Das Problem mit der Krise
Nach der Betriebsleitertagung des #vse bin ich natürlich noch voll im Modus: wir müssen alles tun, um eine Strommangellage zu verhindern. In Diskussionen kommt da natürlich auch sehr schnell immer der Input, dass Umweltschutz jetzt halt mal hinten angestellt werden müsse zugunsten der Energieversorgung.
Mich beschäftigt diese Frage enorm und ich bin mittlerweile zwiespältig. Mein WWF-Herz und mein EVU-Verständnis haben ein Dilemma.
- Wieviel Natur dürfen wir verschwenden für mehr Energie?
- Oder wieviel Energie dürfen wir zulasten der Umwelt gewinnen?
Umweltverbände können sehr gut benennen, was Fauna und Flora aushalten. Welche Massnahmen die Biodiversität schmälern und welche win-win sein könnten.
Der Grundauftrag eines Energieversorgers liegt darin, seine Versorgungsregion zuverlässig mit genügend Strom zu versorgen und meist auch noch wirtschaftlich zu sein. Entsprechend war der Grundtenor an der Betriebsleitertagung: die Kommunikation mit der Politik läuft gut, wir sind in engem Austausch zur Sicherstellung der Versorgung. Die 2. Aussage, die ich mitgenommen habe lautet: auf den Winter 22/23 folgt der Winter 23/24. Also der Appell: denkt langfristig. Nachhaltige Lösungen sind gefragt.
Wo liegen denn die Probleme?
Auszug eines Gesprächs mit einem Betriebsleiter: "Frau Rüegge, ich würde umgehend 15 Leute einstellen und auf jedes Dach Solarpanels installieren. Nur finde ich weder Leute noch bekomme ich Material."
Der Winter naht und dringende Lösungen sind gefragt. Da liegt es nahe nach den tiefhängenden Früchten zu greifen, wo die Natur zu kurz kommt.
Ist das jetzt abwegig? Ich finde nein. Füge jedoch ein grosses aber hinzu:
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Es darf nicht sein, dass die Natur immer hinten anstehen muss, weil wir etwas verschlafen. Politik und Wirtschaft gar bewusst abwarten, weil "kurzfristig bringen wir unser Anliegen ja dann zulasten der Umwelt durch". Langfristig definitiv keine gute Lösung, denn irgendwann kommt der Bumerang zurück.
Gibt es denn nur schwarz oder weiss?
Als wäre die Fragestellung noch nicht komplex genug. Meines Erachtens fehlt noch eine wichtige Komponente: die Gesellschaft und damit verbunden die Wirtschaft.
- Was können wir der Gesellschaft momentan zumuten?
- Wie widerstandsfähig ist unsere Wirtschaft?
Und hier, hmm, schätze ich momentan die Natur mit allen möglichen Tieren und Pflanzen als resilienter ein als der Homo sapiens.
Zurück zur Aussage, dass auf den Winter 22/23 der Winter 23/24 folge. Ja, wir haben's verpeilt, rechtzeitig zu reagieren. Ja, es sind jetzt noch unerwartete Parameter zum Energieproblem hinzugekommen. Und es braucht dringend Lösungen. Machen wir aber die kurzfristigen, umweltschädlichen low hangig fruits bitte nicht zur Dauerlösung. Bis Winter 23/24 sind es noch 12 Monate, da hätten wir jetzt Zeit zum Nachholen.
Dieser Beitrag ist sehr subjektiv und widerspiegelt meine Gedanken und Eindrücke. Was geht dir so durch den Kopf? Kannst du Fachpersonen aus Soziologie, Psychologie oder Philosophie empfehlen, die sich mit diesem Thema befassen?
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2 JahreDeine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen Tanja. Gefühlt wird seit 3 Jahren nur herumgewurstelt statt strategisch vorzugehen. „Wir haben zu wenig Strom, aber Verbrennermotoren werden verboten.“ „Die Rohstoffpreise explodieren, wir müssen aber schauen, dass wir mit China und Co. im Geschäft bleiben.“ „Corona wird uns alle dahinraffen, oops, wir vernichten ein paar Millionen Impfdosen.“ Täglich kommen mehr solcher Beispiele dazu…..