The Art of Failure
(Find the English version of this text below)
Es geht Ihnen vielleicht wie mir. Donald Trump will noch einmal Präsident werden.
Wie bitte? Der hat doch die letzte Wahl verloren (auch wenn Donald es nach außen hin anders darstellt). Warum, bitte sehr, will - nein - kann der noch einmal antreten und – vielleicht sogar gewinnen?
Das Problematische am Charakter von Mr. Trump einmal außen vor – hier sollte man etwas vom amerikanischen Spirit tief einatmen. Wir Deutschen ziehen uns eher zurück, wenn wir verloren haben. Wir geben die Position als verloren auf. Das war’s. Wir haben die Unterstützung verloren. Wir sind abgewählt worden. Gefeuert. Oder wir haben, wie es uns Werbern halt schon mal geht, eine Ausschreibung verloren, einen Pitch.
Sie im Vertrieb haben gerade Ihren größten Kunden verloren. Ihre Frau den Vorstandsposten im Beirat, gegen mies spielende KonkurrentInnen. Ihre Aktien haben heute Morgen an Wert verloren. Sie verlieren Zeit gegen sich selbst beim 5 km Lauf. Sie verlieren Mitarbeiter, weil andere besser zahlen. Sie verlieren Marktanteile, weil Ihr Produkt an Attraktivität verliert. Sie verlieren Tabellenplätze in der Liga, weil Ihr Team ständig Punkte abgibt. Sie verlieren Ihre Eltern an die Demenz. Ihre pubertierenden Kinder an pöbelnde Mopedfahrer. Ihren Midlife-Crisis-Mann an die Geliebte. Sie verlieren Zeit, weil die S-Bahn nicht kommt. Geld, weil die Waschmaschine den Geist aufgibt. Ihre gute Laune, weil entgegen der Wettervorsage die Sonne nicht scheint. Ihre Fassung, weil Sie im Call Center ignoriert werden.
Sie wissen schon, was ich meine. Wir alle verlieren. Täglich. Irgendetwas.
Die gute Nachricht:
Wenn wir etwas verlieren, zeigt das, dass uns etwas sehr wichtig ist. Wir haben Ziele, Prioritäten, eine Haltung. Das ist doch schon mal etwas. Etwas, für das man auch einmal eine Niederlage riskieren sollte.
Mir geht es um das Mindset, nach dem Verlieren nicht mit gesenktem Kopf das Spielfeld zu verlassen. Die Welt ist voller Verlierer, auch Ihnen ist heute schon etwas verloren gegangen – und wenn es nur der Knopf Ihres Jacketts war.
Die Kunst ist, zu verlieren UND weiterzumachen.
Lewis Hamilton – Mehrfachweltmeister und Dominator in der Formel 1. Er ist mit seinem 2022er Mercedes nicht nur gnadenlos den Konkurrenten hinterhergefahren, sondern auch Mercedes-Rookie-Teamkollegen George Russell. Letzteres ist im Rennsport Höchststrafe. Zuletzt hat es Lewis nicht nur wieder aufs Treppchen geschafft, sondern hat auch seinen Teamkollegen niedergerungen.
Klar, sagen Sie jetzt. Ist ja Lewis Hamilton. Der ist halt so.
Nein, sage ich. Der Brite kämpft und schwitzt und beißt. Immer noch. Und zwingt sich, aus dem beruflichen Tal wieder herauszukommen. Das ist harte Arbeit an sich selbst. Lewis hätte auch seinen Boliden für immer in der Garage abstellen können. Hasta la vista, Baby. Hätte nach sieben Weltmeistertitel niemanden verwundert.
Seine Renningenieure sagen übrigens: Gut, dass wir nach Jahren der Dominanz wieder verloren haben. Das gibt uns die Chance, echte Probleme zu lösen. Und uns einer Aufgabe ganz hinzugeben, anders als ständig etwas erratisch herumzuoptimieren.
Valentino Rossi. Lebende Motorrad-Legende, neunfacher Weltmeister. Vale fährt jetzt Tourenwagen. Und vor allem: hinterher. Das Schwesterteam führt die Serie an. Er und seine beiden Teamkollegen sind bestenfalls Mittelmaß. Warum tut sich ein Superstar so etwas an? Warum lässt Valentino Rossi sich für Anfängerfehler und Unfälle auf vier Rädern belächeln? Weil jetzt die Formkurve nach oben zeigt. Weil es von nirgendwo nun in Richtung Top 5 geht. Weil in endlosen Nachtschichten Daten studiert werden, um zu verstehen, in welcher Kurve was schneller macht. Weil Herr Rossi nun weiß, warum er verliert. Und was ihn besser macht.
George Bush Senior, 41. Präsident der Vereinigten Staaten. Wahl zum Senator? Verloren. Sogar zwei Mal. Mit Mentor Nixons Abgang Verlegung in die chinesische Diaspora. Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 1980: Verloren. Es dauert bis 1989, bis Bush etwas gewinnt. Dafür dann das höchste politische Amt der Vereinigten Staaten. Well done, Mr. President.
Bill Gates. Zwischenzeitlich der reichste Mann der Welt. Seine erste Firma Traf-o-data? Ein Schuss in den Ofen. Der Rest? Geschichte.
Walt Disney? Gefeuert, weil ihm Ideen und Fantasie fehlen. Später gefeiert - wegen seiner Ideen und seiner Fantasie.
Nur, weil Sie ihr Ziel nicht erreicht haben, den Schwanz einziehen und das Spielfeld wechseln? Machen Sie weiter. Sehen Sie sich „Drive to Survive“, die F1-Doku auf Netflix an. Stellen Sie sich vor, Sie fahren alle zwei Wochen gegen die Besten der Welt. Sie gewinnen nicht, zweifeln an sich selbst? Nein. Sie fahren schneller. Besser. Sie lassen sich helfen, physisch, mental, technologisch.
Wenn Sie wie ich aus den USA zurückkommen (meine Rückkehr jährt sich dieser Tage), sehen auch Sie das Verlieren vielleicht anders. Verlieren ist Teil des Gewinnens.
1. Legen Sie zu aller erst die Angst ab, es weiter zu probieren. Wer hat gesagt, dass es zu Ende ist, wenn Sie verlieren? Die anderen? Blenden Sie das aus. Kaum einer von denen kennt Sie wirklich.
2. Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Warum haben Sie verloren? Gehen Sie dahin, wo es weh tut. Wo haben Sie es verpatzt? Wo hätten Sie sich mehr Mühe geben müssen? Wo hätten Sie fokussierter sein sollen? Konfrontieren Sie sich mit den Gründen, scheuen Sie sich nicht davor wie ein Strauß, der den Kopf in den Sand steckt.
3. Haken Sie die Niederlage ab. Was jetzt kommt, ist eine neue Chance. Wie jeder Fußballspieler in einem neuen Spiel haben auch Sie beim nächsten Projekt eine Chance, die nicht vom letzten Projektergebnis abhängt. Die Vergangenheit kann die Zukunft nicht beeinflussen – außer Sie lassen das zu.
4. Seien Sie optimistisch UND aggressiv. Das Mindset der Milliardäre. Die Deutschen können oft pessimistisch und aggressiv – wie keine andere Nation. Aber kompetitiv UND voller Freude? Da kann man sich etwas abschauen. Denken Sie daran, was es zu gewinnen gibt - nicht was man verlieren könnte.
5. Riskieren Sie etwas. Ihren guten Ruf, Ihre eingeschwungene Selbstzufriedenheit, Ihren Track Record. Haben Sie den Mut, den Bestand in Gefahr zu bringen. Nicht, weil Sie ein Hasardeur sind. Sie wollen und sollen ja nicht alles auf eine Karte setzen. Aber Ertrag hat immer mit Risiko zu tun, in der Finanzwelt wie im richtigen Leben. Ob es um Ihren Lebenspartner geht, den Sie irgendwann einmal mit pochendem Herzen angesprochen haben (hätte ja auch schief gehen können). Oder wie ich, der Büroheini, der gegen erfahrende Cupfahrer als Vierter über die Ziellinie fährt, mit einem Mietmotorrad. Von der Stange. Hätte ich stürzen können? Vielleicht. Freue ich mich jetzt über einen billigen Plastikpokal? Wie ein kleiner Junge.
Es ist befriedigend, aus seiner Komfortzone heraus zu gehen und zu gewinnen. Und wenn Sie verlieren, dann fangen Sie halt gerade an zu gewinnen.
In diesem Sinne viel Freude beim Gewinnen oder Verlieren.
Ist im Grunde ja dasselbe.
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You may feel the same way I do. Donald Trump wants to become president once again.
Excuse me? He lost the last election (even if Donald presents it differently to the outside world). Why, please, does he want to - no - can he run again and - possibly win?
Leaving aside the problematic aspects of Mr. Trump's character, we all should take a deep breath of the American spirit. We Germans tend to retreat when we have lost. We give up the position as lost. That's it. We've lost support. We've been voted out of office. Fired. Or, as it happens to us advertisers, we've lost a bid, a pitch.
You in sales have just lost your biggest customer. Your wife lost her position on the advisory board to competitors who were playing badly. Your shares lost value this morning. You lose time against yourself in a 5 k run. You lose employees because others pay better. You lose market share because your product loses its attractiveness. You lose standings in the league because your team keeps giving away points. You lose your parents to dementia. You lose your pubescent children to rowdy moped riders. You lose your midlife crisis man to his mistress. You lose time because the suburban train doesn't come. You lose money, because the washing machine breaks down unexpectedly. You lose your mind, because contrary to the weather forecast, the sun doesn't shine. You lose your composure because you are ignored at the call center.
You know what I mean. We all lose. Every day. Something.
The good news is when we lose something, it shows that we care deeply about something. We have goals, priorities, an attitude. That's something. Something that is worthwhile to risk losing for once in a while.
For me, it's about the mindset of not leaving the field with your head down after losing. The world is full of losers, you too have lost something today - even if it was only the button of your jacket.
The trick is to lose AND move on.
Lewis Hamilton is a multiple world champion and dominator in Formula 1. He not only mercilessly trailed his competitors in his 2022 Mercedes, but also Mercedes rookie teammate George Russell. The latter is maximum punishment in racing. Most recently, Lewis not only made it back to the podium, but also took down his teammate.
Sure, you're saying now. It's Lewis Hamilton. He's just like that.
No, I say. The Brit is fighting and sweating and biting. Still. And he's forcing himself to get out of his professional slump. That's hard work on himself. Lewis could also have parked his bolide in the garage forever. Hasta la vista, baby. No one would have been surprised after seven world championship titles.
His race engineers say, by the way: It's good that we lost again after years of dominance. It gives us a chance to solve real problems. And to devote ourselves completely to a task, unlike constantly optimizing something erratically.
Valentino Rossi. Living motorcycle legend, nine-time world champion. Vale now drives touring cars. And above all: behind almost everyone else. The sister team leads the series. He and his two teammates are mediocre at best. Why does a superstar do this to himself? Why does Valentino Rossi allow himself to be ridiculed for rookie mistakes and accidents on four wheels? Because now the form curve is pointing upwards. Because it's now going from Saint Neverland to the top 5. Because data is studied in endless night shifts to understand in which curve he could have gained time. Because Mr. Rossi now knows why he loses. And what makes him better.
George Bush Senior, 41st president of the United States. Elected as a senator? Lost. Twice, in fact. With Mentor Nixon's departure, he was transferred to the Chinese diaspora. The race for the presidential nomination in 1980: Lost. It takes until 1989 for Bush to win anything. But then he ended up with the highest political office in the United States. Well done, Mr. President.
Bill Gates. One of the richest man in the world. His first company Traf-o-data? A huge failure. The rest? History.
Walt Disney? Fired for lack of ideas and imagination. Later celebrated - because of his ideas and imagination.
Just because you didn't achieve your goal, turn tail and change the playing field? Keep going. Watch "Drive to Survive," the F1 documentary on Netflix. Imagine racing against the best in the world every two weeks. You don't win, doubting yourself? No. You drive faster. Better. You let them help you, physically, mentally, technologically.
When you come back from the U.S. like I did (it's the anniversary of my return these days), you too may see losing differently too. Losing is part of winning.
1. First of all, put aside the fear of continuing to try. Who said it's over if you lose? The others? Blank that out. Hardly any of them really know you.
2. Be honest with yourself. Why did you lose? Go where it hurts. Where did you mess up? Where should you have tried harder? Where should you have been more focused? Confront the reasons, don't shy away from them like an ostrich burying its head in the sand.
3. Check off the defeat. What comes now is a new opportunity. Like any soccer player in a new game, you have an opportunity on the next project that does not depend on the last project result. The past cannot influence the future - unless you let it.
4. Be optimistic AND aggressive. Billionaire Mindset. Germans can often be pessimistic and aggressive - like no other nation. But competitive AND full of joy? There's something to be learned there. Think about what there is to gain - not what there is to lose.
5. Take a risk. Your reputation, your settled complacency, your track record? Have the courage to put the stock at risk. Not because you're a hasard. You don't want to and shouldn't put all your eggs in one basket. But return always has to do with risk, in the financial world as well as in real life. Whether it's about your life partner, whom you approached at some point with a pounding heart (could have gone wrong). Or like me, the office guy who crosses the finish line in fourth place against experienced cup riders, on a rental motorcycle. From the bar. Could I have crashed? Maybe. Am I happy about a cheap plastic cup now? Like a little boy.
It's satisfying to step out of your comfort zone and win. And if you lose, you're just starting to win.
With that in mind, enjoy winning or losing.
It's basically the same thing.
Head of Strategy and Brand experience at VRPE Team
2 JahreLieber Stefan, Du schreibst vom Kampfgeist. Das ist sicherlich wichtig und Du hast sicher recht. Auch wenn der Sieg (über sich selbst oder gegen eine gewisse Fremdbestimmung) auch die Form einer Akzeptanz des Scheiterns annehmen darf. Daher: danke für Deine motivierenden Worte. Was mich aber noch mehr inspiriert (und weil wir hier unter „Kommsmenschen” sind), ist die Authentizität deines Posts und dass, ich es dir 100%ig glaube, dass du dich über dein Plastikpokal und den 4. Platz wie ein Kind freust (Hut ab übrigens!). Das überzeugt! Kampfgeist und Authentizität: die Leader-Kombo?
#opentowork = offen für Festanstellung als ProjektManagerin | ProzessManagerin | OperationsManagerin | Budgetkontrolle & Schnittstellenorganisation — nebenberuflich Business Coach | Mentorin
2 Jahre#motivation #minset #wachstum Immer wieder aufstehen, sich kurz schütteln, weitermachen und Neues probieren... 👍🏻 genau so ist es.