Beitrag von Lea Isabel Roland

"ADHS? Das ist doch eine Modediagnose." Meine Kollegin Anja Lenz teilte vor Kurzem mit mir, dass sie diesen Satz schon seit zwei Jahrzehnten hört. Eine Modediagnose? Ein Trend? Wenn das der Fall wäre, müsste diese Mode nicht irgendwann vorüber sein? 🤔 Bei meiner Arbeit in der GAM Medical DACH Online-Ambulanz begegne ich Menschen, die häufig schon ein Leben lang auf der Suche nach Antworten sind. Sie fragen sich: "Warum fällt es mir so schwer, das zu schaffen, was anderen scheinbar mühelos gelingt?" "Warum muss ich so viel mehr Energie aufbringen, um mitzuhalten?" Selbst, wenn die Kriterien für eine #ADHS am Ende der Diagnostik nicht erfüllt sind, ist das Bedürfnis nach Klarheit und Selbstverständnis mehr als legitim. In den Worten der Schweizer Psychiaterin Prof. Dominique Eich-Höchli: "Neugierde ist immer gut für die Abklärung und Behandlung." Im Zweifel wirft die Diagnostik neue Fragen auf und weist den weiteren Weg. 🔍 Dass die ADHS in Hinblick auf epidemiologische Studien eher unter- als überdiagnostiziert wird, ist kaum bekannt. Mehr Aufklärung und entsprechende Maßnahmen bergen auch das Potential, die Anzahl an Drehtür-Patient:innen in Psychiatrie und Psychotherapie zu reduzieren. Das sind Menschen, die in einem Teufelskreis von psychischen Krisen stecken und immer wieder Hilfe in Anspruch nehmen - weil bisher keine Behandlung den Kern ihres Leidens getroffen hat. 💫 Zur Woche der seelischen Gesundheit wünsche ich mir daher, dass wir die ADHS ernst nehmen. Ich wünsche mir, dass wir ihr die nötige Aufmerksamkeit und Präzision schenken, in der klinischen Psychologie und darüber hinaus. Es ist an der Zeit, mit Mythen aufzuräumen. Denn alle Patient:innen haben das Recht auf eine nachhaltig effektive Behandlung, die sich an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert. #ADHDawareness #Neurodiversität