Anleger sollten etwas vorsichtiger werden
Das BIP-Wachstum in Deutschland hat sich in Q1 mit 0,3% ggü. Vq. (Q4 2017: 0,6%) spürbar abgeschwächt. Sinkende Stimmungsindikatoren (ifo, PMI) sowie schwache Industrieproduktion kündigten dies an. Die Wachstumsimpulse kamen ausschließlich aus dem Inland.
Auch für Q2 sind die Vorzeichen rückläufig. Die deutsche Wirtschaft ist unerwartet schwach in das Frühjahr gestartet. Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie gingen im April im Monatsvergleich unerwartet deutlich um 2½% zurück. Es dauert nun doch länger als erwartet, bis die deutsche Industrie wieder ein Auftragsplus verbuchen kann. Auch die Produktion und die Exporte sind zurückgegangen.
Die Frühindikatoren zeigen insbesondere für Europa ein nachlassendes Momentum das deutlich hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben ist. Eine nachhaltige Wachstumsschwäche oder gar Rezession zeichnet sich bislang nicht ab. Insgesamt dürfte das Wachstum in 2018/2019 bei rund 2% auslaufen.
Fortwährende Handelsstreitigkeiten dürften den Außenbeitrag belasten. Nach dem G7-Treffen sind weitere Friktionen in den internationalen Handelsbeziehungen wahrscheinlicher geworden. Das beeinflusst auch die Finanzmärkte und macht sie volatiler. Diese Situation wird fortdauern, selbst wenn am Ende die ökonomischen Fakten und nicht die Politik die Richtung weisen.
Der Handelsstreit ist gefährlich. Er hat das Potenzial, der globalen Konjunktur erheblich zu schaden. Bei einer Eskalation würden die Wertschöpfungsketten über die Landesgrenzen hinweg gestört. Güter und Dienstleistungen würden in der Folge tendenziell teurer. Aber noch wissen wir nicht, ob die Politik von US-Präsident Trump eine taktische Positionierung ist, um die USA in eine bessere Lage am Weltmarkt zu bringen, oder ob sie eine Spirale in Gang setzt, bei der letztlich alle Verlierer sind. Ich zähle auf die Vernunft von Corporate America und die politischen Instanzen des Landes. Sie können Trump von radikalen Schritten abhalten.
Der globale Aktienmarkt steht weiter auf festen Beinen. Der MSCI World Index tendiert leicht aufwärts. Das Risiko einer Verlangsamung des Welthandels, das zu einem gedämpfteren Umfeld führen würde hat die Stimmung bislang nur gedämpft. Sie ist nicht mehr sehr optimistisch, aber zeigt auch keine Angst. Zwei wichtige Marktsegmente in den USA – der Russel 2000 Index für Small Caps und Tech-Aktien – setzten zuletzt wieder neue Rekorde.
Dagegen wurde die Stimmung in Europa zeitweilig zusätzlich belastet durch politische Probleme, während der starke US-Dollar Euroraum-Aktien Unterstützung bot. Der Deutsche Aktienindex DAX weist zur Jahresmitte ein Minus von knapp 5% auf. Der Stoxx 600 konnte sich dagegen leicht im Plus halten.
Ein langsameres Gewinnwachstum und die aktuellen Bewertungen begrenzen das verbleibende Potenzial. Anzeichen einer Stabilisierung der Wirtschaftsindikatoren und positive Gewinnrevisionen sind Unterstützungssignale für den europäischen Aktienmarkt. Über die Sommermonate ist eher eine breit angelegte Seitwärtsbewegung zu erwarten.
In der aktuellen Phase im Zyklus erscheint eine Verlagerung der Schwerpunkte von zyklischen Investments in Richtung defensive Sektoren wie Consumer Staples, Health Care und Utilities interessanter zu werden. Daneben können spätzyklische Themen wie Energie und Rohstoffe, also Erdöl- und Minentitel in einer späten Phase profitieren. Auch den IT-Sektor sehen wir nach wie vor in einem positiven Licht.
Fazit für den Anleger: Etwas vorsichtiger werden, selektiv sein und nicht gleich die Nerven verlieren, wenn die Börse unruhig ist. Die Aktienmärkte werden volatiler, aber sie sind noch nicht am Zenit. Späte Phasen im Konjunkturzyklus waren zumeist noch gute Phasen für Aktien. Zugewinne dürften jedoch mit höheren Schwankungen einhergehen. Die fundamentalen Rahmenbedingungen sind weiter konstruktiv zu werten.
Wir nehmen aus taktischer Sicht in einigen Vermögensklassen etwas Risiko aus den Portfolios, bleiben angesichts guter wirtschaftlicher Rahmendaten aber weiterhin strategisch optimistisch. Damit bleiben für uns Aktien in einem ausgewogenen Portfolio von neutral je zur Hälfte in Aktien und Anleihen der größte Block. Wir haben aber taktisch die Gewichtung auf der Aktienseite über die Sommermonate auf neutral reduziert. Auf der Anleihenseite sind wir untergewichtet. Wir haben den Anteil in Cash erhöht um Zukaufsgelegenheiten in Konsolidierungsphasen – insbesondere auf der Aktienseite – in guter Qualität nutzen zu können.
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