Über Umwege zum Ziel
Abdullah Afouf hat ein Vorpraktikum zum Studium Soziale Arbeit bei uns absolviert.

Über Umwege zum Ziel

Abdullah Afouf ist seit neun Jahren in der Schweiz, seit 2015 lebt er in Schaffhausen.

Er hat sehr schnell sehr gut Deutsch gelernt, schon das C1-Niveau erreicht und spricht mittlerweile sogar Schweizerdeutsch. Anfangs hat Abdullah in einer Sprachschule in Zürich Deutsch gelernt, später wurde er beim SAH Schaffhausen angemeldet, wo er weiter Deutsch lernte, aber im Programm Passepartout vor allem beim Bewerbungsprozess und der Beruflichen Integration unterstützt wurde.

Ende Januar hat Abdullah ein 6-monatiges Praktikum im Bereich Berufliche Integration bei uns abgeschlossen. Zum Abschied haben wir nachgefragt, wie ihn das SAH auf seinem Weg begleitet hat, was er im Praktikum bei uns gelernt hat und wie seine Zukunftspläne aussehen.


SAH: Abdullah, du hast sehr schnell Deutsch gelernt und ein hohes Sprachniveau erreicht. Wie hast du das geschafft?

Abdullah: Ich habe immer sehr gerne Deutsch gelernt, ich hatte Spass daran und war motiviert, das war ein grosser Vorteil. Ausserdem habe ich auch ausserhalb der Schule selbständig viel Deutsch gelernt, am Anfang bis zu sieben oder acht Stunden am Tag.

 

SAH: Also du würdest sagen, nur den Sprachkurs in der Schule besuchen reicht nicht, um schnell gut Deutsch zu lernen?

Abdullah: Nein, man muss auch zu Hause recherchieren und weiterlernen. Gerade, wenn man etwas in der Schule nicht so gut verstanden hat. Man muss auch bereit sein, privat viel Zeit zu investieren. Mir war von Anfang an bewusst, dass ich mich ohne Deutschkenntnisse in der Schweiz nicht bewegen kann. Egal in welchem Land man wohnt, muss man eine Sprache lernen, um sich gut zu integrieren.

 

SAH: Was war dein Ziel als du vom Sozialberater ans SAH überwiesen wurdest?

Abdullah: Ich hatte zwei Pläne. Plan A war, ich wollte wieder studieren, denn ich habe in meinem Heimatland Syrien schon IT studiert. Plan B war, eine Berufslehre zu machen, falls das mit dem Studium aus irgendeinem Grund nicht klappen sollte.

 

SAH: Das mit dem IT-Studium hat dann nicht geklappt.

Abdullah: Nein, leider nicht. Ich habe es versucht und das Studium begonnen, aber nach einem Semester habe ich entschieden, dass es zu schwierig ist. IT ist ein Bereich, der sich rasant entwickelt und wandelt und die technischen Begriffe waren hier auch anders als in meiner Heimat. Ich bin aber sehr froh, dass ich es wenigstens probieren durfte, um selbst zu merken, dass es für mich zu anspruchsvoll war und mir nicht von vornherein die Tür zum Studium verschlossen war.

 

SAH: Nachher hast du dich für die Ausbildung entschieden, wolltest du dort auch eher etwas im IT-Bereich machen?

Abdullah: Ja, das war tatsächlich ein Thema. Ich habe es zusammen mit meinem Berater vom SAH angeschaut. Man sagte mir damals, dass es eher schwierig sein würde, da die Unternehmen in der Schweiz eher junge Leute für eine Berufslehre einstellen, die hier aufgewachsen sind. Ich wollte aber keine Zeit damit verlieren, tausende Bewerbungen zu schreiben und am Ende keine Lehrstelle zu bekommen. Es war mir sehr wichtig, nach all der Zeit, die ich schon mit einem Praktikum im IT-Bereich und dem ersten Semester an der Uni investiert hatte, schnell eine Lehrstelle zu finden, damit ich schnell meinen Weg weitergehen konnte.

 

SAH: War es schwierig für dich, nach all dieser Zeit, die du schon investiert hattest, dir einzugestehen, dass du dich von der IT-Branche verabschieden musst?

Abdullah: Es war wirklich nicht so einfach, da ich schon drei Jahre in der Schweiz ins IT investiert hatte. Ich habe aber auch wertvolle Erfahrungen in dieser Zeit gemacht, daher würde ich nicht von verlorener Zeit sprechen. Es war auch nachher nicht einfach, zu entscheiden, in welche Richtung ich nach Ausbildungen suchen sollte. Ich fand dann aber dank der Hilfe meines Beraters vom SAH schnell eine Ausbildung im Logistikbereich, bei der ich zum Glück direkt anfangen konnte.

 

SAH: Logistiker ist nicht ganz der Traumberuf, den du dir am Anfang gewünscht hast, aber eine EFZ-Ausbildung ist immer eine gute Grundlage. Wie war die Zeit in der Ausbildung dann für dich? Wie hat das SAH dich dabei begleitet?

Abdullah: Es war anfangs schwierig, mich daran zu gewöhnen. Ich war bei Lehrbeginn schon 31 und einige andere Schüler waren zwischen 15 und 18. Es hat mir aber nicht so viel ausgemacht, da ich sehr gerne lerne und dieser Punkt für mich im Zentrum stand. Der fachliche Inhalt war nicht schwierig, ich hatte meistens sehr gute Noten.

Das SAH hat mich während der ganzen Zeit begleitet und ich konnte mich mit allen Fragen an euch wenden. Ich habe besonders bei der VA vom Programm Accompa viel Unterstützung bekommen, das fand ich wirklich super. Meine Betreuerin ist auch oft bei mir im Betrieb vorbeigekommen. Das gab mir das Gefühl, dass jemand hinter mir steht und für mich da ist. Auch bei Konflikten stand das SAH immer an meiner Seite und ich konnte auf die nötige Unterstützung zählen.

 

SAH: Als erwachsene Person war es sicher schwierig, während der Berufslehre von Sozialhilfe abhängig zu sein und nur einen Lehrlingslohn zu verdienen. Ausserdem hattest du im Vergleich zu den anderen ein konkretes Ziel

Abdullah: Ja genau, das war sehr herausfordernd, denn mein grösstes Ziel ist es ja, unabhängig zu sein und einen guten Job zu haben.

 

SAH: War es schwierig, die Lehrstelle als Logistiker zu finden oder lief das problemlos ab?

Abdullah: Ich habe etwa zehn Bewerbungen geschickt und bekam zuerst einige Absagen, aber mithilfe meines Beraters vom SAH konnte ich bei einem Betrieb schnuppern, der mir nach drei Tagen einen Lehrvertrag angeboten hat und wo ich direkt starten konnte. Es war allerdings recht knapp, kurz vor Lehrbeginn. Anfangs war ich auch unsicher, ob ich wirklich den Weg als Logistiker gehen will, ich hatte zuvor auch noch in einer Apotheke geschnuppert.

 

SAH: War es rückblickend die richtige Entscheidung?

Abdullah: Ja, es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Jetzt habe ich die Grundausbildung EFZ vorzuweisen und kann darauf aufbauen. Selbst wenn ich mein zukünftiges Studium nicht schaffen sollte, weiss ich, dass ich im Notfall immer wieder darauf zurückgreifen kann.

 

SAH: Seit letztem Jahr hast du bei uns ein Praktikum im Bereich Berufliche Integration gemacht. Wie kam es dazu und was waren deine Aufgaben während des Praktikums?

Abdullah: Schon während der Berufslehre habe ich das Ziel verfolgt, ein weiteres Studium anzufangen. Der Bereich Soziale Arbeit hat mich inspiriert und ich habe dann meine Eignung abgeklärt. Für die Zulassung zum Studium habe ich ein Praktikum gebraucht. Da ich vom SAH auch in diesem Prozess begleitet wurde, hat man mir vorgeschlagen, das Praktikum beim SAH zu machen. Ich habe mich dann beim SAH beworben und habe tatsächlich direkt nach der Berufslehre mit dem Praktikum beginnen können. Ich habe viele verschiedene Aufgaben übernehmen dürfen und viele verschiedene Aspekte kennengelernt. Bei der Nachhilfe für Lernende konnte ich beispielsweise sehen, was die grössten Schwierigkeiten der Klienten sind. Beim Progress habe ich Personen bei der Jobsuche unterstützt. Manchmal habe ich auch Büroarbeiten erledigt oder Personen beim Schreiben von Lebensläufen unterstützt.

 

SAH: Gab es ein bestimmtes Ereignis, das dich dazu gebracht hat, Soziale Arbeit studieren zu wollen?

Abdullah: Ich helfe gerne Menschen und habe gemerkt, dass es mir viel Freude macht, Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen und ihnen das Leben ein bisschen leichter zu machen. Ich habe selbst viel Unterstützung bekommen, seit ich in der Schweiz bin und möchte auf diese Weise anderen Menschen auch etwas zurückgeben.

 

SAH: Hat dich das Praktikum am SAH deinem Ziel nähergebracht?

Abdullah: Ja, auf jeden Fall. Ich habe so viele verschiedene Einblicke bekommen und kann nun auf meinem weiteren Weg davon profitieren.

 

SAH: Und wirst du dich nun auf einen Studienplatz bewerben?

Abdullah: Genau, nach meinem Austritt beim SAH werde ich mich nun direkt auf das Studium bewerben und auch dafür wurde mir vom SAH Hilfe angeboten, falls ich sie brauchen sollte. Ich werde es aber zuerst selbst versuchen!

 

SAH: Hast du schon Zukunftspläne für die Zeit nach dem Studium?

Abdullah: Jetzt hoffe ich erst mal, dass ich das Studium schaffe und dann kann ich mir gut vorstellen, beispielsweise beim Sozialamt zu arbeiten. Ich bin aber generell offen für alles.


Vielen Dank für das interessante Gespräch und alles Gute auf deinem weiteren Weg! Es hat uns sehr gefreut, dich bis hierher begleiten zu dürfen.


 

 

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