Bahnbrechende Ideen entwickeln! Ihr habt 5 Minuten Zeit, ab JETZT!
Keine Zeit für Kreativität

Bahnbrechende Ideen entwickeln! Ihr habt 5 Minuten Zeit, ab JETZT!

Wieviel Zeit braucht ihr um kreativ zu sein? Kommt ihr gut mit einem strikten Timeboxing zurecht, welches durch viele Formate vorgegeben wird? Ich persönlich tue mich damit oft schwer. Immer mal wieder stolpert man in ein Meeting, in welchem in kürzester Zeit zu einem Thema x spannende Ideen gefunden oder ausgearbeitet werden sollen. Es gibt gefühlte zwei Minuten Kontext (weil ist ja eh alles klar), dann eine handvoll schöne bunte Karten + Stift und wahlweise 5 oder 10 Minuten Zeit. So jetzt schreibt mal schnell auf was euch dazu einfällt. Äh, sorry… nix. Und was bitte war nochmal das Problem? 

I am lost

Aktuell kann man beobachten, dass es einen Trend gibt, diese oft schon kurzen Formate noch weiter zusammenzustreichen. Schließlich muss man ja in der Krise kostenbewusst arbeiten. Zur Frage wieviel Zeit braucht man, um zu guten Ideen zu kommen, habe ich heute eine kleine, aber interessante Diskussion in einem unserer internen Foren gefunden. Aus dieser Diskussion habe ich mir den Hinweis auf ein bereits etwas älteres Buch von James Webb Young und eine Zusammenfassung dieses Buches durch James Clear von meiner Kollegin Lisa Schötz genauer angesehen. 

Der Titel des Buches ist “A Technique for Producing Ideas”. Das klingt schon sehr vielversprechend. Das Buch wurde 1965 geschrieben und James Webb Young adressiert eigentlich den Bereich Werbung/Marketing. Der darin beschriebene Prozess lässt sich aber problemlos auch auf andere Bereiche anwenden. Ich will diesen gar nicht im Detail wiederholen, Interessierte können sich hier die Zusammenfassung von James Clear zu Gemüte führen.

Flash of Insight

Kern des Vorgehens ist die These, dass, wenn man sich zunächst intensiv genug mit dem Thema oder Problem auseinandergesetzt hat, die Idee dann entsteht, wenn man sich eigentlich gar nicht mehr damit beschäftigt und losgelassen hat. Die Idee kommt zu dir in einem “Flash of Insight”! 

Das beinhaltet zwei wichtige, grundlegende Elemente:

  1. Die intensive Beschäftigung mit dem Problem und seinem Kontext und zwar nicht auf der Ebenen von ein paar Informationen oder Fakten, sondern im Verständnis der tatsächlichen Wirkmechanismen, Prinzipien und Zusammenhänge.
  2. Es braucht tatsächlich Zeit bis diese Erkenntnisse wirken können und zu einer “höheren Einsicht” führen (ziehen wir mal in Erwägung, dass wir alle nicht nur Genies sind).

Ich möchte nicht dafür plädieren Innovationsworkshops oder Design-Sprints in die Länge zu ziehen. Wie bekannt, liegt die Würze ja oft auch in der Kürze. Aber man sollte sich überlegen wie man den Gesamtprozess gestaltet, um die beteiligten Menschen in den richtigen Kontext zu bringen, für eine ausreichend intensive Beschäftigung mit dem Problem oder der Aufgabenstellung zu sorgen und um die (zeitlichen) Räume zu schaffen, in welchen das gelernte Wirkung entfalten kann. 

Wenn die Möglichkeit vorhanden ist, würde ich empfehlen, immer mehrere kleinere Runden zu drehen anstelle einer ausgedehnten Session. Wer nur darauf bestrebt ist auch die letzte Minute aus einem solchen Format noch herauszustreichen, riskiert am Ende nur mit platten, offensichtlichen Ergebnissen zu enden, die eigentlich vorher schon auf der Hand lagen. Dann besser sein lassen und andere Wege suchen.

Das mit den Ideen ist wie mit einem guten Krafttraining - Anspannung und Entspannung im Wechsel führt zum Ergebnis.

Alexej S.

Software Test Engineer

4 Jahre

Leider wird das Beobachten und Hineinversetzen überlesen und sich auf das "mechanistische" 5-Schritte Rezept fokussiert. Ohne aufrichtiges, brennendes Interesse fürs Thema kann man dazu keine Ideen entwickeln. Egal welche kombinatorischen Tricks man dabei anwendet. Und damit sind "5-Minuten Ideen-Workshops" per Definition zum Scheitern verurteilt.

Robert Zeller

Stur flexibel beim Gestalten der Lösung.

4 Jahre

Da werfe ich doch gleich noch meine Erfahrung dazu: Mein Kopf braucht auch das Aufsaugen, Beschäftigen, Umrühren, Diskutieren (gerne etwas mehr - wie Ihr auch schon merken durftet), um dann im Hintergrund zu blubbern und schließlich eine klar strukturierte Essenz zu liefern. Oder vom anderen Ende betrachtet: Um einen Haufen Ansätze / Impulse zu sammeln, ist so ein „Timeboxerl“ ganz nett. Aber die Arbeit fängt dann erst richtig an. Wer dazu auch einige interessante Sachen gesagt hat, ist Edward de Bono - etwa aus der selben Zeit, oder ein bisschen später.

Lisa Schötz

UX teamlead at msg research

4 Jahre

Ich werfe noch ein schönes Zitat dazu ein, das meinen Kreativprozess gut beschreibt: "Brainstorming ist dazu da, die ersten 100 schlechten Ideen aus dem Kopf zu kriegen". Manchmal muss man nämlich erstmal durch die platten, offensichtlichen Ideen durcharbeiten, bevor man (bei mir immer erst in der Auseinandersetzung mit anderen) auf eine richtig gute Idee stösst. Kreativmethoden, die versprechen, einem diese unangenehme Arbeit zu ersparen, sind mir zuerst einmal suspekt. Aber: ich kenne durchaus Leute, die mit den knappen Formaten besser zurecht kommen. Vielleicht ist mein Denkstil auch einfach nur ein anderer?

Zum Anzeigen oder Hinzufügen von Kommentaren einloggen

Ebenfalls angesehen

Themen ansehen