CHARISMA: Wenn sich Kopf und Herz miteinander verbinden
Das Thema Charisma und persönliche Wirkung beschäftigt den Geschäftsführer der Better Solutions Coachingconsulting GmbH Jörg Köck schon seit seiner Jugend. Wieso haben manche Leute so eine magische Wirkung auf andere? Der Verhandlungsexperte verrät in seinem aktuellen Interview das 1x1 von Charisma und wie es dazu beitragen kann, erfolgreichere Verhandlungen zu führen, wenn sich Kopf und Herz miteinander verbinden.
Andra Kokott: Herr Köck, was ist für Sie Charisma?
Jörg Köck: Das Wort bedeutet eigentlich im altgriechischen: Etwas von Gott Geschenktem! Das finde ich sehr schön. Ich glaube manchmal die Erziehung hat dieses Geschenk, das in jedem ist, mehr oder weniger nur zugeschüttet. Und das gilt es wieder auszupacken!
Andra Kokott: Sie sagten, dass Sie sich schon mit Charisma seit Ihrer Jugend beschäftigt haben. Was haben Sie damals als charismatisch empfunden?
Jörg Köck: Dazu gehörte sicher unter anderem mein Vater, der mich faszinierte, weil er frei sprach, wenn er seine Reden hielt. Alle Menschen haben ihm sehr gerne zugehört und waren begeistert von dem, was er gesagt hat. Dabei ging es nicht so sehr darum, wieviel Fehler er dabei gemacht hat, da waren manche Pausen und Schachtelsätze drin, die ich wenig hilfreich fand und trotzdem habe ich die Wirkung beobachtet, die es auf die Menschen hatte. Offensichtlich hatte er Charisma und sprach vom Herzen.
Andra Kokott: Und wie ist es heute? Wie haben Sie für sich selbst Ihr eigenes Charisma definiert?
Jörg Köck: Ganz ehrlich, das musste ich auch erst einmal freilegen. Früher habe ich gestottert, konnte keine Witze erzählen und heute entdecke ich immer mehr die Fähigkeit, die mein Vater hatte, so dass ich beobachten darf, dass Menschen mir gerne zuhören. Ich habe die Fähigkeit entwickelt mit Menschen gut in Kontakt zu sein und wenn ich vortrage, finde ich Geschichten, die zu den Menschen passen. Und ich glaube ein wesentlicher Teil ist, dass ich es schnell schaffe, Vertrauen zu meinen Mitmenschen aufbauen.
Andra Kokott: Wie haben Sie Charisma erlernt?
Jörg Köck: Mich getraut und auch gezwungen es auszuprobieren. Und wenn etwas nicht so lief, habe ich darüber nachgedacht, wie ich es besser machen kann. Leider habe ich unseren Coach für Stimme, Sprache und Ausdruck Christoph Hilger zu spät kennengelernt. (lacht) Heute lasse ich mich natürlich von ihm coachen.
Andra Kokott: Sie haben im Video gesagt, dass Sie die Angewohnheit als Diplom Ingenieur haben alles in Formeln zu verpacken. Wie lautet denn die Zauber Formel für Charisma?
Jörg Köck: Ja, das ist Ausdruck mal Persönlichkeit mal Kompetenz verbunden über Emotionen.
Andra Kokott: Warum braucht man eine Formel dafür?
Jörg Köck: Einfach um zu sehen, ob man sich weiterentwickelt und an welchen Stellen man sich weiterentwickelt. Es gilt die Zusammenhänge besser zu verstehen. Gerade im Bereich Ausdruck ist das sehr wichtig.
Andra Kokott: In welchen Situationen im Business kann man die Charisma Formel bewusst einsetzen?
Jörg Köck: Immer dann, wenn es darum geht Führungspositionen zu besetzen oder Führungskräfte zu beurteilen. Wie wirkst du gerade? Bist du wirklich in Verbindung? Hast du wirklich Inhalte, die Leute interessieren? Wie gut beherrschst du sie? Wie gut transportierst du sie? Ich erinnere mich gerne an einen Fall, wo jemand über eine Person gesagt hat, dass sie gar nicht auf der Bühne vor vielen Leuten stehen und etwas rüberbringen kann. Ein 10 Minuten Coaching von Christoph Hilger hat ausgereicht, dass eindrucksvoll bei der nächsten Gelegenheit zu widerlegen.
Andra Kokott: Wer genau braucht denn alles diese Charisma Formel?
Jörg Köck: Jeder, der Interesse hat, darüber nachzudenken, warum er bis jetzt noch nicht ankommt bei Menschen. Jeder der sich auch abgelehnt fühlt, jeder der etwas rüberbringen will, von dem er spürt, dass er es unbedingt in diese Welt bringen möchte. Es geht um die Kunst, vom Herzen zu sprechen und andere Menschen zu erreichen. Das fällt im Business oft sehr schwer, denn dort ist alles sehr sachlich (lacht). Aber so ganz ohne Emotionen bzw. emotionale/soziale Kompetenz funktioniert es halt auch nicht.
Andra Kokott: Warum denken Sie ist Charisma in Verhandlungssituationen so wichtig?
Jörg Köck: Verhandeln heißt ja eine Vereinbarung mit einer anderen Person einzugehen. Ich muss auch zu dem Ja sagen, was wir entscheiden und schlussendlich ist dazu eine Art der Beziehung notwendig. Zeus und Hera hatten auch eine Beziehung (lacht). Mit Charisma wohlwollend auf andere Menschen zu wirken, so dass sie dir gerne folgen und Vertrauen haben, finde ich für Führungskräfte sehr wichtig.
Andra Kokott: Wenn man weiterwachsen will, dann braucht man Persönlichkeit und man muss einfach ein gutes Menschenkind sein, das sagten Sie im Video. Was meinen Sie damit genau?
Jörg Köck: Mein Lehrer Michael Twofeathers hat mal gesagt: Die Entfernung zwischen Kopf und Herz ist die längste, die ein Mensch in seinem Körper hat. Die direkte Verbindung hat kaum jemand. Und vielleicht könnte man das ganz kurz und prägnant als Charisma bezeichnen. Wenn Kopf und Herz verbunden sind bei einem Menschen, dann kannst du das jederzeit spüren, dann hat er die volle Ausstrahlung. Im Business benutzen wir meistens aber nur die logische Hälfte und die wird hoffnungslos überbetont. Die zwischenmenschlichen Beziehungen bleiben dabei oft auf der Strecke. Ich bin der Meinung, dass man auch unangenehme und harte Dinge mit dem Herzen vernünftig vermitteln kann. In Unternehmen findet man meistens den Begriff Mitarbeiterführung. Damit ist meiner Meinung nach alles ausgedrückt. Es vernachlässigt den Menschen dahinter. Wir haben Herz und Verstand im Business getrennt. Ich glaube das es Business langfristig nur funktioniert, wenn wir Kopf und Herz wieder miteinander verbinden. Das ist für mich die Essenz von Charisma.
Building technology that democratizes the power of conversation
4 JahreDanke für den Post Jörg Köck - ich bin überzeugt, dass genau dies unsere Geschäftsfeld von morgen prägen wird. Unser Verständnis von Emotionen wird gerade in Zeiten von Künstlicher Intelligenz immer wichtiger.