Bildungspakt zwischen Bund und Ländern – Die richtigen Signale für mehr digitale Bildung

Bildungspakt zwischen Bund und Ländern – Die richtigen Signale für mehr digitale Bildung

Endlich folgen vielen Gipfeln, Podien, Expertenkommissionen und Austauschrunden auch ernst zu nehmende Ankündigungen aus der Politik. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hat einen Digitalpakt angekündigt. Der Bund will den Ländern 5 Milliarden Euro für den Aufbau der passenden Infrastruktur für schnelles Internet und Hardwareanschaffungen bereitstellen. Das ist bemerkenswert, überfällig und begrüßenswert.

Bemerkenswert, weil das im Grundgesetz verankerte Kooperationsverbot zum Wohle der Schüler weiter gelockert wird. Bisher durfte der Bund die Schulen nicht finanziell unterstützen. Mit dem Ganztagsschulprogramm wurde ein erster Weg beschritten, der Bildungspakt schließt dort nun an.

Überfällig ist dieser Schritt, weil es an den meisten deutschen Schulen an Basisinfrastruktur fehlt – wenn man breitbandiges Internet im Jahr 2016 als solche bezeichnen mag. Neben der Netzanbindung ist ein überall stabil funktionierendes WLAN an den meisten Schulen ebenso nicht vorhanden. Ohne diese Grundvoraussetzungen muss gar nicht erst über die Anschaffung von Hardware, Konzepte für digitale Bildung oder den Einsatz von cloudbasierten Lösungen nachgedacht werden.

Der Bildungspakt ist letztlich auch ein überfälliges Eingeständnis, dass es bis dato den Ländern und ihren Kommunen an den nötigen finanziellen Spielräumen mangelt, um Schulen mit adäquater Infrastruktur flächendeckend auszustatten. Ein Armutszeugnis für ein Land wie das unsere.

Begrüßenswert ist nicht nur der Fakt, sondern auch die Höhe der angekündigten Summe und die Zweckbindung für Infrastruktur und Hardware. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, weist zwar darauf hin, dass letztlich die Länder dem Pakt zunächst zustimmen müssten und es bislang keine belastbare Studie gäbe, die nachweise, dass Schüler digital besser lernten. Bildungswissenschaftler weisen zudem darauf hin, dass es pädagogische Konzepte brauche, bevor jedem Kind ein Endgerät zu Verfügung gestellt werden kann. Aber das sollte den Bildungspakt nicht stoppen.

Die Kritikpunkte haben ihre Berechtigung, zielen aber am Punkt vorbei. Der Digitalpakt kann dazu beitragen, dass überhaupt erst einmal die Möglichkeit geschaffen wird, digitale Angebote in deutschen Klassenzimmern zu verankern. Damit kann dann auch endlich ein Wettbewerb um die besten Ideen und Konzepte und auch ein vitaler Markt für Education Technology Startups entstehen. Letzterer ist in Deutschland – im Vergleich zu vielen anderen Ländern – schlicht so gut wie nicht existent.

Die angekündigten 5 Milliarden werden bei weitem nicht ausreichen, sie zeigen aber in die richtige Richtung. Deutschland muss Bildung – vom Kindesalter bis zum Ruhestand – als die zentrale Zukunftsinvestition ansehen; der Bund, die Länder und Kommunen sowie die Bürger müssen an einem Strang ziehen, um diese notwendigen Investitionen zu finanzieren und aufhören, gegenseitig auf Zuständigkeiten hinzuweisen.

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