DAS BILDUNGSSYSTEM BRAUCHT EINE MASSIVE TRANSFORMATION
Kommentar zum Bildungsmonitor 2022
Edith Wolf, Co-Sprecherin des Nationalen MINT Forums:
„Der heute veröffentlichte Bildungsmonitor zeigt noch einmal sehr deutlich, in welch ungünstiger Konstellation wir uns aktuell befinden: dem massiven Fachkräftemangel, dem demografischen Wandel, einem enormen Lehrkräftemangel und deutlichen Kompetenzverlusten der Schüler:innen stehen riesige Transformationsaufgaben für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft gegenüber. Diese Aufgaben werden nur mit gut ausgebildeten Personen in den MINT-Disziplinen zu bewältigen sein. Leider sind, neben der „Schulqualität“ und der „Integration“, ausgerechnet im Handlungsfeld „Hochschule/MINT“ bundesweit die größten Rückschritte zu verzeichnen.
Die Bundesländer müssen endlich voneinander lernen und profitieren, denn gute Bildung darf keine Frage des Standortes sein. Die Potentiale sind vorhanden: so gibt es beispielsweise an der Universität des Saarlandes den bundesweit einzigen Studiengang „Educational Technology“, der den Brückenschlag zwischen den Bildungs- und den Computerwissenschaften schafft. Die Sonderauswertung der Studie zeigt zudem, welche Bundesländer im Bereich der Digitalisierung des Lehrens und Lernens schon weit vorangeschritten sind. Diese guten Beispiele sollten Schule machen. Hier setzt auch die Idee eines Kooperationsgebotes an, dass das Nationale MINT Forum seit langem fordert. Nie war es so dringend wie jetzt, die bildungspolitische Kleinstaaterei endlich zu beenden.“
Dr. Ekkehard Winter, Co-Sprecher des Nationalen MINT Forums:
Empfohlen von LinkedIn
„Die im Gutachten identifizierten größten Transformationsaufgaben der „4D“ (Digitalisierung, Demographie, Dekarbonisierung, De-Globalisierung) müssen noch um „1B“ ergänzt werden, denn auch die zukunftsfähige Gestaltung unsers Bildungssystems ist eine der größten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. In einer Zeit, in der wir gut ausgebildete Menschen dringender denn je brauchen, öffnet sich die Schere der Bildungsungerechtigkeit immer weiter. Das Bildungssystem muss jeden einzelnen mitnehmen und jedem die Möglichkeit für gesellschaftliche Teilhabe, ein selbstbestimmtes Leben und berufliche Perspektiven eröffnen. Das Lernen und die Lehre in den MINT-Disziplinen eröffnet vielfältige Chancen: es fördert digitale Kompetenzen und Kritikfähigkeit, Medienkompetenzen und Quellenbeurteilung. All dies kommt Kindern und Jugendlichen auch in anderen Fächern zugute.
Besonders die strukturelle Verbindung zwischen schulischem und außerschulischem MINT-Lernen spielt eine zentrale Rolle und kann einen großen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Bildungssystems leisten, daher begrüßen wir das Engagement des Bundesbildungsministeriums im Hinblick auf die MINT-Bildung durch Erweiterung des MINT-Aktionsplanes. Dennoch liegt die Aufgabe nicht allein im Bereich der Bildungspolitik: neben dem oben erwähnten Kooperationsgebot hoffen wir auf ein ressortübergreifendes Engagement, das auch die Arbeitsmarkt-, Wirtschafts- und Jugendpolitik mit einbezieht. Nur so gelingt der gemeinsame Kraftakt.“
Über die Studie:
Die Vergleichsstudie „Bildungsmonitor“ wird seit 2004 vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt. In die jährlich erscheinende Vergleichsstudie werden 93 Indikatoren einbezogen, anhand derer die Bildungssysteme der 16 Bundesländer verglichen werden.
Berufsschullehrer Berufskolleg Lübbecke
2 JahreUnser einzige Resource ist das Wissen, ganz besonders naturwissenschaftliches und technisches. Wenn es nicht gelingt, vor der Pubertät die Jugendlichen zu gewinnen wird es schwierig. Überregulierung und Ueberbuerokratisierung in der Schule ruinieren jeden kreativen Ansatz und Einsatz der Lehrer und Lehrerinnen. Wir müssen die Jugendlichen anfixen mit spannenden Themen und nicht mit überzogenen Leistungskursanforderungen den Spass und das Interesse verderben. IoT z.B. mit dem Arduino ist vielleicht ein gangbarer Weg.
Climate Change: Testen Sie Ihre Betroffenheit.
2 JahreIch erinnere mich, das Gleiche damals gelesen zu haben, als 1999 der europäische Bologna-Prozess ins Leben gerufen wurde. Weitgehend auf Drängen der Wirtschaft. Da ging es auch um Entregionalisierung und Homogenisierung im Bildungswesen. Die tibetanische Gebetsmühle. Herausgekommen sind dann (zu) junge Absolventen mit einem Abschluss, für den sie sich so richtig nicht was kaufen konnten: den Bachelor bolognese, ein akademisches Schnellgericht. Anstatt in schöner Regelmäßigkeit nach Transformationen zu rufen, die letztendlich das Bildungssystem schwindlig drehen, sollte man in den verschiedenen Schultypen die Anforderungen an Lehrer und Schüler erhöhen, um deren Qualifikationen zu verbessern. Bildung findet im Unterricht statt und nicht in den diversen Politiken. Ebenso müssen Eltern verstärkt in die pädagogische Pflicht genommen werden, anstatt sie sich in der Schule austoben zu lassen. (Hatte man früher Ärger in der Schule, hatte man auch Ärger zuhause. Heute schickt der Papa der Schule den Rechtsanwalt an den Hals. Falls er sich überhaupt interessiert.) Ebenso müssen Schulleiter auch wieder die Disziplinargewalt erhalten.
Referatsleiterin bei Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus BW
2 JahreDie ressortübergreifende Zusammenarbeit am Querschnittsthema MINT muss dringend gestärkt werden, z. B. durch Strategiedialoge.