Back to the 50s
Lena Willems hier. Wir machen heute einen kleinen Ausflug in eine Welt, in der noch alles in Ordnung scheint. Perfekt hergerichtete Häuser, selbstgemachter Sauerteig (die Brote sehen alle wirklich fluffig aus) und perfekte Föhnfrisuren: Bei den selbsternannten #Tradwives, kurz für »traditional Wives«, scheint alles makellos. Tradwife-Influencerinnen verschreiben sich privat und öffentlich einem großen Lebensziel: ihren Ehemännern den Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu teilen sie Beziehungstipps in sozialen Medien. Für ein Leben wie früher eben.
Damals, als Frauen sich noch keine Gedanken um nervige Themen wie Job und Vereinbarkeit machen mussten. 50er-Jahre statt anstrengendem Gleichberechtigungskampf. Klingt erstmal nach der verheirateten Version des Stay-At-Home Girlfriends, einem Trend, über den ich vor einigen Wochen schon mal geschrieben habe. In meinem Text habe ich damals schon die Normalisierung und Verklärung von finanzieller Abhängigkeit und entsprechenden Machtstrukturen in solchen Beziehungen kritisiert.
Die Tradewife-Bewegung ist aber mehr als ein nischiger Hashtag-Trend. Einige der Frauen sind den White Supremacists in den USA zuzuordnen, die damit nicht nur das traditionelle Hausfrauentum, sondern auch die zugehörige frauenfeindlich-rassistische Ideologie hübsch verpacken. Auch mit der AfD gibt es eine ideologische Schnittmenge. Nach Einschätzung von Expert*innen sollte der gesellschaftliche Impact der Tradwife-Influencer-Bewegung jedenfalls nicht unterschätzt werden.
Traditionelle Lebensentwürfe sind natürlich nicht per se zu verurteilen. Und auch die individuelle Entscheidung für oder gegen ein Hausfrauendasein nicht. Gruselig (und verurteilenswert) wird’s aber, wenn rechte Ideologien mitschwingen.
Das war wie immer die gekürzte Version unseres »richtigen« Newsletters Re: 5050 vom vergangenen Freitag. Die volle Ladung Inhalt mit den News der Woche und persönlichen Empfehlungen der 5050-Crew gibt's darin immer on top: 5050.omr.com/newsletter 🤝