The CV is dead, long live the CV

The CV is dead, long live the CV


Fragen Sie sich auch, worum es in der aktuellen Debatte über den CV Anna Lena Baerbock eigentlich geht? 

Die deutsche Debatte über die Kanzlerkandidatin Anna Lena Baerbock ist derzeit stark geprägt von der Frage: Hat sie in ihrem Lebenslauf "geschummelt" oder nicht? Und glaubt man den grossen deutschen Tageszeitungen, hat sie hiermit so sehr an Glaubwürdigkeit verloren, dass damit ihre Kanzlerkandidatur steht und fällt. 

Mich wundert weder die Entscheidung der politischen Opposition, diesen Aspekt zu ihrer vermeintlichen Achillesferse hochzustilisieren, noch die Vehemenz und Unermüdlichkeit, die hier an den Tag gelegt wird. 

Es ist Wahlkampf, das ist Politik und spektakuläre Skandale wie Waffenhandel, illegalem Erschiessen von Elefanten oder Schmiergeldaffären sind in Deutschland Mangelware.

Auf der Tagesordnung steht daher Erbsenzählen. Das war schon immer so. Bonusmeilenaffären, zu Unrecht erworbene Doktortitel usw.

Die einen analysieren auf Twitter akribisch die Bulletpoints im Onepager CV , als würde es sich um einen Untersuchungsbericht der UNO handeln.

Und - wie man sich denken konnte - geht es nicht um den Aufenthalt von Frau Baerbock in einer Strafvollzugsanstalt, sondern um zugegebenermassen missverständliche und unpräzise Formulierungen von Mitgliedschaften.

Der Fall “Baerbock CV” ist auch für die politisch korrekte Community ein willkommener Anlass, das Narrativ “bei einem Mann würden sie sich das nie trauen”, weiter durchzunudeln. Wenn ich an die Causa Guttenberg denke, habe ich da so meine Zweifel. 

Genug Politik. Für mich ist die wirklich interessante Frage: 

Warum lädt eine Kanzlerkandidatin eigentlich einen CV auf ihrer Website hoch? Und wie kann es sein, dass die PR-Abteilung der Grünen meint, mit einer Verbesserung der Fehler im Lebenslauf, der nun aktualisiert auf der Website steht, sei das Thema erledigt? 

Wie kann es sein, dass sie sich übergriffigen Fragen wie "Warum machen Sie sich toller als Sie eigentlich sind?" stellen muss? Und mit einem schulmädchenhaften “Das hab' ich so nicht gemacht” antwortet.

Die Crux liegt meines Erachtens nicht im Detail, sondern im Genre. Im Genre des CVs, der nicht mehr in das Jahr 2021 passt. 

Ich frage mich, bei wem bewirbt sie sich damit warum in CV Form? 

Der aktuelle Stand der Debatte ist derzeit: Frau Baerbock hat gute Krisenkommunikation und Leadership-Qualitäten bewiesen, zugegeben, dass sie schlampig vorgegangen ist und einen Fehler gemacht hat, aber niemals habe betrügen wollen. 

Ich habe CV´s von Führungskräften noch nie ganz verstanden. Frei nach dem Motto: Who cares, früher bei dem Punkt: Familienstand und Name der Kinder. Er macht in bestimmten Situationen sicherlich Sinn. Wenn es darum geht, in übersichtlicher Form die wichtigsten Skills und den Werdegang in einem One Pager vor sich zu haben. 

Im Leadership-Kontext finde ich den Habitus, sich mit einem Schüler-CV auf eine Führungsposition zu bewerben, eher albern.

Jeder Leader sollte heute in der Position sein, auf solche Anfragen mit einem freundlichen, aber bestimmten "Google me" zu antworten. 

“Google me” setzt alledings voraus, dass das, was ergoogelt werden kann, auch dem Purpose dienlich ist. Mein Tip an dieser Stelle: 

DECLUTTER YOUR NARRATIVES and

OWN YOUR STORY.

Denn aus der Tatsache, dass sich selbst eine Kanzlerkandidatin mit soviel Blödsinn auseinandersetzen muss, ziehe ich den Umkehrschluss: 

Better safe than sorry.

Rouven Andersson

Qualitätsmanager bei Trivium Packaging | Qualitätsmanagement

3 Jahre

Alles was ich gerade in der Politik sehe ist, dass mit Gewalt eine Person dermaßen demontiert wird, weil andere Parteien Angst haben Wähler zu verlieren. Mich interessiert nicht, ob jemand einen Dr. Titel hat oder nicht. Wichtig ist, dass derjenige den Bezug zu den Bedürfnissen seiner Wähler nicht verloren hat. Auch hat für mich der Verlust eines Titels nichts mit dem Rücktritt eines politischen Postens zu tun. Wer vorher einen guten Job gemacht hat, wird durch den Verlust des Titels nicht schlechter seinen Job machen. Unsere Politik hat grundlegend andere Probleme, vor allem an der Glaubwürdigkeit, dass Entscheidungen „pro Volk“ und nicht gesteuert durch Eigennutz getroffen werden. Die Frage die wichtig ist, ist doch folgende: Können die Grünen mit Baerbock an der Spitze das Land in die Zukunft führen. Ich sage ja, auch aufgrund eine starken Opposition. Ich prophezeie jetzt einfach mal eine grün/schwarze oder schwarz/grüne Regierung für die Zukunft.

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