Bericht zum Vortrag vom 18.09.2023: Die Kunst kluge Entscheidungen zu treffen – eine Veranstaltung des BME Saar mit Klaus J. Weber
Wer kennt die Situation nicht: ein Lieferant sitzt uns gegenüber und wir müssen blitzschnell entscheiden welchen Verhandlungsweg wir einschlagen. Wie können wir sicherstellen, dass wir gerade im Business kluge Entscheidungen treffen? Um diese Frage zu beantworten, konnte der BME Saar Klaus J. Weber (www.SieWissenEsSelbst.de) gewinnen. Der Diplom-Physiker Klaus J. Weber ist zertifizierter neuro- und hypnosystemischer Coach (Milton-Erickson-Institut Heidelberg) sowie zertifizierter Trainer für das Zürcher Ressourcen Modell. Praktische Erfahrung sammelte er in einer langjährigen Rolle als Führungskraft im IT-Bereich einer namhaften Versicherung in Frankfurt am Main.
Wir treffen täglich hunderte, vielleicht sogar tausende, Entscheidungen. Bewusste Entscheidungen sind jedoch schwierig, denn sie widersprechen der Funktionsweise des Gehirns. Über 90 % der Hirnaktivität verläuft gänzlich unbewusst ab und ist dem Bewusstsein nicht zugänglich. Wir haben zwei Bewertungssysteme in uns nach denen wir entscheiden. Diese beiden Systeme arbeiten nach unterschiedlichen Prinzipien. Das evolutionär gesehen ältere Bewertungssystem entscheidet sehr schnell und vehement vor. Um diese Vorentscheidung zu ändern, bedarf es Aufmerksamkeit. Diese ist für das Gehirn jedoch sehr teuer, da energiezehrend und langsam. Während unser Gehirn für bewusste Prozesse mindesten 800 Millisekunden Zeit braucht, benötigt es für unbewusste nur etwa 200 Millisekunden. Welche Auswirkungen dieser scheinbar minimale Unterschied hat, konnte in einer Gruppenübung eindrucksvoll dargelegt werden.
Warum ist das so? Das Unbewusste greift u. a. auf das emotionale Erfahrungsgedächtnis sowie das prozedurale Gedächtnis zurück und kann alle abgespeicherten Lebenserfahrungen gleichzeitig und parallel verarbeiten und berücksichtigen. Diese Eigenschaft machen wir uns zum Beispiel beim Klavierspielen zu Nutze. Erst wenn die Prozesse unbewusst ablaufen, geht das Spiel schnell und flüssig von der Hand, während es bei einem Anfänger, der bewusst Tasten drücken muss, langsam und stockend vorangeht.
Somit kommt Weber zu einem etwas beunruhigenden Fazit: Der Verstand allein ist zu keiner komplexen Entscheidung fähig! Komplexe, gute Entscheidungen werden nur in Kooperation mit dem Unbewussten getroffen!
Doch – und hier schiebt Weber eine gute Nachricht gleich hinterher - der Verstand muss dieser Vorbewertung des Unbewussten nicht folgen. Er kann diese revidieren. Wir können ES uns anders überlegen. Aber das braucht eben: Zeit!
Den anschließenden Imbiss nutzten die ca. 25 Mitglieder und Freund des BME Saar zum Austausch ihrer Erfahrungen.