Attraktive Standortfaktoren wirken förderlich
Der Mittelstand wird zunehmend vielfältiger: Neben industriellen Familienunternehmen, Handwerksbetrieben, Handelsunternehmen und Freiberuflern finden sich darunter auch Solo-Selbstständige, Start-ups im IKT-Bereich sowie Gründer, die mehrfach Unternehmen aufbauen und wieder veräußern. Damit sich all diese Unternehmen auch von der Mittelstandspolitik des Bundes und der Länder angesprochen fühlen, sind nach Ansicht des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn klare Rahmenbedingungen sinnvoller als einzelbetriebliche Fördermaßnahmen, die nur eine Minderheit begünstigen und daher keine Breitenwirkung besitzen.
"Während der Bund den allgemeinen Ordnungsrahmen vorgibt, verfügen die Länder über erhebliche Spielräume bei der Gestaltung der mittelstandsspezifischen Rahmenbedingungen. Dabei kommt ihnen zu Gute, dass sie die jeweiligen regionalen und kulturellen Besonderheiten besser kennen. In Folge dessen verfügen die Zuständigen auf Länderebene auch über besonders gute Möglichkeiten, den Mittelstand direkt anzusprechen sowie ein gutes Gründungs- und Unternehmerklima zu schaffen", erklärt Prof. Dr. Friederike Welter (IfM Bonn/Universiät Siegen). Eine wichtige Rolle spielen dabei auch institutionelle Informations- und Wissensvermittler sowie digitale Plattformen, wie aktuell beispielsweise im Hinblick auf den Umgang mit den Themen "Fachkräftemangel" und "Digitalisierung" zu beobachten sei.
Sowohl auf Bundes- als auch auf Länderebene müsste zukünftig jedoch die Mittelstandspolitik noch stärker als Querschnittsaufgabe verstanden und die Zusammenarbeit zwischen den Ministerien bzw. innerhalb der Abteilungen des jeweiligen Wirtschaftsministeriums intensiviert werden. Zu wenig Beachtung im Rahmen der praktischen Mittelstandspolitik fänden aktuell beispielsweise die Bildungspolitik oder (weiche) Standortfaktoren. "Um kreative Köpfe anziehen, die Gründung neuer Unternehmen fördern bzw. die Standorttreue und den unternehmerischen Erfolg stärken zu können, spielen die Gegebenheiten vor Ort eine wichtige Rolle. Dies gilt nicht nur in Bezug auf die materielle Infrastruktur. Auch bedürfnisgerechte Bildungs- und Weiterbildungsangebote oder attraktive Kulturangebote werden weiter an Bedeutung gewinnen, möchte man neue Fachkräfte für die mittelständischen Unternehmen außerhalb der Ballungsräume gewinnen und dauerhaft halten", so die Präsidentin des IfM Bonn.
Die Studien "Mittelstandspolitik in der Praxis ‑ Rahmensetzung oder Förderung" und "Mittelstandspolitik im Wandel" sind auf der Homepage des Institut für Mittelstandsforschung abrufbar.