5 Mythen der Auslandsrekrutierung, mit denen wir ständig konfrontiert werden - Teil 5/5

5 Mythen der Auslandsrekrutierung, mit denen wir ständig konfrontiert werden - Teil 5/5

In den vergangenen Wochen habe ich über ein paar Aussagen reflektiert, die sich hartnäckig beim Thema Auslandsrekrutierung halten. Was mir dabei auffiel? Viele dieser Annahmen und Befürchtungen sind größtenteils unbegründet und bedürfen einer tieferen Auseinandersetzung. 

Heute möchte ich mit Ihnen zusammen den letzten Mythos ins rechte Bild rücken, denn es handelt sich hierbei um eine der häufigsten und schwerwiegendsten Annahmen.

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Mythos 5 “Eine Integration muss vonseiten der Zugewanderten kommen - nicht von den einheimischen, etablierten Mitarbeitenden.”

Hierzu müssen wir immer wieder rekapitulieren, was Integration genau bedeutet und welche Bedingungen für eine gelingende Integration notwendig sind.

Erinnern wir uns zurück an die 50er Jahre, als die ersten Gastarbeiter*innen aus Südeuropa in die BRD und die sogenannten Vertragsarbeiter*innen aus ehemals sozialistischen Staaten in die DDR kamen. Darunter zählten auch koreanische und philippinische Krankenschwestern, die in der BRD eingesetzt wurden. 

Damals wie heute ist ihnen gemeinsam, dass diese Menschen kamen, um den Arbeitskräftemangel in bestimmten Bereichen auszugleichen. Als Arbeitskraft waren sie geduldet, da sie händeringend benötigt wurden. Aber an ihre langfristige Integration war man nicht interessiert. Schließlich sollten sie, wenn sie nicht mehr gebraucht wurden, wieder von Deutschland fortziehen. 

50 Jahre später sehen wir uns mit schwerwiegenden gesellschaftlichen Folgen aufgrund von fehlender Integration konfrontiert. Die Versäumnisse der Integration beeinträchtigte das Leben der ersten Zuwanderergeneration so tiefgreifend, dass sie bis heute nicht den Anschluss an die Aufnahmegesellschaft fanden. Dieser Fehler darf deshalb nicht wiederholt werden. 

Sowohl in Gesprächen mit Entscheider*innen als auch anhand von Meinungsspiegel quer durch alle Schichten der Gesellschaft hindurch, merkt man jedoch, dass die Last der Anpassung und Integration nahezu als Ganzes allein auf die Schultern der Zugewanderten abgewälzt wird. 

Integration ist jedoch kein Einzelkampf, sondern eine Verantwortung, die von allen Teilen der Gesellschaft getragen werden muss. Gleichzeitig ist Integration kein Sprint, sondern gleicht eher einem Marathon, der eine Menge Geduld, Ausdauer und Kontinuität erfordert. Strukturen der Ungleichbehandlung und das Bewusstsein für gewisse Probleme wie Vorurteile und Diskriminierung müssen gemeinsam reflektiert und angegangen werden. Weiterbildungsmaßnahmen wie interkulturelle Trainings und Diversity Trainings helfen dabei, dass bestimmte Dynamiken gar nicht erst den Nährboden vorfinden, um sich in eine falsche Richtung zu entwickeln. Denn deutsche Unternehmen und die Gesellschaft im Allgemeinen müssen sich im Klaren darüber sein, dass sich die Situation von heute grundlegend von der vor 50 Jahren unterscheidet.

Es hat einen Generationenwechsel stattgefunden. Die heutigen internationalen Fachkräfte haben eine andere Erwartungshaltung an das Leben als die Gastarbeiter*innen von früher. Sie sind genauso hoch motiviert, etwas aus ihrem Leben zu machen, haben aber mitunter ganz andere Ansprüche an ihre Tätigkeit und Karriere. Das bedeutet, dass wenn sie nicht zufrieden mit der Arbeit sind, sich unwillkommen, unverstanden oder gar nicht akzeptiert und respektiert fühlen, sie einfach abspringen können. Man sollte dabei immer bedenken, wie bereits unter Mythos 1 erwähnt: Es gibt eine ganze Reihe an Ländern, die beruflich deutlich attraktiver sind als Deutschland.

Aber wie ist Ihre Meinung zu diesem Mythos? Ist es nicht letztendlich doch Aufgabe und Pflicht allein der Zugewanderten sich um Integration zu bemühen? Ist der Einfluss sowie die Bemühungen der deutschen Mehrheitsgesellschaft größtenteils irrelevant für eine gelingende Integration? 

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