Christine
Schwäne am Neckar bei Mannheim, Winter 2018, Foto: G. Hutt

Christine

Christine war eine Bekannte in München. Wir lebten zusammen mit drei Männern in einer WG am Westrand der Großstadt. „Bis du immer so chaotisch?“ Die Frage eines jungen Mannes am Telefon, als ich hier in München, im Westende ankomme. Es war Winter und zwei Tage vor dem 24. Januar, an dem meine frühere beste Freundin Geburtstag feiert. Die wichtigsten Sachen hatte ich in mein Auto gepackt, einen alten Audi oder war es ein Polo?  

Im Fahrzeugschein stand VW-Polo. Ein Auto, als ich es kaufte, war es Liebe auf den ersten Blick. Dieses oder keines, sagte mir mein Bauchgefühl. So kann sich nur eine Frau entscheiden, war der Kommentar meines Bruders. Es war übrigens ein Zwitter, mein Auto und begleitete mich Jahrelang.  

Ich hatte nur das Notwendigste mitgebacht in jenem Winter. Dazu gehörten: Wäsche, Kleidung, ein Ständer, um die Sachen aufzuhängen und ein bisschen Bettwäsche. Das Zimmer in der WG war fast leer. Es befand sind eine Matratze darin und im Laufe der Zeit kaufte ich mir einen Kleiderschrank und ein paar dürftige Möbelstücke. Das Zimmer verfügte über einen Balkon, worüber ich mir sehr freute. Zu fünft wohnten wir in dem Haus oder besser Häuschen am Gröbenbach, zu dem ein verwilderter Garten gehörte. Im Keller stand die Waschmaschine, im Parterre war die Küche, die wir alle gemeinsam nutzten und das Zimmer von dem Blonden, das direkt in den Garten führte.

Im ersten Stock wohnten Alois, Christine und ich. Hier war das Badezimmer und ganz oben wohnte der Programmierer. Ein bunter Haufen, aber wir verstanden uns prächtig. Jeder lebte sein Leben und doch war immer ein Ansprechpartner da. Ab und zu unternahmen wir etwas gemeinsam. Am meisten war ich mit Christine zusammen, einer Frisörin, die in München eine Kosmetiker Ausbildung machte. Sie hatte jede Menge Kleidungsstücke aus aller Herren Länder, von denen ich ihr im Laufe der Zeit einige abkaufte. Sie gab nur welche her, wenn sie dringend Geld benötigte. Das erste Mal ging ich an ihren Kleiderschrank, als ich Klamotten für eine Messe brauchte. Sie suchte mir welche aus und lieh mir diese. Sie beriet mich immer öfters, wie ich mich kleiden sollte. Davon verstand sie eine Menge. Ich war reizend hergerichtet und erntete viele bewundernde Blicke. Aber jeden Tag war mir dieser Stress zu viel. Christine hatte Geschmack, wie ich ihn selten erlebte. Leider blieb sie nicht in München und wir verloren uns aus den Augen.

Die Jungs in der WG waren nett. Da war der große Blonde, ein chaotischer Typ, der mir München zeigte, aber die Füße nicht so recht auf den Boden brachte. Da war Werner, der Programmierer mit langen Haaren und Alois, mit dem ich später eine Affäre hatte. Drei Männer und zwei Frauen, aber wir hatten eine gute Zeit zusammen, in dem kleinen Häuschen am Gröbenbach. Hier verbrachten wir ein halbes Jahr. Das war von Anfang an klar. Ich fand nahe dem englischen Garten eine neue kleine Wohnung. Recht teuer. Aber München war damals teuer. Hier fand man eher Arbeit als eine Wohnung. Die neue Wohnung lag recht zentral im Künstler Milieu. Sonntags ging ich oft die Leopoldstr. hinunter zum Marktplatz und schaute den vielen Menschen zu, die sich hier tummelten.   

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