Corona als Chance – werden deutsche Arbeitnehmer:innen digital fitter?
Die Digitalisierung verändert unser Leben und unsere Arbeitswelt elementar und ist aus den meisten Bereichen nicht mehr wegzudenken. Und dennoch hat sich Deutschland von Anfang an damit schwergetan. Seit Jahren hängen wir im internationalen und europäischen Vergleich irgendwo im Mittelfeld fest, wie zum Beispiel der Digital Economy and Society Index der EU feststellt, der Deutschland dieses Jahr auf Platz 12 eingestuft hat.
Die Corona-Krise hat die Bedeutung der Digitalisierung noch einmal verstärkt ‒ ein erhöhtes Tempo in der Digitalisierung wird als eine der wenigen möglichen positiven Folgen von Corona gesehen.
Die Digitalisierung voranzutreiben, erfordert ein hohes Level an Digitalkompetenzen. Wir haben deshalb untersucht, ob die Corona-Krise und die Zunahme des mobilen Arbeitens tatsächlich genutzt wird, um sich im Digitalbereich fortzubilden. Dafür haben wir zum einen das Level der Digitalkompetenzen international verglichen, zum anderen haben wir untersucht, wie sich der Anteil der digitalen Kompetenzen bei den von den Mitgliedern angegebenen Kompetenzen entwickelt hat.
Deutschlands Digitalkompetenz im internationalen Vergleich
Das Level der Digitalkompetenzen ist in Deutschland in den letzten Jahren etwas gestiegen, was sich auch im Ranking widerspiegelt: 2016 war Deutschland noch auf Platz 8 von 11 untersuchten Ländern, 2019 verbesserte sich Deutschland auf Platz 6. Um zu verstehen, ob die Corona-Krise bislang wirklich einen Schub für die Digitalisierung bringt, haben wir uns die Trends aus den ersten acht Monaten angeschaut und sehen, dass dies leider nicht der Fall ist ‒ das Level der Digitalkompetenzen hat sich im Vergleich zu 2019 (bis jetzt) nicht verbessert, weder in Deutschland noch in den anderen 10 Ländern.
Digitalkompetenz in Deutschland
Um zu verstehen, ob digitale Kompetenzen in Deutschland im Vergleich zu anderen Kompetenzen wichtiger werden, haben wir ihren Anteil in allen von unseren Mitgliedern angegebenen Fähigkeiten untersucht2. Dabei sehen wir, dass der Anteil der Digitalkompetenzen in den letzten Jahren recht stabil war. Disruptive Digitalkompetenzen, also Fähigkeiten in den neuen Technologien, wie zum Beispiel Künstliche Intelligenz, Big Data oder Cloud Computing, haben in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen. Das ist als ein sehr positives Zeichen zu werten, da diese Art der Skills ein wichtiger Treiber für die Tech-Entwicklung und Innovation ist.
Madgalena Rogl, Head of Digital Channels bei Microsoft sagt dazu:
In meiner Funktion als Head of Digital Channels bei Microsoft, habe ich heute das Glück auf vielen Podien oder Konferenzen eingeladen zu sein und dort über Digitalisierung, New Work und vieles mehr sprechen zu dürfen. Das war nicht immer so. Als ehemalige Kinderpflegerin habe ich eigentlich einen ganz anderen beruflichen Hintergrund. Vor ungefähr 10 Jahren hat sich meine private Situation so verändert, dass ich mich beruflich umorientieren musste ‒ und wollte.
Kommunikation hat mich schon immer begeistert, das Verständnis für die digitale Welt musste ich mir aber erst erarbeiten. Anders als viele Menschen der Generation Y bin ich kein Digital Native und habe deshalb erst mit 25 angefangen, mich digital weiterzubilden. Dabei hat mir ganz viel "Learning by Doing", digitaler Austausch und Video-Kurse geholfen, genauso wie ein Online-Studium in "Social Media und Community Management".
Ich bin fest davon überzeugt, dass sich Arbeitnehmer:innen heute auf dem Arbeitsmarkt besser positionieren können, wenn sie digitale Kompetenzen mitbringen. Aber es ist auch Aufgabe der Arbeitgeber, den Mitarbeitenden Möglichkeiten zur Weiterbildung zu geben, um sie langfristig zu halten und vor allem um als Unternehmen wettbewerbsfähig zu sein.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass Deutschland auf einem guten Weg ist, es aber noch deutlichen Aufholbedarf gibt. Mit der Qualifizierungsinitiative, die wir gemeinsam mit Microsoft und GitHub ins Leben gerufen haben, wollen wir einen Beitrag leisten und Arbeitnehmern helfen, den digitalen Wandel zu meistern und die dafür nötigen Fähigkeiten zu erlernen. Die Initiative bietet Lernpfade für stark nachgefragte Berufe an, viele davon aus dem Digitalbereich, wie zum Beispiel als Softwareentwickler:in, Datenanalyst:in oder Spezialist:in für digitales Marketing.
Zur Methodik:
Um das Level der Digitalkompetenzen international vergleichbar zu machen, haben wir eine Liste von digital-affinen Jobtiteln erstellt und vergleichen die Digitalkompentenzen von Mitgliedern, die diese Jobs ausüben nach Land. Dies reduziert Verzerrungen in den Daten, die z.B. durch Mitgliederwachstum entstehen können.
Um die Entwicklung der Digitalkompetenzen in Deutschland anteilig zu ermitteln, haben wir 2015 als Basisjahr (=100) genommen und die Folgejahre mit dem Anteil der Digitalkompetenzen des Basisjahres verglichen.
#TeamLebenSchuetzen
4 JahreEin Kind ins Wasser werfen und hoffen, das es nicht untergeht ist nur bedingt eine Chance. Ja, es kann im kleinen Format durchaus funktionieren, wir haben den Großteil der Bildschirmarbeitsplätze spontan am Jahresanfang soweit möglich ins Homeoffice verlagert und firmenweit dann enstprechende Collaboration Mittel zur Verfügung gestellt. Diese wurden von allen Kollegen im Homeoffice auch sehr schnell angenommen und ich würde sagen, gar liebgewonnen. Bei den im Büro verbliebenen Kollegen gibt es bis heute eine geringere Akzeptanz. Sicher aus dem ganz einfachen Grund, dass hier eben die Notwendigkeit zur Kommunikation und Zusammenarbeit persönlich im Umfeld zu den Kollegen noch gegeben ist. Der Schritt zu MS Teams und Co stand auf der großen Agenda, war aber bis zur Pandemie nicht an oberster Stelle. Durch die Krise sind nun aber Budgets weggefallen, die dem Unternehmen und den Kollegen einen größeren echten digitalen Mehrwert erbracht hätten. Oma und Opa arbeiten zwar nicht mehr, aber haben nun auch mehr Digitalkompetenz mit Whatsapp auf Ihrem Schnurlostelefon.
Stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei ETAS
4 JahreIch sehe das Problem weniger bei den Firmen oder Handwerkern. Die werden sich automatisch dahin entwickeln oder müssen, sonst gehen sie eh direkt unter. Viel schlimmer ist die Situation bei den Schulen und Behörden und z. B. im Gesundheitswesen. Und auch die Gesetzgebung hinkt hier auch stark hinterher. Hier muss mehr Druck rein und altbackene Systeme aufgebrochen werden.