3 Dinge, die die G7 tun können, um Covid-19 zu beenden
Credit: Gavi

3 Dinge, die die G7 tun können, um Covid-19 zu beenden

In den diesen Tagen kommen in Cornwall die Staats- und Regierungschefs der G7 zu ihrem Gipfeltreffen zusammen. Zu Beginn der Pandemie hat dieses Format viele wichtige Gelegenheiten verpasst, beherzt gegen das durch Covid-19 verursachte Leid vorzugehen.  

Untenstehend stelle ich drei Maßnahmen vor, mit denen sich die G7 an die Spitze im Kampf gegen bislang nie dagewesenen gesundheitliche Herausforderungen stellen kann.   


1. Die G7 müssen eine nachhaltige, koordinierte finanzielle Unterstützung für den ACT-Accelerator zusagen – und dieser Zusage dann auch Taten folgen lassen.  

Wir wissen, wie wir das Virus besiegen können und haben die Werkzeuge dazu: Impfstoffe, Tests und Medikamente. Initiativen wie der Access to COVID-19 Tools (ACT) Accelerator zielen darauf ab, diese Mittel weltweit gerechter verfügbar zu machen. Eine aktuelle Finanzierungslücke von 18,1 Milliarden Dollar gefährdet allerdings den gemachten Fortschritt und hindert die beteiligten Organisationen daran, die besagten Werkzeuge noch im Laufe dieses Jahres an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu liefern. 

Zahlreiche Regierungen, aber auch der Privatsektor und philanthropische Stiftungen, haben beträchtliche Mittel für den ACT-Accelerator aufgebracht. Allerdings ist dieses Ad-hoc-Finanzierungsmodell weder nachhaltig noch ausreichend, um die jetzige Lücke bis 2021 zu schließen. Wir brauchen eine systematische Lösung, die die finanziellen Kosten gerecht verteilt.  

In der Erklärung von Rom, die am Ende des Weltgesundheitsgipfels veröffentlicht wurde, bekräftigten die Staats- und Regierungschefs ihre Unterstützung für den ACT-Accelerator. Sie betonten die Notwendigkeit, die finanzielle Last gerecht zu teilen und die Finanzierungslücke zu schließen. Um ihre Unterstützung für den ACT-Accelerator zu unterstreichen, sagten Länder wie Frankreich, Italien und die Schweiz sogar zusätzliche Mittel zu.  

 

Was muss auf dem G7-Gipfel geschehen?  

Der einzige Weg, die Finanzierungslücke des ACT-Accelerators zu schließen, ist ein mutiges, gemeinsames Handeln – in diesem Jahr und darüber hinaus. Wenn sich die G7-Länder zu einem fairen Finanzierungsrahmen verpflichten, könnten sie bis zu zwei Drittel der Kosten für den ACT-Accelerator im Jahr 2021 decken und dazu beitragen, die akute Phase der Pandemie noch in diesem Jahr zu beenden. Bislang haben nur Deutschland und Kanada ihren fairen Anteil am ACT-Accelerator zugesagt (und zum Teil bereits ausgezahlt). Wir brauchen dringend weitere Staats- und Regierungschefs innerhalb der G7, die diesem Beispiel folgen. Ohne eine konzertierte Aktion wird diese Pandemie viel länger wüten, als sie es müsste.  

 

2. Die G7 müssen sich schon heute dazu verpflichten, spätestens bis Ende 2021 1 Milliarde Covid-19-Impfdosen über COVAX mit anderen Ländern zu teilen. 

Über 60 % der Weltbevölkerung leben in Ländern, in denen eine flächendeckende Impfung erst 2022 oder noch später erfolgen wird. Das gibt dem Virus die Möglichkeit sich weiter zu verbreiten und zu mutieren. Neue Varianten könnten durch unsere bestehenden Impfstoffe möglicherweise nicht aufgehalten werden. Das gefährdet jeden, überall.  

Unser bester Schutz vor Varianten ist es, ihre Entwicklung zu verhindern. Dies können wir erreichen, indem wir sicherstellen, dass die gesamte Weltbevölkerung Zugang zu Covid-19-Impfstoffen hat. Ein Großteil der bislang verfügbaren Impfstoffproduktionskapazitäten sind bereits reserviert und die Impfstoffexporte aus Indien sind zum Erliegen gekommen. Daher liegt der kurzfristig beste Ausweg, um einen weltweiten Zugang zu Impfstoffen noch im Jahr 2021 sicherzustellen, in einer Weitergabe von Impfstoffdosen durch die G7- und G20-Länder Impfstoffdosen an COVAX.  

Bereits im Mai haben eine Reihe von Regierungen zugesagt, Impfdosen mit ärmeren Ländern zu teilen. Die Vereinigten Staaten sagten 80 Millionen Dosen für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu. Auf dem Weltgesundheitsgipfel gaben die Mitgliedstaaten der Europäischen Union Zusagen zur gemeinsamen Nutzung von COVAX, wobei Deutschland und Frankreich jeweils 30 Millionen Dosen und Italien 15 Millionen Dosen für dieses Jahr zugesagt haben. Spanien schloss sich kurz darauf an und sagte für dieses Jahr insgesamt 22,5 Millionen Dosen zu. Die Europäische Kommission hofft, dass die Union bis Ende 2021 insgesamt 100 Millionen Dosen verteilt.  

 

Was muss auf dem G7-Gipfel geschehen?  

Die gemeinsame Nutzung von Impfstoffen durch COVAX muss dringend ausgeweitet werden. Die G7-Staaten können und müssen sich verpflichten, im Jahr 2021 kumulativ 1 Milliarde Impfdosen zu teilen, und zwar ab sofort. Dies ist durchaus realisierbar. Eine Analyse der ONE-Kampagne hat gezeigt, dass die G7-Staaten und Australien ihre gesamte Bevölkerung impfen könnten und immer noch 1,2 Milliarden zusätzliche Impfdosen hätten. Je früher sich die G7-Staaten dazu verpflichten, Impfstoffdosen über COVAX mit anderen Ländern zu teilen und einen konkreten Fahrplan hierfür erstellen, desto eher können wir die Pandemie beenden.  

 

3. Die G7 müssen sich besser auf künftige Pandemien vorbereiten, damit wir die nächste Krise besser bewältigen können 

Die Finanzierung der Pandemievorsorge und -bekämpfung war bisher überall unzureichend, zu abhängig von bilateralen Ad-hoc-Beiträgen und vor allem: zu reaktiv. Dies hat dazu geführt, dass die ganze Welt mit nie dagewesenen wirtschaftlichen und vor allem menschlichen Verlusten konfrontiert wurde. Der ACT-Accelerator und das schnellstmögliche Teilen der bereits verfügbaren Impfstoffdosen mögen eine kurzfristige Lösung sein, um die aktuelle Krise bestmöglich zu beenden. Aber das Risiko einer weiteren Pandemie bleibt hoch. Um uns auf die nächste Pandemie vorzubereiten und sie zu verhindern, müssen wir uns endlich besser wappnen – die Rezepte liegen auf dem Tisch.  

Die G20-Mitgliedsstaaten einigten sich erst kürzlich auf die Erklärung von Rom – eine Reihe von Leitprinzipien, die uns helfen können, unsere Reaktion auf Covid-19 zu verbessern und uns auf zukünftige Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit vorzubereiten. Aufbauend auf den Lehren, die aus der bisherigen Reaktion auf Covid-19 gezogen wurden, sollten sich die G7 auf Maßnahmen in folgenden Bereichen einigen:  

  • die Unterstützung der bestehenden multilateralen Gesundheitsarchitektur für Pandemievorsorge; 
  • eine nachhaltige Finanzierung der Weltgesundheitsorganisation (WHO); 
  • weltweiten Zugang zu Präventions-, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten; 
  • Investitionen in Surveillance (Überwachung in die Entwicklung und Verbreitung von Infektionskrankheiten); 
  • Aufbau lokaler Produktionskapazitäten und Expertise; und  
  • die Notwendigkeit, die langfristige Pandemievorsorge und -reaktion zu finanzieren.  

 

Was muss auf dem G7-Gipfel geschehen?  

Politische Verpflichtungen, die sich durch Initiativen wie die Erklärung von Rom ergeben, müssen mit sinnvollen Maßnahmen kombiniert werden, die die Welt besser auf die nächste Pandemie vorbereiten. Die Welt braucht ein neues System zur nachhaltigen Finanzierung der Pandemievorsorge und -bekämpfung, das in einer angemessene (und proaktive!) Art und Weise Forschung und Entwicklung für künftige und neu auftretende Infektionskrankheiten sowie Frühwarn- und Überwachungssysteme vor und während einer Pandemie ermöglicht.  

Um dies zu erreichen, unterstützt der Wellcome Trust das G20 High-Level Independent Panel (HLIP) zur Finanzierung der Pandemievorsorge und -reaktion, um bestehende Lücken in den derzeitigen Finanzierungssystemen zu bewerten und umsetzbare Empfehlungen für Veränderungen zu entwickeln. Das bedeutet auch, öffentliche, private, philanthropische und von internationalen Finanzinstitutionen bereitgestellte Mittel besser zu nutzen. Wir brauchen die politische Unterstützung der Staats- und Regierungschefs der G7 für die wichtige Arbeit des Gremiums und die Umsetzung seiner Empfehlungen.  

Der G7-Gipfel ist eine historische Chance, diese drei Elemente voranzubringen. Dafür müssen unsere Staats- und Regierungschefs mutig und kollektiv handeln. 

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