Aber es war doch gut gemeint! - Richtig loben, ohne wenn und aber…
Diese Woche hab ich mal so richtig daneben gelangt! Dabei hatte ich es doch nur gut gemeint. Ein Kollege hat von seinem Chef eine Auszeichnung bekommen. Ich habe mich für ihn gefreut. Ehrlich!
Ich wollte ihm das aber natürlich auch mitteilen. Leider lief das im Gespräch dann nicht so gut. Auf das “Hey, das hast du super gemacht!” folgte noch ein “Man hätte aber…”. Von der eigentlich geplanten positiven Bestätigung ist am Ende nicht viel übrig geblieben. Ich habe unterm Strich bei meinem eh schon sehr mit sich selbst kritischen Kollegen mehr Schaden angerichtet als gut gemacht.
Gerade in der aktuellen Zeit, in welcher visuelle Rückmeldungen durch Home Office und Kamera oft sehr erschwert werden, kommt es dann doch sehr auf die Worte an, die man verwendet.
Jetzt fiel mir ein Artikel in die Hände, der auf die Arbeiten von Shelly Gable verwiesen hat. Das Modell hat mir recht gut klar gemacht, in welche Falle ich gelaufen war.
Active Destructive
Meinst du tatsächliche es ist toll, wenn dein Chef dich lobt? Du wirst nur mehr Arbeit bekommen. Bist du dir sicher, dass du das verdient hast? Der Kollege Maier, der hat doch viel härter dafür gearbeitet als du.
Warum diese Art der Kommunikation nicht gut ist, muss man eigentlich nicht erklären. Das einzig positive, was man solchen Aussagen abgewinnen kann, ist, dass man mit ein wenig Eigenreflektion schnell merkt, ob man hier mit Freunden oder Feinden spricht.
Passive Destructive
Ja, ich hab schon davon gehört… weißt du noch als ich letztes Jahr diesen tollen Job gemacht habe... Übrigens hast du schon gehört, das Wetter wird wieder schlechter.
Hier wird der Empfänger zumindest nicht aktiv schlecht gemacht. Allerdings erfährt er auch keinen Zuspruch. In diesem Fall sind offensichtlich andere Dinge doch wichtiger als der Erfolg des Kollegen. In der Wahrnehmung lässt das den Erfolg des anderen kleiner werden (oder verschwinden).
Passive Constructive
Das ist ein netter Zug von deinem Chef.
Wir steigern uns und nehmen zumindest zur Kenntnis, dass hier dem anderen etwas positives widerfahren ist. Nicht, dass wir uns aber übermäßig dafür interessieren würden. Und wer kennt sie nicht, die große Schwester von “nett”? Es gibt eine kulturspezifische Ausnahme für den Bereich “Passive Constructive”: Das Bayerische “bast scho” ist das größte Lob, was ihr euch hier vorstellen könnt. ;-) Mehr geht da schon fast nicht mehr...
Active Constructive
Das hast du super gemacht! Mensch, ich freu mich für dich wie bolle! Ein grandioser Erfolg - ich will das mit dir feiern!
Im Sinne eines Lobes die einzig zulässige Variante. Kein wenn, kein aber. Kein Kleinmachen, sondern eher noch aktiv überhöhen. Selbst wenn man noch Verbesserungsvorschläge zur Arbeit des anderen hätte - schluckt es runter. Dafür ist irgendwann später Zeit.
Wie schon gesagt, liegt der Vorteil der aktiven Reaktionen für den Empfänger darin, dass sie gut erkennbar sind. Die passiven Reaktionen sind oft subtiler. Man läuft hier Gefahr, sie zu übersehen. Leider heißt das aber nicht, dass diese Worte nicht wirken würden.
Meine Learnings und Tipps
- Überlegt euch vorher, was ihr mitteilen wollt. Feedback, Lob, Kritik - das sind unterschiedliche Dinge und sie sollten auch unterschiedlich behandelt werden.
- Fokussiert euch auf diese eine Botschaft - kein wenn, kein aber.
Wie geht es euch mit Lob? Fällt euch das leicht? Wann habt ihr zuletzt jemanden gelobt? Wer wäre der Erste, der euch spontan einfällt? Teilt es mit uns!
Geschäftsführerin bei BFW Würzburg Landesvorsitzende bei Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund e. V.
4 JahreDanke Ralf für die Schilderung und die Zusammenfassung in deine Resultate. Ich erlebe gerade das Wörtchen Aber macht wieder weg, was vor ihm gesagt wurde. Manchmal reicht einfach ein Super gemacht. Je mehr worte ich versuche noch anzufügen, desto krampfhafter wirds.
Head of Global Newsroom & Executive Comms @BSH Home Appliances Group// PR Report 30u30 2015
4 JahreHerrlich ehrliche Selbstreflektion! Aufrichtige Wertschätzung ist eines der höchsten Güter in der Zusammenarbeit, gerade remote gibt es da einige zusätzliche Fallstricke, die es zu beachten gilt. Ein einfaches Lob ist manchmal schnell formuliert, verliert durch undifferenzierte Wiederholung aber schnell seine Kraft. Ein sehr wichtiger Aspekt ist imho Authentizität. Jedes Feedback sollte wohl überlegt und so formuliert sein, dass der Empfänger das Maximum daraus ziehen kann. Wer ein paar „Grundregeln“ verinnerlicht, schafft es auch Kritik wertschätzend zu formulieren. Super Beitrag!