Das Internet hört zu

Das Internet hört zu

Das Problem am Begriff „künstliche Intelligenz“ ist, dass oft unterschlagen wird, dass es viel menschliche Intelligenz braucht, bis ein Computer so tun kann, als wäre er intelligent. Die meisten „künstlichen Intelligenzen“ basieren auf Training. Ein Computer soll eine bestimmte Aufgabe lösen und der Mensch muss ihm sagen, wo er es richtig gemacht hat und wo falsch.Nach diesem Prinzip funktioniert offensichtlich auch die Spracherkennung bei Siri, Google und Alexa. Jeder, der einen solchen „intelligenten Sprachassistenten“ im Wohnzimmer stehen hat, hat schon erlebt, dass er von diesem nicht verstanden wird. Bei uns springt Alexa immer an, wenn im Fernsehen ein Match von Alexander Zverev läuft. Auch Musikwünsche werden nicht immer verstanden. Bei Siri auf meiner Apple Watch und meinem iPhone ist es genau so.

Wie kann also ein Anbieter die Qualität der Erkennung verbessern? Indem er Menschen einsetzt, die sich anhören, was der Sprachassistent aufgenommen hat und dann prüfen, ob dies richtig verstanden wurde. Ohne diese „Qualitätssicherung“ geht es nicht. Irgendeine arme Seele in Polen hört also dann, wie der TV-Moderator den Aufschlag von Alexander Zverev lobt und „erklärt“ Alexa dann, dass sie nicht gemeint ist.

Gerade diese fehlerhaften Aktivierungen können natürlich neben dem TV-Moderator auch auch Aufzeichnungen von privaten Gesprächen enthalten. Hier wird das Ganze dann wirklich etwas kritisch, zumal die Gespräche auch nicht von Apple, Google oder Amazon in Laboratorien analysiert werden, sondern wohl auch am Küchentisch in Polen.

Wer die kilometerlangen Nutzungsbedingungen und Datenschutz-Richtlinien der jeweiligen Anbieter gelesen hätte, hätte es wissen können. Aber wer liest schon dieses juristische Kauderwelsch? Apple und Google wollen diese Praxis jetzt stoppen, Amazon bietet Alexa-Nutzern nun an, die Auswertung von Mitschnitten durch Mitarbeiter des Konzerns zu verhindern.

Ich habe dabei gleich an die vielen Videokameras gedacht, die in der Zwischenzeit in Türklingeln und als „Home-Security Kit“ verkauft werden. Auch hier landen die Bilder in der Cloud und stehen den Anbietern theoretisch zur Verbesserung ihrer Produkte zur Verfügung.

Wer also sichergehen will, dass er keine Daten erzeugt, die missbraucht werden können, muss konsequent auf die neuen technischen Hilfsmittel verzichten. Keine Navigation über Google Maps, kein Chat über WhatsApp und keine Steuerung des Smart Home über Alexa. Ich kann nicht wirklich glauben, dass Anbieter in Zukunft darauf verzichten werden, die generierten Daten zum Training ihrer Algorithmen zu verwenden. Diese Daten sind ja der eigentlich Schatz der Internetkonzerne. Wer also Alexa im Wohnzimmer hat, für den gilt: Das Internet hört zu.

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