Das (nicht mehr ganz so) neue Mitarbeiterwohnen
Sreenshots der Studie: "Bezahlbares Wohnen in der Stadt" (RegioKontext: 2013)

Das (nicht mehr ganz so) neue Mitarbeiterwohnen

2013 Jahren nahm die Diskussion um das bezahlbare Wohnen in der Stadt deutlich Fahrt auf. Das Verbändebündnis Wohnungsbau beauftragte damals RegioKontext mit einer Studie, um im beginnenden Bundestags-Wahlkampf das Thema mit fundierten Diskussionsvorschlägen aufzugreifen. Der Inhalt des Gutachtens kann sich auch zehn Jahre später durchaus sehen lassen. Vor allem ein Punkt ist hervorzuheben: Da wurde auf den wichtigen Entlastungsbeitrag hingewiesen, den der Werkswohnungsbau Jahrzehnte lang für die Wohnungsmärkte bedeutete - verbunden mit der Anregung, dieses Konzept im modernisierten Gewand aufzugreifen und neu in die Diskussion zu bringen. Das Thema hat uns bei RegioKontext seither nicht mehr losgelassen.

Damals der Zeitgeist so: "Echt jetzt?!"

Werkswohnungen? "Das haben wir doch - Gottseidank! - hinter uns gelassen!" So lautete eine häufige Reaktion, wenn wir in den folgenden Jahren die Anregung wiederholten. "Konzentration auf's Kerngeschäft" war so eine andere typische Formel. Der Zeitgeist war da gedanklich noch woanders unterwegs als heute. Vielleicht war auch die Not noch nicht groß genug, weder am Wohnungsmarkt noch bei den Fachkräften. Den Mangel in beiden Bereichen, der heute allenthalben unübersehbar ist, haben wir in unserer Studie bereits deutlich hervorgehoben. Dass in der Zukunft Fachkräfte knapp werden könnten, war auch damals schon mehr als nur eine Ahnung.

Unser Forschungsmotto: Mit denen reden, die es hinkriegen.

Wir konzentrierten uns darauf, mit denen zu reden, die es machten: Wohnungen für die eigene Belegschaft zur Sicherung von Fachkräften gab es nämlich längst wieder. An vielen Stellen in Deutschland fanden wir kleine, aber feine Beispiele für ein neues ...ja: Mitarbeiterwohnen. Den Begriff fanden wir viel treffender für das, was wir da beobachteten. Ganz anders als der homogene Werkswohnungsbau der Nachkriegszeit entstanden hier zeitgemäße Wohnangebote bei großen Konzernen und kleinen Arbeitgeber:innen. Gerade in Mittelstand und Handwerk fanden sich gute Beispiele unter ganz unterschiedlichen Voraussetzungen.

Er ist wieder da: Der Fachkräftemangel. Und das Mitarbeiterwohnen auch.

Wir haben den Trend nun viele Jahre lang systematisch untersucht und erfasst. Ausgewählte Ergebnisse und Studien finden sich auf einer eigens eingerichteten Seite. Jetzt ist das Mitarbeiterwohnen in aller Munde. Der Fachkräftemangel ist so dramatisch, dass alle Register zur Mitarbeitergewinnung gezogen werden. Überall dort, wo passende und bezahlbare Mietwohnungen fehlen (nicht nur in den Städten, btw), wird nun über Mitarbeiterwohnen geredet. Selbst die Bundesregierung scheint das Thema entdeckt zu haben.

"Wir haben es euch doch schon vor zehn Jahren gesagt!"

Das könnten wir jetzt sagen, wenn wir Pessimist:innen wären. Sind wir aber nicht. Umso dringender ist es, jetzt die Ärmel hochzukrempeln und loszulegen. Denn das Thema ist sehr konstruktiv. Gewinnen können alle, Mitarbeiter und Arbeitgeberinnen, die Wohnungswirtschaft als Partnerin und die Kommunen: Bezahlbares Wohnen ist allen ein wichtiges Anliegen.

"Aber der Wohnungsbau ist doch mausetot."

Ja - und nein: Natürlich gelten all die aktuellen Schwierigkeiten beim Wohnungsbau auch für betrieblich vermitteltes Wohnen. Aber vielleicht gibt es doch ein paar "Licht am Ende des Tunnels"-Argumente: zum Beispiel, wenn betriebliche Flächenpotenziale ins Spiel kommen; oder wenn die avisierte Neufassung des 246e BauGB auf solchen Flächen plötzlich ganz neue Nutzungkombinationen erlaubt; oder wenn das modulare Bauen neue Wege eröffnet – oder alles zusammen? Und irgendwann werden die Zeiten ja auch wieder besser. Die Anzeichen sind längst da: Zinsen - eher stabil; Baukosten – in Teilen sogar rückäufig. Und was kann man sich als Immobilienwirtschaft mehr wünschen als eine gute, zahlungsstabile Nachfrage für seine Mietwohnungen?

Nicht vergessen: Wohnungsbau braucht Zeit. Wir sollten anfangen, über die Projekte nachzudenken.


GdW Bundesverband Wohnungswirtschaft Deutscher Mieterbund Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen


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