Betriebliche Gesundheitsförderung im Homeoffice
Vorteile des Homeoffice
In der Corona-Pandemie waren so viele Arbeitnehmer:innen im Homeoffice wie nie zuvor. Betriebe mussten schließen und in kürzester Zeit den Arbeitnehmer:innen das Arbeiten von Zuhause ermöglichen. Inzwischen haben viele das Homeoffice zu schätzen gelernt. Ein entscheidender Vorteil ist zum Beispiel, dass weniger Pendelzeit gebraucht wird. Arbeitnehmer:innen können die neu gewonnene Zeit damit effizient nutzen. Auch der durch Staus und Zugausfälle entstehende Stress entfällt.
Darüber hinaus ist die Zeiteinteilung im Homeoffice deutlich flexibler. Die strenge Regel der „halben Stunde Pause mit den Kolleg:innen um 12 Uhr und dann zurück an den Schreibtisch“ wird gelockert und die Arbeitszeit ist in der Regel frei einteilbar. So wird die Work-Life-Balance entschieden verbessert. Termine sind besser unter einen Hut zu bringen und mehr Ausgleich in den Tag integrierbar. (Wenn Sie das Thema Work-Life-Balance interessiert, sehen Sie hierzu auch unseren Magazin-Artikel Faktoren zur Verbesserung der Work-Life-Balance)
Auch finanziell gesehen bringt das Homeoffice viele Vorteile mit sich, sowohl für den Arbeitnehmer:in als auch für den Arbeitgeber:in: Keine Zugtickets oder Benzinkosten mehr für den Weg, keine Verpflegung im Büro. Auch die Ablenkung durch Gespräche mit Kolleg:innen wird gesenkt. Aber so positiv das alles klingt – das Homeoffice birgt auch gesundheitliche Risiken für die Arbeitnehmer:innen.
Physische Gesundheit
Das hier zu nennende Stichwort lautet: Rückenschmerzen. Durch immer weniger Bewegung oder auch Übergewicht zählen Rückenschmerzen zu den am weitesten verbreiteten Krankheiten in Deutschland. Durch das Sitzen auf ungeeigneten Stühlen wird diese Problematik massiv verstärkt. Dadurch, dass in der Corona-Pandemie oft beide Personen aus einem Haushalt im Homeoffice arbeiten mussten, aber nicht immer genügend Platz dafür zur Verfügung stand, sind viele an den Küchentisch oder den Wohnzimmertisch ausgewichen. Die fehlende Ergonomie der Stühle und die immer noch vorwiegend im Sitzen ausgeführte Tätigkeit am Schreibtisch haben dazu geführt, dass die DAK eine Zunahme von Krankschreibungen in Verbindung mit Rückenschmerzen im Jahr 2020 um 7% verzeichnete. Zusätzlich dauerten sie im Schnitt knapp 15% länger. Damit war am Ende jede fünfte Krankschreibung auf muskuläre oder skelettale Beschwerden zurückzuführen. Nach einer Forsa-Umfrage gaben grundsätzlich 36% der im Homeoffice tätigen Arbeitnehmer:innen an, dass sie aufgrund mangelnder ergonomischer Ausstattung an Verspannungen und Schmerzen leiden. Auch Beschwerden wie Kopfschmerzen haben zugenommen. Diese auffälligen Zunahmen im Zusammenhang mit der Arbeit von Zuhause sollten von Arbeitgeber:innen nicht unbeachtet bleiben. Denn die Gesundheitsförderung bietet viele Möglichkeiten, Heimarbeiter:innen auch bei ihrer Arbeit Zuhause zu unterstützen.
Psychische Gesundheit
Neben physischen Beschwerden stiegen auch die psychischen Erkrankungen in Zusammenhang mit dem Homeoffice. Nach der DAK-Umfrage erreichten die Krankmeldungen auf Grund psychischer Belastungen und Anpassungsstörungen einen neuen Höchstwert. Dies ist auf die nicht zu unterschätzende Belastung zurückzuführen. Die Trennung zwischen Beruf und Privatleben wird immer schwieriger. Viele Arbeitnehmer:innen geben an, dass sie zu ungewöhnlichen Zeiten arbeiten oder grundsätzlich länger. Auch wenn beide Personen aus dem Haushalt parallel im Homeoffice arbeiten, gilt es organisatorisch einiges zu beachten. Häufig fehlt der Platz für zwei Büros, sodass der eine im Wohnzimmer oder in der Küche sitzt. Je nachdem wie hellhörig die Wohnung ist, wird man schnell durch die Konferenz oder das Meeting des anderen in seiner Konzentration gestört. Auch andere Geräuschquellen wie Straßen- oder Baulärm können während der Arbeit zu Störfaktoren werden. Gilt es, parallel noch Kinder zu Hause zu betreuen, steigt die psychische Belastung und der Stress zusätzlich, da Kind und Beruf auch im Homeoffice schwer unter einen Hut zu bekommen sind. Im Homeoffice ist das Privatleben während der Arbeit nicht auszublenden, weswegen viele Arbeitnehmer:innen an ihre Grenzen stoßen. Zusätzlicher Stress entsteht durch unzuverlässiges Internet und ausfallende Technik. Hinzu kommt, dass viele Arbeitnehmer:innen nicht so vertraut mit digitalen Tools sind. Die Tendenz, im Homeoffice mehr zu arbeiten als im Büro, führt zusätzlich dazu, dass weniger Erholungspausen in die Arbeit integriert werden. Ständige Erreichbarkeit und digitale Kontrolle haben eine Überarbeitung zur Folge, die wiederum die Wahrscheinlichkeit eines Burnouts signifikant erhöht. Um derart schwerwiegende Folgen für Arbeitnehmer:innen zu verhindern, gibt es auch in diesem Bereich gesundheitsfördernde Maßnahmen, die Arbeitgeber:innen umsetzen können, um Heimarbeiter:innen zu unterstützen.
Gesundheitsfördernde Maßnahmen
Um die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeiter:innen im Homeoffice zu fördern, kann der Arbeitgeber:in unterschiedliche Maßnahmen umsetzen. Eine Möglichkeit ist es, die Büros der Mitarbeiter:innen mit geeigneten ergonomischen Stühlen und Laptophaltern auszustatten, um die Haltung am Tisch zu verbessern und damit nachhaltig Rückenschmerzen und Kopfschmerzen vorzubeugen. Auch die Förderung von Ausgleichshandlungen während des Bürojobs bietet sich an. So können kleinere Kaffeepausen verbindlich eingeführt oder auch kleinere Entspannungs- oder Yogaeinheiten eingebracht werden. Um sicherzugehen, dass es den Mitarbeiter:innen gut geht, bietet sich ein tägliches Meeting am Morgen an, bei dem Grundlegendes besprochen und jeder aktiv einbezogen wird. Es könnte zum Beispiel darum gehen, was jeder an diesem Tag für Pläne hat beziehungsweise welche Termine anstehen. Um die Work-Life-Balance im Homeoffice zu stärken, sollte der Arbeitgeber:in darauf achten, dass die Arbeitszeiten eingehalten werden und die Mitarbeiter:innen nicht an Wochenenden arbeiten, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Damit kann wesentlich der Stress reduziert werden. Auch können Unternehmen mit gezielten Maßnahmen die Konzentration der Arbeitnehmer:innen fördern. Dazu gehört zum Beispiel funktionierende Technik. Arbeitnehmer:innen sollten aber genauso darauf achten, den Arbeitsmodus im Homeoffice durch das Tragen normaler Arbeitskleidung und das Einhalten durchschnittlicher Arbeitszeiten aufrecht zu erhalten. Am wichtigsten ist ein offenes Ohr des Unternehmers für Probleme und Verbesserungswünsche der Heimarbeiter:innen. Gemeinsam kann meist für beide Parteien eine gute Lösung gefunden werden.
Unsere Buchempfehlungen zum Thema Gesundheitsförderung im Homeoffice:
Am 11. März 2020 erklärte die Word Health Organization (WHO) offiziell den Ausbruch der Pandemie der Coronavirus-Krankheit (COVID-19). Eine der Maßnahmen, die Unternehmen im Rahmen der Pandemie trafen, um betriebliche Abläufe trotz der beschränkten Mobilität und den Abstandsregeln aufrecht zu erhalten, war es, ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu entsenden. In der Arbeitswelt hat die „Arbeit auf Distanz“ zu Veränderungen geführt, die nicht vorstellbar waren.
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Regina Urich hat sich deswegen zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Etablierung eines gesundheitsförderlichen Homeoffice zu leisten und ein entsprechendes Konzept zu entwickeln.
Rückenbeschwerden sind in den Industrienationen zur Volkskrankheit geworden. Viele Arbeitnehmer:innen arbeiten mittlerweile ganz oder teilweise vom heimischen Büro aus – sofern es sich dabei tatsächlich um ein Büro handelt. Die häufig kurzfristige Verlagerung des Arbeitsortes aufgrund der Corona-Pandemie brachte mit sich, dass viele Beschäftigte improvisieren mussten. Teilweise existieren passende Räumlichkeiten, häufig wird die Tätigkeit aber auch am Küchentisch mit unzureichender ergonomischer Ausstattung verrichtet. In diesem Buch wird die Ausstattung von Homeoffice- und Büroarbeitsplätzen gegenübergestellt und daraus der Einfluss auf die Rückenbeschwerden abgeleitet.
Die progressiven Entwicklungen der modernen Arbeitswelt entwickeln unter anderem neue Möglichkeiten der Arbeitsformen. Unter dem Begriff Arbeit 4.0 ergeben sich vor allem im Dienstleistungssektor neue Optionen für Arbeitnehmer, ihre individuellen Ansprüche mit den Anforderungen ihres Arbeitsplatzes kompatibler zu gestalten, um damit eine höhere Zufriedenheit und damit mehr physisches und psychisches Wohlbefinden zu erlangen. Die Digitalisierung ermöglicht die flexible Ausgestaltung der Arbeitszeit und des Arbeitsortes.
Unsere Autorin Petra Jeunette befasst sich mit dem Zusammenhang von Vertrauen in der Telearbeit und dessen Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten im Homeoffice. Auch der Faktor Stress wird berücksichtigt.
Laut dem DAK-Gesundheitsreport 2020 sind psychische Erkrankungen, gemessen an den Arbeitsunfähigkeitstagen, die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen in Deutschland. Die kontinuierliche Zunahme psychischer Erkrankungen lässt sich, mit Ausnahme der Jahre 2006 und 2018, klar belegen. Somit ist es unausweichlich, dass das Thema „psychische Erkrankungen“ immer weiter in den Fokus rückt – so auch in dieser Arbeit.
Marvin Pascal Bechtel stellt in seinem Buch die Frage, ob die Corona-Pandemie und die damit verbundene mobile Arbeit zu negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten führt.
Der andauernde Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeitende setzt die Arbeitgebenden unter Druck. Die Höhe des Gehaltes ist heute nicht mehr einzig und allein ausschlaggebend für die Wahl des Arbeitsplatzes. Für Mitarbeiter spielen vermehrt sogenannte weiche Faktoren, wie die Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine flexible Arbeitsgestaltung und die Gesundheit eine Rolle.
Stefanie Binanzer legt dar, welche gesundheitlichen Herausforderungen beim ortsflexiblen Arbeiten, insbesondere am heimischen Arbeitsplatz, auf die Beschäftigten von Büroarbeitsplätzen in der öffentlichen Verwaltung bestehen und vor allem, welche Anpassungen Arbeitgebende, Beschäftigte und auch Führungskräfte vornehmen müssen, um sich selbst und die Mitarbeitenden im Homeoffice gesund und arbeitsfähig zu erhalten.