𝗩𝗲𝗿𝗹𝗶𝗲𝗿𝗲𝗻 𝗦𝗰𝗵𝘄𝗲𝗶𝘇𝗲𝗿 𝗨𝗻𝘁𝗲𝗿𝗻𝗲𝗵𝗺𝗲𝗻 𝗮𝗻 𝗞𝗼𝗻𝗸𝘂𝗿𝗿𝗲𝗻𝘇𝗳ä𝗵𝗶𝗴𝗸𝗲𝗶𝘁?
Diese Fragestellung ergibt sich zumindest nach der neusten KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich Studie von Hans Gersbach und Martin Wörter mit dem Titel «Challenges for the Swiss Innovation System».
Die Analysen zeigen eindrücklich, dass a) solche Entwicklungen nicht in ein zwei Jahren geschehen, sondern über Jahrzehnte ablaufen und b) dass das heutige System der Schweizerischen Innovationsförderung zur Aufrechterhaltung der Konkurrenzfähigkeit der Schweizerischen Industrie gestärkt werden müsste.
Betrachten wir doch einen konkreten Fall, zum Beispiel das Schweizer Solarunternehmen Meyer-Burger. Der Aktienkurs zeigte in den letzten Monaten einen dramatischen Zerfall:
Zurückzuführen ist dieser Zerfall unter anderem auf ein exponentielles Wachstum und damit ein Überangebot an Solarzellen durch chinesische Firmen.
Um zu überleben, hat eine Firma wie Meyer-Burger nun folgende Möglichkeiten:
1) Innovation in die Produktionsmethodik, sodass man in der Lage ist, in der Schweiz ebenso günstig zu produzieren wie chinesische Firmen.
2) Innovation in das Produkt selber, sodass der USP so hoch ist, dass zu höheren Preisen verkauft werden kann.
3) Verlagerung der Produktion in entsprechende Billig-Lohn Länder, um auf der Kostenseite konkurrenzfähig zu bleiben.
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4) Verkauf an beispielsweise einen chinesischen Solarproduzenten mit der Idee, zumindest noch gewisse Engineering-Funktionen in der Schweiz behalten zu können.
Es wird sofort ersichtlich, dass die Punkte 3) und 4) den Werkplatz Schweiz schwächen. Nur 1) oder 2) stärken die hiesige Wirtschaft und könnten die Arbeitsplätze erhalten. Allerdings benötigt es dazu die entsprechenden Investitionen in Innovation und ein Umfeld, das die dazu notwendigen Skills und Infrastrukturen zur Verfügung stellt.
Was zeigt nun die übergeordnete Betrachtung aus der KOF-Studie. Nun, erschreckenderweise werden nicht nur Produktionsstandorte ins Ausland verlagert. Sogar Schweizer R&D Investitionen im Ausland haben sich von 10 Mrd. CHF im 2000 auf 16 Mrd. CHF im 2021 erhöht. Weiter hat sich der Schweizer Vorsprung im Anteil an Firmen, die erfolgreich Produktinnovationen einführen, in den letzten 20 Jahren aufgelöst. Die anderen Länder haben stark aufgeholt.
Noch dramatischer sieht die Situation aus, wenn man anschaut, wieviele Firmen sich in F&E engagieren. Der Anteil solcher Firmen hat sich in den letzten 20 Jahren nahezu halbiert, die Schweiz ist ins Mittelfeld zurückgefallen.
Gründe liegen nicht zuletzt darin, dass die Hindernisse für F&E Tätigkeiten in den letzten Jahren zugenommen haben, insbesondere der Mangel an notwendigen Knowledge-Trägern und Fachkräften.
All diese Indikatoren zeigen die Bedeutung von Bildung, Forschung und Innovation, Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI , auf. Nicht nur die KOF der ETH unter Jan-Egbert Sturm sondern auch ein Institut wie das WIFO in Österreich kommen zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Es läge an der Politik, das Zukunftsszenario für die Schweizer Wirtschaft zu skizzieren und sich zu überlegen, mit welchen Massnahmen dieses heute noch so erfolgreiche Ökosystem gestützt und erhalten werden müsste. Durch Gesetze wie die Schuldenbremse verordnete Sparübungen betrachten leider keine langfristigen Auswirkungen. Gerade Bundesrat, Eidgenössisches Finanzdepartement EFD , Eidgenössische Finanzverwaltung EFV und deren Vertreter wie Sabine D'Amelio legen mit ihrer Finanzierungs-Priorisierung heute die Grundlagen für die Zukunft der Schweiz in 20 bis 30 Jahren.
CEO @ Switzerland Innovation Park Innovaare | Innovation, R&D
10 MonateAuf die Entwicklung weist die Wirschaft und vorallem die Tech Industrie seit Jahren hin und stellt Ansätze vor. Die Politik sollte auf die Wirtschaft hören und nicht eigene Lösungsansätze entwickeln. Das ist nicht ihre Rolle. Sie muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Industrie sich im internationalen Wettbewerb entwickeln kann. Wenn die Politik die Initiative übernimmt geschieht das, was in einigen Ländern und vorallem der EU beobachtet werden kann. Investition in wenige zukunftsorientierte Themen, welche ineffizient sind und den Rest der Industrie schwächen, obwohl diese auch für die Wertschöpfungsketten der "neuen Technologien" relevant sind.
Leiter Amt für Wirtschaft und Tourismus // Director Office for Economic Affairs and Tourism
10 MonateInteressant. Bei den vier von Dir aufgezeigten Möglichkeiten würde ich ergänzen: Systeminnovationen / Gesamtlösungen / Innovation in vor- und nachgelagerten Produkten (konkret bspw. die Gesamtintegration von Soft-/Hardwarelösungen). Gerade bei Gesamtsystemlösungen reichen die Skaleneffekte basierend auf Massenproduktion (wie am Bsp. der Solarpanels die eine Commodity geworden sind) nicht aus um wettbewerbsfähig zu sein.