist wirklich klasse. Nur noch zu toppen von unserer quietschgrün vergnügten Freikirche, Politik-beraten von radikalen Konstruktivisten. Und nicht falsch verstehen: Systemische Aufstellungen sind ein wirklich nützliches Instrument, das war es dann aber auch schon so gut wie ... Vom Rest verfängt eignetlich nur Luhmanns Humor, denn der hatte wirklich Klasse. Und ich denke ja, das sein Zettelkasten bis heute über die Luhmann-Adepten Schubladen-breit grinst. Denn in Wahrheit schrieb der Zettelkasten das alles - als autopoietisches System … Niklas Luhmann selbst war in der Zeit auf Griechenland-Reise, wie ich von Insidern weiß. Und jeden zweiten Abend verlangte ihn nach : Krake in scharfer Sauce. Ceterum censeo: Der eigentlich Meister ist natürlich Heinrich Rombach, denn er denkt über (umkippende) Systeme hinaus und durch sie hindurch : https://lnkd.in/eA55v_-w Dabei identifiziert er mit Blick auf (umkippende) Systeme die Kunst als einzige Rettung und idealtypische Gestaltungsfolie … Wir werden sie wieder brauchen, echte Künstler. Kunst kommt von Können. #eu #europa #europe #krake #deutschland #konstruktivismus #systemik #systemtheorie Fritz B. Simon Heiko Kleve
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Mäßige Dich! Ein Selbstgespräch über das gute Leben. Wir brauchen einen neuen und anderen Diskurs über unsere Grundwerte Eine Rezension von Rainer Monnet Kurt E. Beckers neues Buch kommt mit seinen zeitlos relevanten Thesen zur rechten Zeit. Denn „Mäßigung“, ist eine der vier Kardinaltugenden abendländischen Denkens bereits seit Sokrates. Sie ist das Zukunftsgebot schlechthin in einer durch Klimawandel, Kriege und Terror vielfältig aus den Fugen geratenen und von den Medien darüber hinaus für Quote und Auflage zusätzlich missbrauchten Welt. Beckers „Selbstgespräch über das gute Leben“, so der Untertitel des Buchs, betrifft uns alle, die wir mittendrin im Strudel der Irrungen und Wirrungen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft um Orientierung ringen. Eine menschheitliche Lösung all der Katastrophen, Krisen und Problemen, in die wir uns hineinmanövriert haben, ist weit und breit nicht in Sicht - nicht zuletzt in unserer Gier nach dem „Allzeit-Alles im Allzeit-Jetzt“, wie Becker den konsumistischen Wohlstandsrausch unserer westlichen Zivilisation trefflich charakterisiert. Im Gegenteil. Sogar traditionelle Bündnisse bröckeln und in quasi allen Gesellschaften der westlichen Hemisphäre zerklüftet ein tiefer Graben konträrer Weltanschauungen die politische Landschaft. Das reicht bis hinein in unsere familiären Ordnungen. In Anbetracht dessen muss alles auf den Prüfstand einer menschheitlichen raison d’etre, was uns bislang in unserem zivilisierten Leben lieb und wichtig war. Es braucht einen neuen Grundwerte-Diskurs, geleitet von dem Gedanken, dass die Allgemeinen Menschenrechte für alle (!) Menschen gelten müssen, wenn sie ihrer prinzipiellen Legitimation nicht verlustig gehen wollen. Damit einher geht die notwendige Forderung nach Mäßigung im Leben des Individuums und der Spezies in gleichen Maßen. Denn ein möglichst gleichmäßig verteilter Wohlstand unter Milliarden Menschen ist schon in der Theorie eine Herausforderung gewaltigen Ausmaßes. Es wird auf jeden Fall eine neue Verteilungsbalance und eine Neubewertung der Dinge auch des täglichen Lebens brauchen, um dem Zielhorizont eines für alle guten Lebens eine realistische Dimension zu geben. Genau diese Fragen thematisiert Becker und nimmt seine Leser dabei mit auf eine erkenntnisreiche Reise nicht zuletzt durch die Kultur- und Geistesgeschichte unserer zivilisierten Welt - von Goethes maßlosem „Faust“, Freuds und Groddecks Tiefenpsychologie, über die griechische Mythologie und Sisyphos, das Bürokratie-Monster „ESG“ bis hin zum Geist des Internets und einer Neuinterpretation von Friedrich Nietzsches „Übermensch“. Beckers Buch ist eine unbedingt zur Lektüre empfohlene Auseinandersetzung mit unserer, wie er es selbst gerne benennt‚ ‚so und nicht anders gewordenen Wirklichkeit‘ mit all ihren Verwerfungen. Kurt E. Becker: Mäßige Dich! Ein Selbstgespräch über das gute Leben: Das Allzeit-Alles im Allzeit-Jetzt?, https://lnkd.in/ef4AKJVS
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Die Realität ... not amused Steinmeier, Bruch der Ampelkoalition, Trump, Krieg, Pandemie ... Die Vergangenheit ist ein integraler Bestandteil unserer individuellen und kollektiven Erfahrung. Sie umfasst sowohl positive als auch negative Ereignisse, die wir auf unterschiedliche Weise interpretieren und bewerten. Die Fähigkeit, die eigene Vergangenheit zu verstehen und zu erklären, ist eine komplexe und subjektive Angelegenheit. Die Anerkennung der Realität stellt dabei eine grundlegende Voraussetzung dar. Die Prognose zukünftiger Ereignisse stellt eine wesentlich schwierigere Aufgabe dar und ist nur in begrenztem Umfang möglich. Hierbei spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle, darunter Gefühle, Erfahrungen, Hoffnungen, Erwartungen und Ängste. Beispiele für den Umgang mit der Realität gibt es zuhauf. Ich nenne als aktuelles Beispiel für den Umgang - mit der eigenen Geschichte - mit den eigenen offensichtlichen Fehlern und darüber hinaus - mit denen der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik insgesamt den Umgang des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier mit seiner eigenen (politischen) Vergangenheit. Die Lebenslügen rund um Russland (Nord Stream 2, Annexion der Krim etc.), die ihm ein Gastredner, der Schriftsteller Marko Martin, ausgerechnet im Schloss Bellevue (Jubiläumsfeier zum Mauerfall am 7.11.2024) vorhielt, betreffen letztlich nicht nur ihn, sondern Deutschland insgesamt. Dennoch nahm Steinmeier die Kritik offenbar persönlich: - https://lnkd.in/dP2vqcVF - https://lnkd.in/dGEUXuvA - https://lnkd.in/ddVTg85k (Marko Martins Rede im Wortlaut für alle, die sich ein eigenes Bild machen möchten) Es ist bedauerlich, dass der höchste Repräsentant Deutschlands sich bis heute der Realität seines Handelns nicht wirklich stellt. Diese Haltung leistet aus meiner Sicht einen Beitrag zum Aufstieg deutscher Populist:innen. Eine ehrliche Reflexion über die eigene Geschichte ist jedoch entscheidend, um das Vertrauen der Bürger:innen zu gewinnen und die Lehren der Vergangenheit in die gegenwärtige politische Verantwortung zu integrieren. Nur durch eine offene Auseinandersetzung können wir sicherstellen, dass die Werte der Freiheit und Einheit nicht nur gefeiert, sondern auch gelebt werden. Die sozio-ökonomischen Veränderungen ebnen nicht nur Trump den Weg, sondern auch anderen politischen Akteuren, die sich auf die Angst vor den Veränderungen fokussieren. Dies zeigen zwei Schweizer Kommentatoren aus sehr unterschiedlichen (politischen) Perspektiven auf. Angst ist kein valabler Ratgeber. Ein mutiger Blick auf die Realität hingegen schon. “Trump ist überall”, Eric Guyer in der NZZ vom 9.11.2024: - https://lnkd.in/dNQnrFmr “Die Antwort auf Trump”, Daniel Binswanger in der Republik vom 9.11.2024: - https://lnkd.in/dKJvmbZx Den amerikanischen Demokrat:innen ist es nicht gelungen eine positive Vision für die USA zu präsentieren. Sich allein auf die hässliche Fratze des Populismus zu konzentrieren, genügt nicht. #populismus
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Ein Abend mit Juli Zeh und fünf großen Fragen Wir hatten uns in Potsdam zum Essen verabredet. Sie entschied sich für eine Burger-Bude in Bahnhofsnähe und warnte mich, dass die dortige Lounge-Musik einem das Gehirn zerfressen könne. Natürlich hatte sie nicht nur damit recht. Glasklar und mit Furor legte die Schriftstellerin mir danach die Wurzeln der Verwerfungen im Land frei: den Aufstieg der Rechten, die Illusionen der Linken, das Geschäftsmodell Weltuntergang und die gefährliche Kraft von #Moral und Apokalypse. Auch wir #Medien blieben nicht verschont. Jeder Satz ein Treffer, auch wenn ich nicht mit all ihren Thesen einverstanden war. Das ganze Gespräch finden Sie im aktuellen FOCUS Magazin. Hier nur mal ein paar Auszüge: ➡ MEDIEN? "Je stärker sie ums Überleben kämpfen, umso schriller fällt ihr Clickbaiting aus. Das unfassbar Neue und Schreckliche ist ja ein Verkaufsmodell. Das setzt einen Teufelskreis des gefühlten Ausnahmezustands in Gang, der sehr ungesund ist für unsere Gesellschaft." ➡ CORONA? "Das Virus war eine Katastrophe. Aber politisch erschreckt hat mich vor allem, wie leichthändig demokratische Grundprinzipien suspendiert wurden. Das hat mich an die Zeit nach 9/11 erinnert. ... Während #Corona wurden #Grundrechte plötzlich als hinderlich empfunden und die Fähigkeit der Demokratie zur Krisenbewältigung infrage gestellt. Mein Eindruck ist, dass in dieser Zeit bei vielen Menschen das Vertrauen in unser Land und unsere Zukunft beschädigt wurde, egal, ob man eher 'Team Vorsicht' oder 'Team Selbstverantwortung' war. Seit Corona gibt es ein Davor und Danach." ➡ MORAL IN DER POLITIK? "Außenpolitik bedeutet nicht in erster Linie, moralische Vorstellungen eines Kulturkreises in andere Teile der Welt exportieren zu wollen. Aufgabe von Diplomatie ist es, Kriege zu verhindern und die Interessen des eigenen Landes zu wahren. Man kann versuchen, langfristig auf andere Länder einzuwirken, aber man kann sie nicht missionieren. Das führt nicht zum gewünschten Ergebnis." ➡ "ALTERNATIVLOSIGKEIT"? "Wer 'Alternativlosigkeit' predigt, entzieht dem demokratischen Prozess die Entscheidungsfindung. Deshalb ist Moral so problematisch im politischen Prozess, denn Moral hat ja immer recht und ist nicht offen für das Aushandeln von Kompromissen. Ganz ähnlich funktionieren apokalyptische Erzählungen. Wenn Apokalypse droht, ist keine Zeit für #Demokratie. Dann wünschen sich die Leute plötzlich den einen richtigen Weg. Darüber sollten sich alle Politiker und Journalisten klar sein, die das moralische oder das apokalyptische Narrativ aus welchen Gründen auch immer bedienen." ➡ EINMISCHUNG? "Ich werde unruhig und melde mich zu Wort, wenn ich den Eindruck habe, dass ein wichtiger Standpunkt in einer öffentlichen Debatte viel zu kurz kommt." Oh ja, diese wunderbar unabhängige Denkerin sollte sich noch viel mehr einmischen! Was meinen Sie? 👇 © Foto: Tobias Kruse fürs FOCUS Magazin
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Die europäische Tradition der Aufklärung war wesentliches Ingredienz zur Erschaffung der modernen, freien, demokratischen Welt, deren Vorzüge wir seit Jahrzehnten in der westlichen Welt genießen. Deren Impulsgeber Immanuel Kant, Gotthold Ephraim Lessing und - wesentlich mehr noch als die akademische Forschung bislang erforscht und offengelegt hat - vor allem auch Christoph Martin Wieland (1733-1813), der gleichzeitig die Blütephase unserer Kultur, die Weimarer Klassik einleitete, die mit der Aufklärung zusammen Werte, Normen und Themen hervorbrachte, deren Sinnhaftigkeit und Nutzen uns Heutigen "einfach als das Normale", das "Wie-Es-Sein-Sollte" vorkommt, wurden mitunter hier erst ins Leben gerufen und als allgemeines Gedankengut etabliert. Interessant erscheint mir heute, was Wieland 1785 bezüglich der Pressefreiheit schreibt: "FREIHEIT DER PRESSE ist Angelegenheit und Interesse des ganzen Menschen-Geschlechts. Dieser Freyheit hauptsächlich haben wir den gegenwärtigen Grad von Erleuchtung, Kultur und Verfeinerung, dessen unser Europa sich rühmen kann, zu verdanken. Man raube uns diese Freyheit, so wird das Licht, dessen wir uns jetzt erfreuen, bald wieder verschwinden; Unwissenheit wird bald wieder in Dummheit ausarten, und Dummheit wird uns wieder dem Aberglauben und dem tyrannischen Despotismus preisgeben; die Völker werden in die scheusliche Barbarey der finstern Jahrhunderte zurücksinken; wer sich dann erkühnen wird, Warheiten zu sagen, an deren Verheimlichung den Unterdrückern der Menschheit gelegen ist, wird ein Ketzer und Aufrührer heissen, und als ein Verbrecher bestraft werden." (Christoph Martin Wieland, in: Ueber die Rechte und Pflichten der Schriftsteller in Absicht ihrer Nachrichten, Bemerkungen, und Urtheile über Nationen, Regierungen und andre politische Gegenstände. [1785] Artikel 1.)
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Meine These ist: Die (vor-)schnelle und zudem auch ohnehin oft falsche Etikettierung von Menschen als Rassist_innen öffnet dem Rassismus Tür und Tor. Die Etikettierung eines angesehenen Wissenschaftslers, der in den 1990er Jahren schon bedeutende Erkenntnisse geliefert und sie in ihrer Tragweite reflektiert hatte, nämlich die von Samuel P. Huntington, kurz reflektiert: Ich selbst habe bestimmt über 20 Jahre gebraucht, um Huntington mal in Ruhe und ohne Wut zu lesen. Da waren die Toten vom 11. September längst unter der Erde und der Genozid an den Jesiden auch schon geschehen. Ich konnte in den ungeheuren und heute größtenteils real gewordenen Thesen nur den Kampf erkennen, aber nicht die genaue und herausfordernde Analyse eines Wissenschaftlers. Stark unter dem Einfluss des Konstruktivismus stehend, galt für mich das Behaupten eines Kampfes die konstruktion desselben und mein Kampf gegen Huntington war im Grunde der Kampf gegen die Zustände, die er beschrieben hat. Doch gegen den falschen Gegner! Das war vermutlich der gravierenste Fehler meiner Generation und der meiner Kolleginnen und Kollegen, der von manchen bis heute weiter verteidigt wird. Dadurch haben wir in weiten Teilen eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit widerständigen und kritischen Thesen verhindert. Huntington war so verrufen, dass eigentlich nicht nur er, sondern auch alle, die ihn verteidigt haben, zu Rassist_innen wurden. Dabei können wir uns mit Huntington nicht nur den Islamismus und all die neueren Kriege erklären, sondern auch gerade das Wiedererstarken des deutschen Volksgeistes, der deutschen Ideologie, die sich heute unverholen wieder als Blut-und-Boden-Ideologie artikuliert und die ihren Anspruch aus der vermeintlichen Überlegenheit des Deutschen speist. Das Vorbild dafür ist die multikulturelle Theorie, wo sich die deutsche Ideologie eben nahtlos einfügen kann, während aber die Bundesrepublik als deutscher Erfolg umgelogen wird. Die Bundesrepublik ist eben kein deutscher Erfolg, sondern vor allem ein antideutscher, der aber natürlich zum Bekenntnis für die Bundesrepublik unweigerlich führt. Der Wohlstand in der Bundesrepublik vor allem ein Wohlwollen und Zeichen der Hoffnung für eine friedliche Weltordnung nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch die Lüge ist ebenso Teil der neuen Weltordnung, wie Aggression und das Dominanzgebaren, die die Lügen schützen und die Wahrheiten zum Schweigen bringen. Möge Samuel Huntington n Frieden ruhen! Irgendwo zwischen all meinen Texten habe ich seinen Text, aber ich habe ihn gerade nicht gefunden. Dafür hat mir Google ein Exzerpt von seinen Thesen gegeben. Also Auszüge und Zitate aus dem Buch. Schaut rein und überlegt euch selbst, ob das Buch nicht doch wert ist, gelesen zu werden. https://lnkd.in/eiNwxmz4
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Fortsetzung Ich denke, also bin ich Liebe Leser, Sonntag, 3. Mai 2020, war der Internationale Tag der Pressefreiheit. Ich erlaube mir aus meinem Buch-Flyer zu zitieren: "Mir ist stets bewußt, wer schreibt, manipuliert immer, überträgt seine Gedanken und macht sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Objektivität kann es also gar nicht geben; sie war und ist relativ und hängt von der subjektiven Betrachtung des Autors ab. Dabei darf die Feder durchaus in ein Tintenfass voller Emotionen, Leidenschaft und liebenswert-frecher Bissigkeit getaucht werden. Entscheidend bleibt für mich: Freier Journalismus darf sich niemals von Politik, Wirtschaft, Organisationen und Lobbyisten korrumpieren, kaufen und gleichschalten lassen. Vielmehr hat er den gesellschaftlichen, kulturellen und rechtlichen Auftrag, seinem eigenen Diktat in Verantwortung und Vielfältigkeit zu folgen." Aus heutiger Sicht will ich ergänzen: Diese Presse-Freiheit gibt es nicht mehr. Die gesamten Rahmenbedingungen sind völlig andere geworden. Ein ehemals angesehener Berufsstand verkaufte seine Seele für ein paar Salami. Auch seitens der Leser ist eine dynamische Abwärtsspirale zu beobachten. Längere Sätze sind zu anstrengend, Ironie wird nicht verstanden und Konzentration eine Fehlanzeige. Da paßt es ins Bild, daß skeptische Menschen (nach Descartes) auch von den so genannten Qualitätsmedien als Querdenker und Verschwörungstheoretiker verspottet werden. Laut Berichten über kürzlich stattgefundenen Demonstrationen soll sich das Teilnehmerspektrum überwiegend aus politisch rechten Gruppen zusammengesetzt haben. Welcher rechtschaffende Bürger will schon mit solchen Gruppierungen in einen Topf geworfen werden? Vorsicht! Könnte es sein, daß sich die Regierungen in Europa gegen ihre eigenen Bürger verschworen haben? Wir erleben global initierte Konflikte, Kriege und Krisen. Wir dürfen eine globale Kontrolle in der Politik vermuten. Wir dürfen sicher sein, die Dämonen wissen genau, was sie tun. Um Menschen zu manipulieren, müssen sie in das Hirn der Menschen gelangen. Der Wille wird gesteuert über Emotionen. Angst ist das beste Mittel zur Kontrolle über die Gesellschaft. Dann kontrolliert sich eine Gesellschaft selbst und votiert im Politbarometer zu ungeahnten Höhenflügen. Mißverstehen Sie mich bitte richtig. Es gibt in unserer hochgepriesenen Demokratie faktisch seit fast zwei Jahrzehnten keine Opposition. Die hypnotisiert Berieselten warten sehnlichst auf einen Impfstoff gegen einen wahrscheinlich im Labor gezüchtetes Virus und lassen sich in Feierlaune Gift in die Venen spritzen. Ohne Impfpass demnächst keine Reisen, keine Kulturveranstaltungen, keine Bundesliga, keine Grundrechte? Ist das die neue Normalität (normopathische Gesellschaft), bei der wir nichts mitbestimmen und Sie trotzdem zustimmen? Stellen Sie sich schon mal mit Mundschutz in der Impf-Gift-Schlange an. Oder Sie lesen nochmals den ersten Teil meiner heutigen Verschwörungstheorie. Ihr Michael Droste-Laux
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Der Beitrag spricht m.E. drei sehr wichtige Dinge an, die aber für alle Beteiligten wie Politiker, Führungspersonal in der Wirtschaft und Bürger/Bürgerinnen nicht einfach sind: a) Umgang mit der Vergangenheit, b) Umgang mit der Realität, dort auftretenden sozio-ökonomischen Veränderungen und daraus resultierenden Ängsten, c) Positive Vision. Mit allen dreien haben wir momentan in vielen westlichen Gesellschaften ein oft großes Problem, auch in Deutschland.
Experte für Public Health und Sozialpolitik, Oberst a.D. - Expert for public health and social policy, retired colonel
Die Realität ... not amused Steinmeier, Bruch der Ampelkoalition, Trump, Krieg, Pandemie ... Die Vergangenheit ist ein integraler Bestandteil unserer individuellen und kollektiven Erfahrung. Sie umfasst sowohl positive als auch negative Ereignisse, die wir auf unterschiedliche Weise interpretieren und bewerten. Die Fähigkeit, die eigene Vergangenheit zu verstehen und zu erklären, ist eine komplexe und subjektive Angelegenheit. Die Anerkennung der Realität stellt dabei eine grundlegende Voraussetzung dar. Die Prognose zukünftiger Ereignisse stellt eine wesentlich schwierigere Aufgabe dar und ist nur in begrenztem Umfang möglich. Hierbei spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle, darunter Gefühle, Erfahrungen, Hoffnungen, Erwartungen und Ängste. Beispiele für den Umgang mit der Realität gibt es zuhauf. Ich nenne als aktuelles Beispiel für den Umgang - mit der eigenen Geschichte - mit den eigenen offensichtlichen Fehlern und darüber hinaus - mit denen der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik insgesamt den Umgang des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier mit seiner eigenen (politischen) Vergangenheit. Die Lebenslügen rund um Russland (Nord Stream 2, Annexion der Krim etc.), die ihm ein Gastredner, der Schriftsteller Marko Martin, ausgerechnet im Schloss Bellevue (Jubiläumsfeier zum Mauerfall am 7.11.2024) vorhielt, betreffen letztlich nicht nur ihn, sondern Deutschland insgesamt. Dennoch nahm Steinmeier die Kritik offenbar persönlich: - https://lnkd.in/dP2vqcVF - https://lnkd.in/dGEUXuvA - https://lnkd.in/ddVTg85k (Marko Martins Rede im Wortlaut für alle, die sich ein eigenes Bild machen möchten) Es ist bedauerlich, dass der höchste Repräsentant Deutschlands sich bis heute der Realität seines Handelns nicht wirklich stellt. Diese Haltung leistet aus meiner Sicht einen Beitrag zum Aufstieg deutscher Populist:innen. Eine ehrliche Reflexion über die eigene Geschichte ist jedoch entscheidend, um das Vertrauen der Bürger:innen zu gewinnen und die Lehren der Vergangenheit in die gegenwärtige politische Verantwortung zu integrieren. Nur durch eine offene Auseinandersetzung können wir sicherstellen, dass die Werte der Freiheit und Einheit nicht nur gefeiert, sondern auch gelebt werden. Die sozio-ökonomischen Veränderungen ebnen nicht nur Trump den Weg, sondern auch anderen politischen Akteuren, die sich auf die Angst vor den Veränderungen fokussieren. Dies zeigen zwei Schweizer Kommentatoren aus sehr unterschiedlichen (politischen) Perspektiven auf. Angst ist kein valabler Ratgeber. Ein mutiger Blick auf die Realität hingegen schon. “Trump ist überall”, Eric Guyer in der NZZ vom 9.11.2024: - https://lnkd.in/dNQnrFmr “Die Antwort auf Trump”, Daniel Binswanger in der Republik vom 9.11.2024: - https://lnkd.in/dKJvmbZx Den amerikanischen Demokrat:innen ist es nicht gelungen eine positive Vision für die USA zu präsentieren. Sich allein auf die hässliche Fratze des Populismus zu konzentrieren, genügt nicht. #populismus
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