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🌏 Was bedeutet die EUDR für Ghana? Hat sie das Potential Entwaldung zu reduzieren?
Melina Heinze, studentische Hilfskraft am ZNU und PPE Studentin an der UW/H, hatte die einmalige Chance mit der Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Best Practices in der Ghanaischen Agrarwirtschaft kennen zu lernen. Die Zeit danach nutzte sie zur qualitativen Forschung für ihre Masterarbeit.
Ab 2025 müssen einige Unternehmen unter der EU Deforestation Regulation (EUDR) die Entwaldungsfreiheit ihrer Produkte nachweisen. Lesen Sie Melinas Bericht zu ihrer Reise und den Erfahrungen und Eindrücken, die sie während ihres Aufenthalts vor Ort sammeln konnte.
Die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) zielt darauf ab, den Anteil der durch Import verursachten Entwaldung in die EU zu reduzieren. Für Ghana, als zweitgrößten Kakaoproduzenten der Welt, hat diese Verordnung weitreichende Auswirkungen auf den Kakaoanbau und -handel. Während meines Aufenthalts in Ghana habe ich verschiedene Perspektiven zu diesem Thema gesammelt und möchte hier einige meiner Erkenntnisse teilen:
Kakaohandel und Entwaldung in Ghana
Ghana ist stark von der Kakaoproduktion abhängig, die etwa 11% der gesamten Exporteinnahmen ausmacht und viel wichtiger noch, zum Lebensunterhalt für einen Großteil der ländlichen Bevölkerung dient. Gleichzeitig hat der Kakaoanbau erheblich zur Entwaldung in dem Westafrikanischen Land beigetragen. Seit 1990 sind fast 80% der staatlich verwalteten Waldressourcen durch illegale Abholzung verloren gegangen. Die EUDR zielt darauf ab, diese Entwaldung zu bekämpfen, indem sie ab 2025 den Nachweis fordert, dass in die EU importierte Produkte aus 7 Risikogruppen nicht auf Flächen angebaut wurden, die nach dem 30. Dezember 2020 entwaldet wurden.
Landesweites Kakao Management System (CMS)
Der Ansatz des ghanaischen COCOBOD, das bereits seit 2019 beschlossene landesweite Kakao Management System (CMS) um EUDR-Kriterien zu erweitern, unterscheidet sich von anderen Lösungsansätzen. Das CMS könnte dazu beitragen, eine bessere Umsetzung der EUDR-Kriterien zu ermöglichen, indem es eine umfassende Erfassung und Rückverfolgbarkeit der Kakaoproduktion sicherstellt. Bereits jetzt wurden über eine Million Farmen kartiert und fast 800.000 Farmer registriert. Dennoch gibt es Herausforderungen bei der Sensibilisierung und Umsetzung in ländlichen Gebieten, wo derzeit noch Unsicherheit darüber herrscht, wie die neuen Regelungen in der Praxis angewendet werden sollen.
Herausforderungen und Schlupflöcher
Eine Schwierigkeit stellt die kurze Zeitspanne zwischen der Verabschiedung und der Umsetzung der EUDR dar. Viele der interviewten Experten befürchten, dass Kleinbauern nicht rechtzeitig und ausreichend informiert sind und Schwierigkeiten haben werden, die neuen Anforderungen zu erfüllen. Ein weiteres Schlupfloch ist die Möglichkeit, dass nicht registrierte oder auf entwaldeten Flächen angebaute Kakaobohnen weiterhin Abnehmer auf dem globalen Markt finden könnten, was die Wirksamkeit der EUDR im Bezug auf Entwaldung beeinträchtigen würde.
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Illegaler Goldabbau als große Bedrohung
Während der Kakaoanbau historisch gesehen ein großer Entwaldungstreiber war, scheint der Druck aktuell insbesondere vom illegalen Goldabbau („Galamsey“ - ein Wortspiel aus "Gather and Sell") zu kommen. Diese Aktivitäten führen nicht nur zur Zerstörung natürlicher Waldflächen, sondern verdrängen in einigen Fällen auch bestehende Kakaoplantagen. Der illegale Goldabbau ist für viele lukrativer als der Kakaoanbau, da der Abnahmepreis von Kakao zentral vom COCOBOD festgelegt und deutlich niedriger ist als der Weltmarktpreis. Dieser ist in den vergangenen zwei Jahren durch erhebliche Ernteausfälle in Westafrika durch die Decke gestiegen.
Agroforstwirtschaft als Verbesserungspotential
Einige meiner Interviewpartner sehen in der Förderung der Agroforstwirtschaft ein großes Potenzial den vordergründigen Zielen der EUDR - Schutz und Verbesserung von Waldflächen und Biodiversität - entgegen zu kommen. Durch den Anbau von Kakao in Kombination mit Schattenbäumen könnten die Kakaobäume widerstandsfähiger gegen Krankheiten werden und weniger Pestizide benötigen, ein Geschenk für mehr Biodiversität. Eine stärkere Förderung der Agroforstwirtschaft in bereits bestehenden Kakaoplantagen könnte somit einen effektiveren Naturschutz bewirken als die aktuellen EUDR-Mechanismen allein.
Fazit
Ob die EUDR tatsächlich dazu beitragen kann, die Geschwindigkeit der Entwaldung in Ghana zu reduzieren, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Die Implementierung eines landesweiten Kakao Management Systems könnte hierbei eine zentrale Rolle spielen. Es gibt allerdings derzeit viele nationale und globale Prozesse, die den Druck auf die Wirksamkeit der EUDR Mechanismen erhöhen. Ein paar davon wurden in diesem kurzen Einblick genannt.
Diese Herausforderungen und Schlupflöcher müssen adressiert werden, um die Wirksamkeit der Verordnung sicherzustellen. Eine Ergänzung in der EUDR zur Förderung der Agroforstwirtschaft könnte vielversprechend sein, um sowohl die Kakaoproduktion, als auch den Naturschutz in Ghana nachhaltig zu verbessern.
Meine Reise nach Ghana war eine bereichernde Erfahrung, die mir tiefe Einblicke in die Herausforderungen und Möglichkeiten des Kakaoanbaus und -handels und des Umweltschutzes in diesem faszinierenden Land ermöglichte. Die herzliche Unterstützung, die ich während meiner Recherchearbeit erhielt, und die vielfältigen Begegnungen haben dazu beigetragen, dass ich Ghana und die Menschen auf meinem Weg ins Herz geschlossen habe.
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