Als Moderator muss man auch mal raus aus der Komfortzone – und rein in völlig neue Themen. Konkret hieß es jüngst beim Kommunalforum in Baden-Baden: „Kommunaler Wohnungsbau als Stabilitätsanker in Kommune und Region“. Zu Wort kamen Vertreter und Vertreterinnen aus Wissenschaft, Ökonomie, Finanzbranche und natürlich aus der Kommunalpolitik. Es war äußerst spannend, mal wieder das Börsenparkett zu verlassen und diesmal in den Bereich des kommunalen Wohnungsbaus einzutauchen.
➡ Christiane Varga, Lehrbeauftragte an der FH JOANNEUM in Graz: „Wir sollten in Zukunft häufiger von Lebens- anstatt von Wohnraum sprechen. Dabei ist es wichtig, Lebensräume neu zu denken. Wir brauchen neue, kreative Wohnkonzepte, um mit der Lebensführung im 21. Jahrhundert Schritt halten zu können. In Zeiten des Umbruchs ist Silo-Denken passé.“
➡ Dr. Matthias Neth, Präsident des Sparkassenverband Baden-Württemberg: „Wohnen, ein Dach über dem Kopf zu haben, ist ein Grundbedürfnis. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum hat sich zu einer der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit entwickelt. In Deutschland fehlen 700.000 bis 800.000 Wohnungen, besonders in Ballungsräumen.“
➡ Ralf Broß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg: „Viele Städte sehen sich mit steigenden Baukosten, sinkender Bautätigkeit und einem wachsenden Wohnraummangel konfrontiert. Es fehlt an Geld und Handlungsfreiheit, da staatliche Vorgaben und Regelungen den Städten oft keinen Spielraum lassen. Um den Wohnungsbau und andere Probleme effektiv zu lösen, brauchen wir ein neues Mindset: mehr Freiraum für lokale Lösungen und auch für Experimente, anstatt immer wieder allein auf traditionelle Steuerungsmechanismen zu setzen.“
➡ Steffen Jäger, Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg: „Das Gestalten einer zukunftsfähigen Welt von morgen lässt sich nicht mit Flächenbegrenzung, zu engen Kategorien und unflexiblen Dichtewerte erreichen. Zukunftsgestaltung braucht Fläche und Werkzeuge sowie klares Vertrauen in die Städte und Gemeinden.“
➡ Prof. Dipl. Ing. Dita Leyh, Professorin Fachbereich Architektur an der Hochschule Darmstadt: „In Bezug auf Nachverdichtung sollten wir über die klassischen Methoden, wie Aufstockung oder Baulücken schließen hinausdenken und einen viel kreativeren Blick entwickeln. Die Stadt hat viel mehr Flächenpotenziale für Wohnungsbau als uns bewusst ist."
➡ Dr. Daniel Fuhrhop, Wohnwende-Ökonom: „Der kommunale Wohnungsbau der Zukunft kommt ohne Bauen aus. Die Kommunen sollten stattdessen unsichtbaren Wohnraum aus leerstehenden ehemaligen Kinderzimmern und Einliegerwohnungen mobilisieren. So schaffen sie bezahlbare Wohnungen, schonen das Klima und helfen gegen Einsamkeit im Alter.“
Best Practice-Beispiele aus den Kommunen kamen vom Bürgermeister der Gemeinde Burgrieden, Frank Högerle, dem Oberbürgermeister der Stadt Aalen, Frederick Brütting, sowie dem ersten Beigeordneten der Stadt Weil der Stadt, Jürgen Katz.
Fotos: perfectfotos.com
Stadtdirektorin Wohnungsbau und Stadtsanierung bei Landeshauptstadt München, DASL
2 MonateIch freue mich auf den spannenden Abend mit der münchen mitbauzentrale. Die Ausstellung im PlanTreff der Landeshauptstadt München zeigt, was die Genossenschaften alles leisten.