Altes Eisen oder vom Leben geprägt?
Erfahrener Kollege im Büro

Altes Eisen oder vom Leben geprägt?

Die Themen Lebensarbeitszeit, Renteneintrittsalter aber auch Lebenslanges Lernen, beschäftigen die HR-Landschaft schon seit einiger Zeit. Der Fachkräftemangel heizt diese Diskussion immer wieder an und vielfach wird die These aufgestellt, dass es ja gar keinen Fachkräftemangel geben würde, weil es erfahrenen Talenten so schwer gemacht wird, einen Job zu finden.

Ein aktueller Artikel aus der FAZ beleuchtet diese Fälle und stellt die These auf, dass es jenseits der 55 Jahre Schallmauer immer schwieriger wird, einen Job zu finden.

Das ist in der Tat besonders schwerwiegend, weil es den Fachkräftemangel natürlich gibt und die Bewältigung desselben zumindest erschwert wird, wenn nicht alle möglichen Potentiale ausgenutzt werden.

Ein wenig erinnert mich die Diskussion um das Lebensalter an die Frage nach den Sprachkenntnissen. IT Unternehmen suchen händerringend Mitarbeitende, sind aber nicht Willens, Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen einzustellen oder sie zumindest "on the job" an die deutsche Sprache heranzuführen.

Kurz gesagt, hier sind eigentlich die Unternehmen in der Verantwortung, auch auf Bewerbende zu schauen, die gerade nicht perfekt in das Schema passen.

Wir in der Personaldienstleistungsbranche haben genau deswegen unsere Daseinsberechtigung. Weil wir für Unternehmen und Talente neue Wege gehen und versuchen auch dort ein "Matching" herzustellen, wo es auf den ersten Blick nicht passt.

Doch leider können es sich viele Personalentscheider* immer noch erlauben, etwas faul zu sein. Denn solange man doch noch irgendwie, irgendwoher ein halbwegs passendes Profil bekommt, besteht ja keine Notwendigkeit, den vielleicht herausfordernden Weg zu gehen, der bei Sprachhemmnissen oder eben erfahrenen Mitarbeitenden erwartet wird.

Doch vielleicht sollte man weiter vorne anfangen.

Was ist eigentlich genau das Problem mit den „Älteren“? Ich denke, dass hier viele einen grundlegenden Gedankenfehler machen. Denn auch wenn es durch die Medien anders suggeriert wird. Die Bevölkerung in Deutschland und generell der westlichen Welt, wird nicht immer jünger, sondern immer älter. Das heisst im Umkehrschluss, dass es immer mehr ältere Menschen gibt und geben wird, als jüngere.

Warum findet also die überwiegende Ausrichtung der Rekrutierung in einem Bereich statt, der eigentlich immer kleiner wird? Geschickter wäre es doch, sich dort umzuschauen, wo es voraussichtlich mehr Potentiale gibt.

Natürlich sind Unternemen daran interessiert, junge Leute als Nachwuchs an sich zu binden. Aber andererseits wird akzeptiert, dass sich junge Leute nicht mehr lange festlegen wollen aber ein berufserfahrener Mitarbeiter, der vielleicht nur noch 5 Jahre bis zur Rente arbeiten will, wird nicht eingeladen?

Das scheint dann doch wie ein hausgemachtes Problem. Denn auch wenn es einige Herausforderungen bezüglich der Seniorität im Personalwesen gibt, es gibt eine Menge an Vorteilen, die scheinbar immer komplett ausgeblendet werden.

Letztlich fehlt häufig einfach die Bereitschaft, mit den Bewerbenden zu sprechen und sich die Zeit zu nehmen, genau zu schauen, wo und wie jemand einen Mehrwert für das eigene Unternehmen leisten könnte.

Denn wer nur nach der Papierform entscheidet, greift im Rekruitng meist zu kurz und das gilt unabhängig von der Altersstufe.

Dabei sind berufserfahrene Kolleginnen und Kollegen nicht nur für die Nachwuchsförderung essentiell. Auch die Integration von Teammitgliedern mit ausländischen Wurzeln kann bereichert werden, wenn intensive Berufs- und Lebenserfahrung vermittelt wird. Denn so wie ein Team generell von verschiedenen Menschen profitiert, kann auch jemand, der die deutsche Gesellschaft und Arbeitswelt kennenlernen will, mehr lernen, wenn er mit unterschiedlichen Altersgruppen redet und die Berufserfahrung mehrerer Generationen vermittelt bekommt.

Viele Großunternehmen haben genau das erkannt und Programme aufgesetzt, die auf die möglichst lange Integration von Berufserfahrenen setzen. So gelingt der Wissenstransfer und Berufserfahrung bleibt im Unternehmen. Nur im Mittelstand gibt es oft Vorbehalte.

Das muss und sollte nicht sein und wer sich immer noch nicht sicher ist, kann doch im Rahmen der Zeitarbeit erste Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit älteren Talenten sammeln.

Wir bei hanfried Personaldienstleistungen GmbH sind jedenfalls darum bemüht, jedem Bewerbenden eine berufliche Perspektive zu ermöglichen, steht er nun am Anfang oder eher dem Ende der beruflichen Karriere.

Wenn Sie entsprechenden Beratungsbedarf haben, freuen wir uns über einen Austausch.

Kontakt: www.hanfried.com

Timm Eifler

CEO at hanfried. From student recruiting to temporary work. HR and recruiting specialist, founder, entrepreneur for 20+ years. From job advertisements to talent recruiting - from CVs to applications - we support you!

2 Monate

Danke für Deinen Input Jens Issel ! Die genannten Punkte sind genau das Problem - allerdings können wir sie uns heute noch weniger leisten als 2016 😉

Jens Issel

🔦 Professional Business Coach | Speaker | Trainer | Digital | Innovation | 👉 Marketing Communication Executive | 🚀 Corporate Brand Expert

2 Monate

Mir kommen ja initial zwei Fragen zu kurz: 1. Was schreibt man der "älteren" Generation denn genau zu, dass sie nicht eingestellt werden? Ist es tatsächlich nur die Endlichkeit des Arbeitslebens? Oder gibt es da noch viel mehr? 2. Sind diese Zuschreibungen valide? Und treffen sie dann tatsächlich nur auf diese "ältere" Generation zu? Laut einer Umfrage des IAB unter Vermittlungsfachkräften (leider von 2016) sind das - gesundheitliche Einschränkungen - geringe / fehlende EDV-Kenntnissen - weniger leistungsstark - weniger motiviert - häufiger krank - zu teuer - weniger kreativ - ortsgebunden und unflexibel Schwer pauschal zu beurteilen, wie valide das ist. Was für mich Fakt ist, ist die Schnelligkeit und Flexibilität, die es in vielen Bereichen des Arbeitslebens heute braucht. Die Anpassungsfähigkeit würde ich da weniger vom Alter abhängig machen. Fest steht jedoch, dass Weiterbildung und Skill Bildung sich sehr auf die jungen Jahrgänge fokussiert. Womöglich muss auch in diesem Bereich ein Shift stattfinden, sowohl bei den Angeboten, aber auch beim Mindset. (Hinweis: Konnte den FAZ-Beitrag hinter der Wall nicht lesen. Womöglich weiß die FAZ mehr ;) ).

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