DACH-Unternehmen bleiben Männer-Clubs
Ruth Bader Ginsburg, 86 Jahre alt und nach wie vor die einzige Frau im amerikanischen Supreme Court und eine bewundernswert pragmatische Kämpferin für Frauenrechte, wird immer wieder gefragt, wann es ihrer Meinung nach genug Frauen im neunköpfigen obersten Gerichtshof seien. Zwei? Vier? Mehr als die Hälfe, also fünf? Ihre Antwort ist so schön, dass sie es verdient, unverkürzt wiedergegeben zu werden:„When I'm sometimes asked when there will be enough women on the Supreme Court and I say, 'When there are nine,' people are shocked. But there'd been nine men, and nobody's ever raised a question about that.”
Die Themen Gleichberechtigung für Frauen, gleiche Chancen für alle und Frauen in Führungspositionen sind derzeit allgegenwärtig. Gut so. Aber: Die Realität hinkt dem öffentlichen Diskurs hinterher. Und zwar deutlich. In der aktuellen PwC Studie „CEO Success Study“ haben die Strategieberater 2500 der größten börsennotierten Unternehmen weltweit analysiert und das Ergebnis ist zumindest in einem Punkt niederschmetternd: Bereits zum vierten Mal in Folge ist die CEO-Frauenquote gesunken, und zwar auf ernüchternde 2,1 Prozent. Damit weist die DACH-Region den drittkleinsten Anteil weiblicher CEOs weltweit (!) auf.
Alte Muster stimmen nicht mehr
Dabei können wir täglich beobachten, dass die alten Führungsmuster in einer digitalen Welt nicht mehr stimmen. Die Ansprüche unserer Kundinnen und Kunden und der Top-Talente, die aktuell in unseren Schulen und Universitäten ausgebildet werden, verändern sich schneller als wir. Alte – männliche geprägte – Verhaltensweise wie das Appellieren an das Eigeninteresse, materielle Belohnungen, das Belohnen über das Vergrößern von Verantwortungsbereichen und über die Anzahl der geführten Mitarbeiter und das Fördern von Wettbewerb und Kampf entspricht schon länger nicht mehr den Erwartungen junger Männer und Frauen, die hochmotiviert in den Arbeitsmarkt drängen. Vertrauen, lernen, das Orientieren an einem Vorbild, ein übergeordneter Sinn, der Wunsch, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben … das sind die Bedürfnisse der Jungen. In einer Welt, die sich immer schneller verändert und Daten unser Tun und Handeln bestimmen, wird der Wunsch nach Emotionalität immer größer. Ganz einfach gesagt: Wenn es draußen kälter wird, wird drinnen der Wunsch nach Wärme größer.
Und da scheint es so, als ob Frauen tendenziell die besseren Karten haben. Frauen führen in der Regel anders. Weniger Einzelkämpferin, mehr Teamplayerin. Weniger Wettbewerb, mehr Miteinander. Weniger Profilierung, mehr Demut. Zwar ist es mittlerweile längst klar, dass erfolgreiche Führung nicht durch das Geschlecht, sondern durch die Persönlichkeit determiniert wird. Gleichzeitig sind es genau die Eigenschaften, die wir gerade jetzt so dringend brauchen, und die bei Mädchen und jungen Frauen eher gefördert werden als bei Männern.
Eine Zeitlang wird es wohl noch funktionieren, Unternehmen so zu führen wie vor 30 Jahren. Aber schon heute sehen wir, wie schwierig es ist, die Top-Talente für große Unternehmensstrukturen zu begeistern. Wer hier nicht die Grundlagen für die persönliche Entwicklung und einen übergeordneten Sinn bereitstellt und auf eine vernünftige Work-Life-Balance achtet, sieht schon sehr bald alt aus. Die Fakten zu seinem neuen Arbeitgeber kann sich jeder online besorgen, was zählt sind Atmosphäre und die Art und Weise, wie gemeinsam gearbeitet wird. Dazu braucht es neue Führungseigenschaften.
Männer können das lernen, wir Frauen bringen es schon mit.
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5 JahreIch stimme ihnen zu. Leider habe ich aber auch schon einige Frauen in Führungspositionen erlebt, die sich in Sachen Führungsverhalten kaum von Männern unterschieden, wenn sie diese nicht sogar noch toppten. Das mögen Einzelfälle sein, aber sie zeigen auch die Gefahr der Assimilation auf dem Weg nach oben auf. Heutige Unternehmen möchten soo gerne agil sein, können sich aber nicht vom Führungsstil des letzen Jahrhunderts lösen. Hier können Frauen helfen, ein neues Verständnis von Führung unter agilen Bedingungen zu etablieren. Dazu gehören Vertrauen, Teamplay, Empathie, Empowerment der Teams usw. Fähigkeiten, die im traditionellen Führungsverhalten meist eine untergeordnete Rolle spielen. Das kann moderne Arbeitsformen teilweise ad absurdum führen.
Auf jeden Fall dauert es zu lange...
open2connect
5 JahreMan könnte auch sagen Kooperation und Networking versus Silodenken ist heute wichtiger denn je - da gibt es noch viel Room for Improvement in den Führungsetagen der deutschen Telekommunikationsbranche
findet für Sie die richtigen Worte.
5 JahreEs braucht zwei Generationen, aber dann haben wir's geschafft.
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5 JahreGanz toller und wertvoller Artikel, liebe Gundrun. Merci :-)