Das EINE soziale Netzwerk

Das EINE soziale Netzwerk

Name, Vorname, E-Mail-Adresse, Passwort. Darauffolgend noch eine persönliche Beschreibung, mit der man angestrengt versucht, sich von der Masse abzuheben. Ein nettes Bild darf natürlich auch nicht fehlen, will man ja doch halbwegs sympathisch wirken. Was ist gerade passiert? Social-Media Profil Nummer Sechs, oder vielleicht sogar schon Nummer Sechzehn wurde erstellt. Haben einen die Online-Trends wirklich so dermaßen im Griff, dass man von Fünf(zehn) immer noch nicht genug hätte? Oder mal anders gefragt: Wie würde es uns gehen, gäbe es plötzlich nur mehr ein einziges davon?

Natürlich bringt die mediale Pluralität Vorteile mit sich, denn: Uns stehen verschiedene Plattformen zur Verbreitung unterschiedlicher Informationen zur Verfügung. Facebook für Familienfreundliches, Instagram für Freundschaftsfotos, Party-Stories und sonstige Späße, Twitter für Seriöses, oder andersrum. Vielleicht befürworten wir eben genau damit einhergehend die Möglichkeit, seinen Charakter differenzierter darstellen zu können, sprich: berufliche Skills vs. persönliche Eigenschaften vs. Blödsinn, den wir halt irgendwie loswerden wollen. Aber selbst, wenn man Informationen über sich selbst schrittweise und nur in Häppchen online verteilt (beziehungsweise schon längst verteilt hat) – zusammengefügt ergeben sie ja doch nur dieses eine Individuum der „echten“ Welt. Wie langweilig, oder?

Viele Orte, eine Person

Was ist noch langweilig? Reisepässe. Jeder von uns hat (in der Regel) einen. Darin findet man lediglich trockene Fakten, die kaum etwas Aussagekräftiges über die Person dahinter mitbringen. Die wirklich wichtigen Dinge finden die Leute heraus, indem sie mit uns interagieren. Angenommen, Person A, die in ihrem Heimatland eine begeisterte Leserin ist und sich außerdem für den Tennissport interessiert, reist mit ein paar Freundinnen ins Ausland. Am Flughafen ihres Zielorts muss die besagte Person durch die Pass-Kontrolle, damit ihre Identität abgecheckt werden kann. Wäre dies einmal geschafft, kann sie sich während der Taxi-Fahrt entweder ihrem neuen Buch, oder den aktuellen Spielständen beim Tennis Grand Slam widmen. Denn es wird ihr nicht plötzlich egal sein, ob ihr Favorit sein Match gewinnt, oder ob es der Mörder in ihrem Krimi doch schafft zu entkommen. Auch ihren Freundinnen wird sie nicht noch einmal von vorne erzählen müssen wer sie ist und wofür sie sich interessiert – das wissen sie ja längst.

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Worauf ich mit diesem mehr oder weniger anschaulichen Beispiel hinaus will ist Folgendes: Ein soziales Netzwerk reicht doch vollkommen. Eine Plattform, eine Online-Version seiner selbst. Wie viel Zeit würden wir uns ersparen, kämen wir weg von dem gewohnten Muster à la „Facebook, dann Instagram, dann Snapchat, Twitter, die Mails und gleich nochmal Instagram“? Wenn man nicht bei jeder neuen Anmeldung wieder von vorne seine Daten runterrattern, sich ein neues Passwort (mit ja genügend Klein- und Großbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen) ausdenken und jenes gefühlt sieben Mal bestätigen müsste? Könnte man all das nicht einfach durch ein einziges Programm ersetzen? Mit einer einzigen App, die einerseits Mails empfängt, aber auch Fotos vom letzten Urlaub oder spontane Blog-Posts ins Profil einsortieren kann.

Scheitert es an uns?

Vielleicht gab es diesen Gedanken schon vor längerer Zeit, wurde dann aber wieder verworfen. Vielleicht gibt es die Idee jetzt gerade und es wird an der Umsetzung gearbeitet. Vielleicht wäre es zu „gefährlich“, weil dieses eine Netzwerk dann noch mehr Macht hätte, als sie all unsere sozialen Medien insgesamt schon besitzen. Vielleicht kann die Idee schlicht und einfach nicht umgesetzt werden wegen zu hoher Komplexität, mangelnder Übersicht oder dem Widerwillen der Gesellschaft. Ja, vielleicht liegt es an uns allen, die wir uns gegen eine derartige Veränderung wehren. Nicht nur, weil wir Altbekanntes generell ungerne aufgeben, nein. Irgendetwas scheint uns an dem Gedanken zu reizen, verschiedene Versionen von uns selbst erstellen zu können. Stellt sich die Frage warum. Vielleicht, weil wir „in echt“ nur eine sein können?

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