Bazillus: Die UHT-Wüste
Bazillus
Die UHT-Wüste
Von Andreas Schwander
Die Welt der Cafétiers teilt sich in zwei Welten. Die eine Welt macht den Cappuccino mit UHT-Milch. Die gibt angeblich den schöneren Schaum. Zudem ist die Milch unendlich lange haltbar. Die andere, mittlerweile verschwindend kleine Welt, macht ihn mit frischer Milch. Damit wird auch der Kaffee richtig gut.
Milch ist eine lebendige Sache, deren Geschmack sich je nach Jahreszeit oder Viehfutter verändern kann. Die normale Pastmilch kann das nicht bieten, ist aber ein guter Kompromiss. In der UHT-Milch dagegen ist alles tot. Connaisseurs nennen sie verächtlich «weisse Gülle», deren lange Haltbarkeit mit einem durchdringend-unangenehmen Geschmack erkauft wird. Inzwischen achten die Baristas und Kapselkäufer beim Kaffee auf immer ausgefeiltere Nuancen bei Herkunft, Röstung und Mahlung. Die Milch dagegen, die sie nachher hineinkippen, ist ihnen offenbar völlig egal. Dabei ist etwa beim Latte Macchiato die Milch viel wichtiger als der Kaffee. Der Aufwand sei halt zu gross, heisst es. Allerdings schafft es etwa das Unternehmen Mitte sogar in ihrem mobilen Kaffee auf dem Marktplatz mit echter Milch zu arbeiten – eine der wenigen Oasen in der ultra-hoch-temperierten Cappuccino-Wüste.