Abgeschaffte Steuerklassen und angeschaffte Immobilien
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Ampelkoalition macht sich zum Anwalt der Frauen. Sie will eine steuerliche Benachteiligung abschaffen, die in der Regel die Frauen trifft. Dabei geht es um die Steuerklassen, die Ehepaare wählen. Sie begünstigen den Besserverdiener, und das ist immer noch meist der Mann. Er profitiert vom Steuervorteil, den das sogenannte Ehegattensplitting bietet. Er bekommt besonders viel Netto aus seinem Brutto, während die Partnerin unter der Last einer überdurchschnittlich hohen Lohnsteuer ächzt und das ganze System ungerecht findet. Das kommt daher, dass drei Viertel der Ehepaare nach der Heirat die Steuerklassenkombination III und V wählen. Das heißt, der Besserverdienende lässt sich in Klasse III eintragen, der andere – häufig die Frau – in Klasse V. In Klasse III werden sehr wenig Steuern fällig, weil dort alle Freibeträge von beiden Partnern abgezogen werden (zum Beispiel zweimal der Grundfreibetrag von 11.604 Euro). Dort wird auch der Steuerrabatt durch das Ehegattensplitting berücksichtigt.
In Klasse V sind die Steuern dagegen besonders hoch. Vom Brutto bleibt wenig übrig, der Beitrag zum Familieneinkommen scheint niedrig. Das verschiebt in einigen Ehen trotz des späteren Ausgleichs über die Steuererklärung die Machtverhältnisse zwischen den Partnern. Das Problem will die Regierung nun angehen, indem sie die Klassen III und V streicht und durch die Kombination IV/IV ersetzt. Wann die Änderung in Kraft tritt, ist noch unklar. Aber Dyrk Scherff hat schon einmal den Taschenrechner oder vielmehr den Steuerrechner des Bundesfinanzministeriums in die Hand genommen. Ich frage mich ja immer, wie es sein kann, dass solche Zahlenspiele etwas an der Beziehung zwischen Partnern verändern können, wenn alles intakt ist, aber gut.
Zoe Chance leitet in Yale einen berühmt-berüchtigten Kurs über Beeinflussung. Im Interview mit Sarah Obertreis erklärt sie, wieso Zurückweisungen wichtig sind und wie man aus einem Nein ein Ja macht – bleiben wir in diesem Zusammenhang noch einen Moment beim Kontext Mann/Frau: „Wenn Frauen im Namen anderer verhandeln, sind sie genauso erfolgreich wie Männer oder sogar erfolgreicher. Frauen, die sich unwohl fühlen in Verhandlungen, rate ich deswegen, sich bewusst zu werden, wer davon profitiert, wenn sie erfolgreich sind. Es ist ja nicht nur die Frau selbst. Bekommt sie mehr Gehalt, hilft das ihrer ganzen Familie. Ist sie erfolgreich, kann sie ein Vorbild für andere Frauen sein“, sagt Zoe – hat aber noch eine ganze Reihe weiterer Tipps für beide Geschlechter parat.
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Und dann ist einmal wieder Zeit für unseren Finanzfachmann Volker Looman. Er hat sich ein zum Verkauf angebotenes Mehrfamilienhaus in Berlin angeschaut – und ebenfalls den Taschenrechner herausgeholt. Seine Berechnungen zeigen, wie spannend nicht ganz alltägliche Finanzmathematik sein kann. Aber sein daraus abgeleiteter Ratschlag kommt ohne Zahlen aus: Vor diesem Hintergrund sollten Sie vor dem Einstieg in Immobilien, die mit Arbeit verbunden sind, aber Aussicht auf hohe Renditen versprechen, sehr genau prüfen, wer Sie sein wollen. Wollen Sie neben dem Beruf, der Sie ausfüllt, Ihre karge Freizeit opfern, um auch noch Vermieter zu sein? Oder hängt Ihnen die Arbeit so zum Halse heraus, dass Sie in der Vermietung vielleicht die große Erlösung sehen? Hier gibt es keinen Königsweg. In meinen Augen zählt nur die Tatsache, dass Sie mit Ihren privaten Geldanlagen glücklich und zufrieden sind.
Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Ihr Carsten Knop
Steuerberater | Finanzgerichtsverfahren | Dipl.-Kaufmann
10 MonateDie FAZ braucht einen zweiten Looman ... das Steuerklassen"problem" ist schon seit Jahren mit dem Faktorverfahren gelöst. Und es ist ein Pseudoproblem der SPD, weil die Lohnsteuerklassen nur vorläufige, unterjährige Vorauszahlungen sind.