Papierbasierte Prozesse digitalisieren
Der Staat bekommt Hilfestellung von der Privatwirtschaft. Luca, die App zur automatischen Kontaktverfolgung, schafft, was vorher nicht gelungen war: den Gesundheitsämtern digital bei der Arbeit zu helfen.
neXenio-Gründer Patrick Hennig hat gemeinsam mit Smudo von den Fanta4 und anderen Kulturschaffenden die Luca-App entwickelt. Damit Restaurants, Bars, Coffeeshops, Geschäfte und Hotels schneller wieder öffnen.
Was Patrick Hennig berichtet, verschlägt selbst skeptischen Zuhörern den Atem: Fast während des ganzes Jahres 2020 haben wir Besuchszettel in Restaurants und Cafés ausgefüllt, doch es hat sie fast nie jemand ausgewertet:
"90 Prozent der Zettel zur Kontaktnachverfolgung wurden nie ausgewertet.“
Warum nicht? Weil die Gesundheitsämter rund 80 Prozent ihrer knappen Zeit mit dem Abtippen von Daten und dem Pflegen von Excel-Tabellen verbringen. Viel Zeit, fand das Luca-Team heraus, kann dadurch eingespart werden, dass man die antiquierten Erfassungsvorgänge in den Gesundheitsämtern digitalisiert. Wie haben die Ämter auf diese Vorschläge reagiert? Meist mit offenen Armen. Es stellte sich heraus, dass kaum ein Vorgesetzter jemals gefragt hatte, was die Teams denn brauchen würden, um ihre Arbeit besser zu erledigen. Jeder Politiker hatte eine Meinung zu den Gesundheitsämtern, aber fast niemand kam vorbei und fragte, wie man helfen könne.
Luca löst die analogen Listen ab. Das ist längst überfällig. Oft genug sind sie mit Fantasie-Namen gefüllt, und meist landen sie im Papierkorb statt beim Gesundheitsamt. Luca verschlüsselt die persönlichen Daten und erstellt temporäre QR-Codes, die nur das Gesundheitsamt entschlüsseln kann. Die doppelt verschlüsselten Informationen werden auf ISO-27001 zertifizierten, deutschen Servern gespeichert und nach maximal 30 Tagen gelöscht.
"Datenschutz muss ein Teil der Lösung sein, aber wir brauchen einen Austausch mit den Gesundheitsämtern.“
Eigentlich wäre dieser Einsatz allen Lobes Wert. Stattdessen hagelt es vor allem Kritik. Datenschützer äußern Bedenken. Nicht nur an der App, sondern auch an den Schlüsselanhängern mit QR Code, die als Alternative zur App genutzt werden können.
"Wir haben die höchsten Ansprüche an Datenschutz, aber eben auch an Sicherheit.“
Da ist sie wieder, unsere Lieblingseigenschaft: Dinge kaputt zu reden, bevor sie überhaupt eingeführt sind. Datenschutz als höchsten aller Werte sogar über den Gesundheitsschutz stellen.
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