Reservierungen im Le Lion abzuschaffen hat einige Gründe. Über einen Grund habe ich noch nicht gesprochen. Es ist ein psychologischer Effekt. Eine Beobachtung, wie Gäste sich verhalten. Nassim Nicolas Taleb hat dem Kind in seinem Buch “Anti-fragilität” mal einen Namen gegeben: Der rationale Flâneuer. Oder auch der Flâneuer Tourist. Wikipedia verpackt Flaneure ganz nach meinem Geschmack: Der Flaneur (aus französisch flâner ‚umherstreifen, umherschlendern') ist ein Mensch, der im Spazierengehen schaut, genießt und planlos umher schweift – er flaniert Taleb unterteilt im interessanten Buch Touristen in zwei Kategorien. Die Planer. Und die Flâneure, die nichts planen, sich treiben lassen. In einer Bar gibt es ja nicht nur Touristen. Aber immer Gäste. Und ich glaube, dass diese sich nicht kategorisch und absolut in Planer und Flâneure unterscheiden lassen, so wie Taleb das tut. Sicherlich: Es gibt Typen, die immer planen. Und solche, die nie planen. Aber viele Gäste springen zwischen den beiden Welten hin und her. Denn es kommt auf den Anlass an. Wenn ich mit meiner besten Freundin noch ein paar Drinks nach dem Essen trinken möchte, fahren wir spontan in Le Lion. Wenn ich allerdings mit meinen 8 Geschäftspartner nach dem Essen eine Bar besuchen will, werde ich zum Planer. Ich möchte die Gewissheit, dass ich einen Sitzplatz für alle Gäste habe. Und stresse mich den Abend. Passt alles? Zwei scheinen nicht so glücklich. Vielleicht wollen sie lieber gehen? Der Verzicht auf Reservierungen wird einen anderen Gäste-Mix bringen. Weniger Coporste, weniger Anlass, weniger formell. Gäste, die uns kennen und schätzen, werden weiterhin kommen. Vielleicht aber dann nicht mehr für die Firma, die 8 Plätze reserviert. Die neugierigen, mutigen Flaneure Touristen werden kommen, auch ohne uns zu kennen. Darauf freue ich mich. Und die Planer, für die es unvorstellbar ist, eine Bar zu besuchen, ohne reservieren zu können, werden wegbleiben. Versucht es doch mal. Keine Reservierungen sind für andere gastronomische Konzepte nicht vorstellbar. Essen gehen hat eine höhere Bedeutung in der Tagesplanung. Und hier brauchen viele Gewissheit. Aber eine Bar lebt von der Spontanität. Ich bin sehr gespannt, wie sich der neue Mix aus weniger Planern und mehr Flaneuren anfühlen wird. Ich glaube, es wird mehr gelacht. Und als Unternehmer weiß ich: Gute Stimmung bringt gute Umsätze. – Link: “Anti-Fragilität - Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen.” Nassim Nicholas Taleb https://amzn.to/3B4gBxI
Danke für den Buchtipp. Interessehalber, kannst du verraten wie hoch ungefähr die noshow Quote war?
Sehr spannende Einsicht und tolle Anwendung der Therorie Talebs. Ich bin gespannt, wie es sich entwickelt und würde mich über ein Update sehr freuen Joerg Meyer. Kleine Irritation, mit großer Konsequenz für das Ganze - Ich bin gespannt.
Super! Wir sind gerade am Gardasee, kein Restaurant hier am Seeufer nimmt Reservierungen an. Ist für die vielen deutschen Gäste gewöhnungsbedürftig, dass man ggf warten muss oder es nebenan probieren. Es ist immer alles voll, aber jeder findet doch irgendwo einen Platz. Die Restaurants haben keine No Shows und die Touristen werden zu Flaneuren mit italienischer Gelassenheit, herrlich…
Eine interessante Sichtweise. Bin neugierig wie das funktioniert
Konsequent. Das Produkt, also die Bar, ist der Star… I like!
Interessant! 🧐
Flanen statt Planen!
Cheers!🍸
Als Client Director für Louis XIII Cognac Grande Champagne in Deutschland und Österreich bin ich Ihr Ansprechpartner für luxuriösen Genuss und besondere Momente.
3 MonateVielen Dank für den kleinen Buchtip innerhalb Deiner Ausführung! Beste Grüße nach Hamburg.