3./ Silicon Valley Tours – Mehrwert oder Zootour?
Innovationsserie Innovationlabs - vom Getriebenen zum Treiber
Ein paar Tage Kalifornien gelten als Garant für die Zukunftssicherung der Firma. Doch bringt das wirklich was?
Manager, CEOs, Konzernchefs, Vorstände reisen gerade scharenweise ins Silicon Valley – weil sie wissen wollen wie Top-Innovatoren arbeiten. Dort vermuten sie den heiligen Gral der „digitalen Transformation“ zu finden.
Sie hoffen auf Antworten auf ihre Fragen: „Wie werden wir innovativer, agiler, kreativer und was zur Hölle ist eigentlich dieses Design Thinking“?
Im Valley treffen sie auf junge, dynamische und kreative Menschen, die damit beschäftigt sind, die Besucher-Gruppen durch bunte, hippe „Creative Spaces“ zu lotsen. Sie zeigen ihnen, was so alles geht in einer offenen Atmosphäre mit Bälle-Bädern, Tisch Kickern, Rutschen und beschreibbaren Wänden. Die Besucher wollen auch beschäftigt werden, also gibt es auch eine „Design-Thinking-Power-Session“. Die Krönung des Touristenprogrammes für Neudigitale: Ein Treffen mit den Hipster-Tech-Stars der Start Up Szene. Oder zumindest mit den übriggebliebenen Hipstern, die zu solchen Treffen noch Zeit, Lust und Nerven haben.
Das Ganze wirkt wie eine gut einstudierte Show. Wie ein Disney Land für digitale Neulinge. Jeder hat seinen Spaß und die Manager kommen ganz beseelt und voller Tatendrang in ihre Unternehmen zurück. Jetzt wird alles anders. Jetzt wird die digitale Rakete gezündet.
Nach der Rückkehr in die durchgestylten Vorstands-Etagen wird das Gelernte sofort umgesetzt: „Leute, wacht auf! Ich weiß jetzt, wie Innovation geht! Als erstes bitte alle Design Thinking lernen. Dann die Bürowände niederreißen. Alles muss offener, bunter und kommunikativer werden!“. Oft bleiben die Vorstandsbüros davon verschont, man hat ja schließlich Kundenkontakt.
Und was ist dann nach einigen Monaten das Fazit? Nach den unzähligen Methoden- Trainings, nach den neuen „Büro-Welten“ und den Einzel- Workshops und Hackathons mit den örtlichen Start-Ups? Es tritt die große Ernüchterung ein. Irgendwie versteht man diese Welt nicht, findet keinen Zugang zu ihr.
Design Thinking?! „Ja, ja, haben wir gemacht. Bringt nichts“ Kreativ- Räume?! „Klar, haben wir. Aber da werden meist nur die üblichen Meetings abgehalten. Eben wie früher.“
Start-Ups? „Die verstehen unser Business nicht wirklich. Das Ganze hat nur Zeit, Nerven und Geld gekostet.“
Die Konsequenz: Die anfängliche Dynamik schläft ganz langsam wieder ein. Es geht wieder weiter mit „business as usual“.
Dieser beschriebene Vorgang belegt ein großes Missverständnis, das bei vielen Unternehmen (und teilweise in der öffentlichen Meinung) vorherrscht. Es reicht definitiv nicht, einen Raum umzugestalten, ein Modell auszuprobieren und mit jungen Start Ups zu reden, um sein Unternehmen auf die digitale Realität einzustellen.
Diese Einstellung entspricht nämlich einer alten Denke: Für jedes Problem gibt es einen passenden Knopf. Effizienzsteigerung, Prozessoptimierung, flachere Organisation und Lean Management – Knopf gedrückt und – schwupps – kommen Heerschaaren von geschniegelten und bestens ausgebildeten Beratern und bieten die passende Lösung. Doch in Wahrheit produziert die Beratungs-Industrie nur Tonnen von Papier und unzählige Powerpoint-Präsentationen, die keiner versteht. Ob es funktioniert? Keine Ahnung, aber „man hat alles getan, um das Problem zu lösen“.
Nun aber ist auf einmal alles anders. Es gibt nämlich nicht den passenden Knopf, um das Problem mit dem digitalen Wandel zu lösen. Dazu ist dieser zu umfassend, zu allmächtig. Der Wandel hat Auswirkungen auf das gesamte System: Organisation, Märkte, Prozesse, Kunden, Medien, Vertriebswege, usw.
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4/. Das digitale Transformations-Dilema
Kennen Sie sich noch aus in der heutigen Wirtschafts-Welt? Alles ist so digital, so disruptiv, so agil und so verwirrend. Jeden Tag wird in den Medien, digital oder analog, beschworen, dass wir mitten in einem digitalen Tsunami sitzen und es nun wirklich ernst wird. Man kann einfach nicht mehr so weitermachen wie bisher ....