Hey, da geht doch noch mehr, liebe Milchwirtschaft!
Gestern hatte das DMK, als größte Molkereigenossenschaft Deutschlands, erstmalig zu einem neuen Dialogformat eingeladen – zumindest laut Ankündigung. Der Titel „Alle an einen Tisch“ klang vielversprechend, die Location in der Fabrik 23 fast schon gewagt.
Nachdem ich mich durch den Wedding gekämpft und die Treppe im zweiten Hinterhof erklommen hatte, kam kurz ein konspiratives Gefühl auf. Doch als ich an der Registrierung ankam und mich der ältere Herr mit dem Milchglas vom Plakat anlächelte, verflog das Gefühl schnell, ebenso wie die Hoffnung auf Aufbruch und Zukunftsthemen.
Von da an ging es recht klassisch weiter: Ein Glas Prosecco (müssten die Milchbauern nicht aus Solidarität heimischen Winzersekt ausschenken?), und statt eines großen Tisches für alle standen viele sehr kleine Tische, an denen maximal vier Personen Platz fanden.
Klassisch war auch das Format: Frontalunterricht mit einem Impulsvortrag (Franz-Theo Gottwald wie immer hörenswert) und anschließend knapp 40 Minuten Podiumsdiskussion. Henrike Schirmacher von Agrifood.Table moderierte sehr pointiert, doch bleibt eine Podiumsdiskussion letztlich eine Podiumsdiskussion.
Die angekündigten 15 Minuten für Fragen und Antworten fielen dann aus Zeitgründen aus...
So wird das leider eher nichts mit dem Anspruch eines Dialogforums. Stattdessen wurde viel Raum für die Ankündigung und Erklärung des Essens eingeräumt.
Liebe Milchwirtschaft, unser Planet steht stark unter Stress, und es gibt einige große Herausforderungen, die wir gemeinsam anpacken müssen. Ich wünsche mir einen progressiven Blick nach vorne. Simone K. Frey vom NUTRITION HUB, mit der ich mir zu zweit (!) einen Tisch teilte, brachte einen wertvollen Vorschlag: Ein Workshop unter dem Titel „Wie sieht die deutsche Milchwirtschaft im Jahr 2045 aus?“. Ein solcher Workshop sollte viele Menschen und Perspektiven an einem großen Tisch vereinen.
Die Milchwirtschaft hat durchaus eine interessante Pole-Position, wenn es um das Thema zirkuläre Tierhaltung geht. Wiederkäuer wie Kühe sind prädestiniert dafür, Biomasse zu verwerten, die für den menschlichen Verzehr ungeeignet ist.
Dieses Argument wurde zwar kurz angedeutet, doch in der Praxis wird noch keine konsequent grasbasierte und auf Nebenströmen basierende Fütterung umgesetzt.
Dabei sehe ich in dieser Ausrichtung ein sehr spannendes Differenzierungsfeld. So wie sich in den letzten Jahren die Weidemilch einen Absatzmarkt geschaffen hat, könnte die nächste Differenzierung im Bereich „Weidemilch + zirkuläre Tierhaltung“ ein lohnendes Entwicklungsfeld sein.
Ein weiteres Feld, das die Milchwirtschaft bislang verschläft, ist das Thema Biodiversität. Gestern stand vor allem das Klima im Fokus. Wir sollten aber anerkennen, dass wir uns gemeinsam um insgesamt neun planetare Grenzen kümmern müssen – und Biodiversität ist eine davon. Richtig gemanagte Weiden könnten sich zu wertvollen Biodiversität-Hotspots entwickeln.
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