5G: Neue Architekturen für TK-Anbieter
Jetzt geht‘s los mit dem 5G-Ausbau. Dabei müssen sich Mobilfunkbetreiber aber für eine grundlegende Architektur entscheiden: Sollen sie beim herkömmlichen Ansatz bleiben und vertikale Stacks einzelner Anbieter einsetzen? Oder bauen sie eine horizontale Architektur aus einzelnen Schichten?
Ein horizontaler TK-Stack basiert auf der vollständigen Entkopplung von Server-/Netzwerkinfrastruktur und den darauf laufenden Workloads. Diese Schichtenarchitektur ist bei großen Internet-Anbietern bereits üblich. Daran angelehnt, sollten TK-Provider 5G als Anwendung betrachten, die auf einer gemeinsamen Cloud-Plattform läuft – und nicht in einem eigenen vertikalen Stack.
Betriebswirtschaftlich hat eine horizontale TK-Cloud-Architektur zahlreiche Vorteile. Sie ermöglicht eine gemeinsame Infrastruktur für TK- und IT-Systeme, wodurch sich die Kosten reduzieren. Darüber hinaus bietet sie eine gemeinsame Plattform für TK- und IT-Workloads. Dadurch werden im gesamten Netzwerk weniger unterschiedliche Hardware- und Plattformkomponenten benötigt. Zudem können TK-Provider Workloads in Netzwerkabschnitten laufen lassen, die unabhängig von einer Partnerschaft mit Cloud-Anbietern wie AWS oder Microsoft Azure sind.
Überhaupt sind TK-Provider mit einer horizontalen Architektur weniger abhängig von einem Anbieter. Durch die Offenheit lassen sich im 5G-Kern unterschiedliche Ausrüster beteiligen und kombinieren. Zugleich behalten TK-Anbieter durch die zugrunde liegende Cloud-Plattform einen vollständigen Überblick über den Datenverkehr zwischen den einzelnen 5G-Kernkomponenten.
Ein horizontaler Stack bietet die Flexibilität, neben den Netzwerkfunktionen auch einige Funktionen des 5G-Kerns und die von ihm unterstützten Anwendungen am Netzwerkrand (Edge), also direkt an den Endgeräten, bereitzustellen. Die dadurch verkürzten Reaktionszeiten verbessern die User Experience. Künftig ermöglicht F5 durch die Übernahme von Volterra eine Edge-2.0-Plattform für Service Provider. Sie ist Security-orientiert, Multicloud-fähig, App-basiert und unbegrenzt skalierbar.
Eine zentrale Herausforderung bei dieser Architektur ist, dass viele TK-Anbieter zu wenig internes Know-how besitzen, um selbst einen horizontalen Stack aufzubauen. Eine neue Architektur dieser Größenordnung erfordert einen grundlegenden organisatorischen und technologischen Wandel, weil vertikale Teams zu horizontalen Teams werden müssen.
Daher dürften einige Provider mit einem hybriden Ansatz beginnen, bei dem sie schrittweise die Funktionen einzelner Anbieter von einem vertikalen zu einem horizontalen Stack verschieben. Dabei ist zu berücksichtigen, dass manche Anwendungen und Netzwerkfunktionen näher bei den Endanwendern bereitzustellen sind, damit sie hohe Anforderungen an Bandbreite und Latenz erfüllen.
Mit dem Start von 5G-Netzwerken und Edge Computing erkennen TK-Anbieter die vielen Vorteile einer offenen, transparenten und flexiblen Architektur. Horizontale Ansätze bieten dabei auch volle Transparenz und Kontrolle über die Netzwerke.