Bindung vor Rekrutierung ?!

Ich erlebe es gerade in vielen Unternehmen: Die Fluktuation steigt. Zuerst bei den jungen Beschäftigten, die (noch) nicht so an das Unternehmen gebunden sind, als dass sie sich nicht lösen könnten. Doch mittlerweile auch bei den erfahrenen Beschäftigten, die 20 und mehr Jahre der Organisation angehören. Was passiert, wenn sich vermeintlich als an das Unternehmen fest gebunden geglaubte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf zu neuen Ufern, also auf zu neuen Arbeitgebern machen?

Die Bindung von Beschäftigten scheint in diesen Fällen nicht zu funktionieren. Verwunderlich? Mitnichten. Wenn der Fokus auf Rekrutierung liegt, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hofiert, auf dem Silbertablett durch die Kantine getragen werden, ist es nicht verwunderlich, dass die Erfahrenen die (berechtigte) Frage stellen: Was sind wir diesem Unternehmen noch wert? Wir sind doch die, die den Laden schmeißen, die mit Engagement und Fachwissen die Arbeit erledigen, die die jungen (eine nach dem anderen) einarbeiten und auf den Weg zur Leistungsfähigkeit bringen. Und wir sind selbstverständlich?

Das ist übrigens kein Aspekt eines Generationenkonfliktes. Das ist vernachlässigte Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Denn jede und jeder, der nicht geht, muss nicht ersetzt werden. Es wird also Zeit, Arbeitgebermarke, Employer Branding für vorhandene Beschäftigte und (!) für die Rekrutierung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu betrachten und dahingehend zu bearbeiten. Wir reden über unternehmenskulturelle und nicht nur strukturelle Themen, wir reden darüber, mit der Ansprache welcher Emotionen Beschäftigte gebunden und (!) rekrutiert werden können. Es bedarf der Kombination von Bindung und Rekrutierung, es bedarf einer gut kommunizierten Organisationsentwicklung und Unternehmenskulturgestaltung.

Diejenigen Unternehmen, die sich dieser Aufgabe nicht in ausreichendem Maße stellen, werden es auf dem Arbeitsmarkt der Gegenwart und erst recht der Zukunft schwer haben. Denn dann sind sie blank bei der Frage, die die vorhandenen und die potenziell neuen Beschäftigten dem Unternehmen stellen: Was kannst Du mir bieten? Es wird also Zeit für ein auf Organisationsentwicklung und emotionaler Kommunikation aufbauendes Konzept zur Bindung von vorhandenen und zur Rekrutierung neuer Beschäftigter. Zeit für eine Arbeitgebermarke, die von innen nach außen und von außen nach innen funktioniert.

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