Am “Wurschtomaten"​ is nix wurschtegal!
Lienz, Ostern 2019

Am “Wurschtomaten" is nix wurschtegal!

Das hat der Kaiser irgendwann nach der Zweiten Lautverschiebung per Dekret festgelegt. Alle haben sich daran zu halten. Sogar Ulrich, der Möglichkeitsmensch. Wie bitte? Welcher Ulrich? Kein Problem. Sagen wir einfach: Sogar Hansl, der Dings am Bahnhof.

Dass jetzt damit nicht etwa der Hanswurst gemeint ist, sollte der g'schätzten Leserschaft ja eigentlich bekannt sein sollen. denn der Hanswurst hat, so Tacitus, am Wurschtomaten nichts zu suchen. Dies ist ein kategorischer Imperativ, für den ich mich verbürgen kann.

Und jetzt wird es langsam Zeit, Ihnen etwas einzugestehen. Also "wurschtegal" ist dialektal, und den "Wurschtomaten" gibt es nicht. Außer man holt sich da eine Wurst; dann gibt es ihn sehr wohl. Hegel nannte sowas Aufhebung. Das will schon was heißen. Denn bei diesem Professor der Professoren san ma dialektisch wie dialektal gut aufgehoben.

"Hegel at a bagel", hieß übrigens - vor Jahren - eine Vorlesungsreihe an der Uni Toronto. Auch nicht verkehrt. Da konnte jeder seinen Senf dazugeben. Nur der Wurschtomat fehlte.

Als ich jedoch 2019 im unweit von Heiligenblut gelegenen Sagritz (Großkirchheim, Kärnten) Ostern feierte, verschlug es mich naturgemäß auch ins schöne Lienz an der Isel, die "Perle der Dolomiten”. Und ebenda, im guten alten Tirol, glänzte mir der Wurschtomat eines schönen Morgens entgegen. Über allen Gipfeln war ruh. und auf einmal wurde mir eins sonnenklar (die Sonne scheint ja auch bereits sehr schön): Bodenständigkeit.

Oder war das jetzt die Globalisierung? Egal.

Schon vor Jahrzehnten kaufte ich mir (Standortbestimmung: Moosstraße, Salzburg; Richtung Untersberg, Zweites Jahrtausend) die Milch sozusagen "direkt von der Kuh" am "Milchomaten", den es freilich vom linguistischen Standpunkt aus betrachtet ebensowenig gibt wie den Wurschtomaten; dafür gibt es aber immerhin Tomaten; nur nennt man sie halt vorzüglich Paradeiser - dieser Befehl kommt ebenfalls direkt vom Kaiser).

"Die Welt, die Welt, ihr Esel! ist das Problem der Philosophie, die Welt und sonst nichts!", hatte ein redlicher Wanderer auf den Pfaden der Gedankenwelt erkannt, als er gerade ein paar überdurchschnittliche Esel passierte. "Die Welt als Brille und Vor-Prellung."

"Alles klar!", meinten die Esel. "Na wenn dem so ist ..." Darauf trabten sie weiter, den Gegenstand der Philosophie vor der Nase, die frische Luft des Graslands in der Brust, das schmackhafte Sein dieser unserer Welt unter den Hufen.

Und ich würde nur mal kurz hinzufügen: Nichts, was ist, ist wurstegal.

Erst recht nicht am Wurschtomaten.

"Die Welt als Brille und Vor-Prellung." Ach! ... Die Füllosophen.

Vasile V. Poenaru

Toronto Correspondent, Language Acquisition, Translation and Localization Professional

2 Jahre

Also "wurschtegal" ist dialektal, und den "Wurschtomaten" gibt es nicht. Außer man holt sich da eine Wurst; dann gibt es ihn sehr wohl. Hegel nannte sowas Aufhebung. Das will schon was heißen. Denn bei diesem Professor der Professoren san ma dialektisch wie dialektal gut aufgehoben. "Hegel at a bagel", hieß übrigens - vor Jahren - eine Vorlesungsreihe an der Uni Toronto. Auch nicht verkehrt. Da konnte jeder seinen Senf dazugeben. Nur der Wurschtomat fehlte.

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