Abkürzung über den Weltraum: So sieht die Zukunft der Logistik aus
Es mangelt an Containern, Kraftfahrer:innen und E-Fahrzeugen, gleichzeitig soll alles immer schneller, höher, weiter gehen, aber möglichst nachhaltig. Vor welchen Herausforderungen steht die Logistikbranche aktuell? Was sind unsere Antworten darauf und was verändert sich dadurch? Wie sieht die Logistik der Zukunft aus? Darüber sprach "DB Update" mit mir.
Wir haben mit einer Pandemie zu tun, die Welt wird immer schnelllebiger, das Klima verändert sich. Vor welchen Herausforderungen steht die Logistikbranche aktuell?
Das Hauptthema, mit dem wir im Moment zu tun haben, ist die Kapazität – es mangelt an allen Enden. Vor Corona haben wir rund 70 Prozent der Luftfracht in Passagierflügen mittransportiert. Als diese Möglichkeit durch ausfallende Passagierflüge während der Haupt-Coronazeit entfiel, mussten wir auf Full-Charter umsteigen. Das heißt, wir führen ähnlich wie eine Fluggesellschaft eigene reine Logistikflüge durch. Die nächste Herausforderung trifft uns vor allem im Bereich Ocean Freight: Es gibt praktisch keine leeren Container mehr auf dem Weltmarkt. Das trifft viele Kunden, da wir es ihnen in normalen Zeiten ermöglicht haben, keine Lager mehr vorzuhalten, da alles on Demand läuft. Und: Schon vor Corona hat uns im Landverkehr das Thema Fahrermangel beschäftigt. Das Durchschnittsalter der Berufskraftfahrer:innen liegt bei 58Jahren. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass wir uns mit dem Thema autonomes Fahren befassen. Gleichzeitig versuchen wir, die Attraktivität des Job-Profils zu steigern, auch für Frauen.
Wie kann das gehen?
Zum Beispiel müssen die Arbeitszeiten sozialverträglicher werden: Die Fahrer:innen sollen nicht mehr die ganze Woche unterwegs sein und idealerweise die Möglichkeit haben, jeden Abend zu Hause zu sein. Das können wir erreichen, indem wir Vor-, Haupt- und Nachlauf getrennt organisieren. Perspektivisch könnte der Hauptlauf, also der Stückguttransport zwischen zwei Standorten, im autonomen Betrieb laufen, während Vor- und Nachlauf dann von Lkw-Fahrer:innen gefahren werden. Und natürlich arbeiten wir mit an dem Ziel, 25 Prozent des Transportaufkommens auf der Schiene abzuwickeln.
Wie sieht denn die Zukunft des Lkw-Verkehrs in Bezug auf die Antriebe aus, Stichwort Nachhaltigkeit?
Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle – viele Städte wollen die Lkw gar nicht mehr haben. Die Zukunft beim Lkw liegt in alternativen Antrieben zum Verbrenner. Das Problem ist: Es gibt nicht genug Elektrofahrzeuge, wir bräuchten Tausende und es gibt nur wenige Hundert. Selbst wenn wir genug Fahrzeuge hätten, so mangelt es immer noch an Lade-Infrastruktur und Strom. Wir haben das einmal durchgerechnet für den Standort Stuttgart. Wir bräuchten, um die Innenstadt mit Ware zu beliefern, 23 bis 24 Elektro-Fahrzeuge. Um für diese Anzahlen genügend Kapazität lokal verfügbar zu haben, bedarf es größerer Infrastrukturanpassungen, die sich über Jahre ziehen können. Und für Wasserstoffantrieb gibt es noch gar keine Fahrzeuge.
Mal abgesehen vom Thema Nachhaltigkeit: Welche Anforderungen haben die Kund:innen heute an den Transport ihrer Waren?
Sie fordern immer mehr Sichtbarkeit und Automatisierung, sie wollen genau nachvollziehen: Wo ist meine Ware, wie geht es meiner Ware, wie sieht es mit Temperatur und Luftfeuchtigkeit aus? Dann wünschen sie einen automatischen Alarm, wenn beispielsweise spezifische Temperaturen überschritten werden – wichtig etwa bei Medikamenten – oder wenn der Transport die geplante Route verlässt, etwa bei Gefahrgut. Das können wir alles heute schon, machen es aktuell aber nur für einen ganz geringen Teil unserer Transporte. Denn die Sensoren, die wir dafür benötigen, verursachen Mehrkosten. Die Sensoren und auch das Roaming werden aber mit der Zeit günstiger. Deshalb gehen wir davon aus, dass diese Art der Nachverfolgung in ein paar Jahren für alle Transporte möglich ist. Unser Ziel ist es, hundert Prozent der Ware digital und in Echtzeit zu überwachen.
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Wie wird sich die Logistik in den nächsten Jahren verändern?
Fest steht, dass unser Geschäftsmodell nicht auf den klassischen Transport von Waren beschränkt bleiben wird. Vielleicht befördern wir morgen schon Menschen in Flugtaxis, Ware mit Schwerlastdrohnen und lösen Lagerung und Disposition von Waren komplett über Technologien. Die Frage ist: Wo investieren wir? Wo optimieren wir? Dafür beobachten wir den Markt genau und versuchen, Entwicklungen zu antizipieren. Beim 3-D-Druck beispielsweise haben wir das getan und können jetzt partizipieren. Der 3-D-Druck hat durch Corona einen riesigen Boom erfahren, in Ausschreibungen wird das zunehmend nachgefragt, etwa durch Automobilzulieferer und im Gesundheits-Bereich. Wir bedienen diese Nachfrage. Wir kaufen noch keine eigenen Drucker – so ein Gerät kostet schnell 6-stellige Summen –, sondern kooperieren mit Netzwerken, die 3D-Druck als Dienstleistung anbieten. Wir analysieren den Bedarf genau und planen entsprechend. Es geht darum, die Ströme zu bündeln, Geräte möglichst gut auszulasten und Warenströme neu zu denken.
Es gibt auch viele jüngere Unternehmen, die plötzlich Spaß an Logistik gefunden haben und die die Branche verändern, wie Amazon oder Google. Google bietet Plattformkonzepte an, das heißt, ein Kunde möchte Waren von A nach B transportieren lassen und Google schaut, wer das machen kann und organisiert es. Amazon steigt sogar selbst in die Lieferprozesse ein und kalkuliert durch kluge Algorithmen, wie viel Fahrzeugbedarf wann und wo genau besteht. Dadurch können Fahrzeuge optimal ausgelastet und Risiken minimiert werden. Davon können wir viel lernen.
Wie gehen wir mit dieser Konkurrenz um?
An dem Thema Algorithmen arbeiten wir natürlich auch seit langem, und können damit zum Beispiel unseren Fahrzeugbedarf genau vorhersagen. Ein eigenes Team bei DB Schenker analysiert die entsprechenden Daten schon seit mehr als fünf Jahren sehr erfolgreich. Das Thema Predictive, also vorausschauend zu agieren und möglichst genau zu wissen, was morgen oder in einem Monat benötigt wird, das verändert die Logistik sehr. Wir kooperieren dabei mit diversen Partnern und sind stets im engen Austausch rund um effiziente Kunden- und Lieferantenbeziehungen. Dabei verproben wir gemeinsam Automatisierungsthemen in den Lagerhallen und analysieren, wie wir Lagerbestände nachhaltig optimieren können.
Kein Interview zur Zukunft der Logistik ohne das Thema Hyperloop. Bei der Hochgeschwindigkeitstechnik bewegen sich Menschen und Güter in einer Kapsel nahezu bei Schallgeschwindigkeit durch eine luftleere Röhre, auch über große Distanzen. Welche Rolle spielt diese Technik für die Logistikbranche und wann kommt sie?
Hyperloop hat drei große Vorteile: Es ist schnell, es ist CO2-neutraler und die Röhre eignet sich für Personen- und Güterverkehr gleichermaßen. Hinzu kommt, dass sich die Strecken vergleichsweise günstig errichten und betreiben lassen sollen. Insofern liegt hier sicher eine Zukunft, sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr. Eine erste kurze Teststrecke gibt es bereits im US-Bundesstaat Nevada, inzwischen gibt es aber auch verschiedene Pläne für Strecken in Europa: von Amsterdam nach Frankfurt am Main oder auch von Wien nach Bratislawa. Ich gehe davon aus, dass es die erste längere betriebene Teststrecke in den nächsten fünf Jahren und die erste wirtschaftliche Strecke in zehn Jahren geben wird. Noch sind viele Fragen der Regulierung unbeantwortet, zum Beispiel ob es Schienen-, Land- oder Luftverkehr ist. Das ist unter anderem entscheidend für die Versicherungen. Aber Regulierungsfragen wie diese muss jede Technologie beantworten, bevor sie richtig durchstartet, zum Beispiel auch das Autonome Fahren.
Wie viele Hyperloop-Strecken wird es denn in Deutschland geben? Einzelne oder ein ganzes Netz?
Das kommt darauf an, wen Sie fragen. Ich persönlich gehe davon aus, dass es in Deutschland einzelne Rennstrecken sein werden, die Metropolen miteinander verbinden. Aber das sind dann letztlich doch noch lange Zeithorizonte. Bevor die Seidenstraße im Hyperloop kommt, werden wir wahrscheinlich über Space-Verkehre erleben, dass wir irdische Wege auch über den Weltraum abkürzen können.
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Procurement für das Richtige
3 JahreDas Thema (green?) Space-Verkehre fasziniert in der Tat sehr. Freue mich, noch viele interessante Dinge mehr zu hören und zu lesen!
CEO & Founder |Advisor, Mentor & Investor| Innovation |Interim Chief of Staff | Crises Management | Chat GPT
3 JahreSpace traffic. Rafaela Kraus Nadine Chochoiek
Scaling B2B Ventures from Early Traction to Profitable, Market-Leading Success I Your Hands-On, Results-Oriented Execution Partner.
3 JahreKlasse Artikel - danke fürs teilen 🔝
Foresight Experte | Autor | Redner
3 JahreDu hast wieder spannend und kompakt die großen Herausforderungen der Branche skizziert, Erik Wirsing. Klasse Artikel!