Das Schleckerurteil - ein Affront gegen unser Wertesystem?

"Sie wußten, was sie taten" titelt die ZEIT heute (siehe unten): Das ist ganz bestimmt richtig. Aber dann ein Strafmass von nur "54.000 € und eine Bewährungstrafe" für Schlecker-Senior ...? Ich finde: Das ist ein skandalöses Urteil! Das ist ja geradezu eine Einladung an (zwielichtige) Unternehmer, so zu agieren, wie Herr Schlecker es gemacht hat. Alles frühzeitig beiseite schaffen, was irgendwie rauszuholen ist, mag in der Grauzone unserer Gesetze "legal" sein - angesichts dieser jetzt bewiesenen, auch zeitlichen Abhandlung ist das ein satter und schamloser Betrug an allen. An den Lieferanten, an den Angestellten, an der Gesellschaft. Aber: Der sozialwirtschaftliche Betrug & Schaden an über 11.000 Angestellten spielt dabei keine Rolle, oder? Offensichtlich! Wie hoch war denn der Anteil, den die Gesellschaft dadurch zu tragen hatte? Da kommen sicher Zahlen im Wert von reiiiichlich vielen Luxusreisen zu je 58.000,- € zusammen! DIE zahlte aber kein Herr Schlecker, von den Kindern ganz zu schweigen.

Nur mal zur Erinnerung ein promintes Beispiel zum Vergleich: der mindestens ebenso reiche Mann und Unternehmer Uli Hoeneß zockt an der Börse oder sonstwo, macht Gewinne an der Steuer vorbei oder verzockt sich auch mal, aber betrügt den Staat um dessen Steuerquote. Als es eng wurde, greift er zur Selbstanzeige ... zu spät? Jedenfalls zahlt er nicht nur seine Steuerschulden von rund 28 Mio "nach", sondern obendrein auch noch Zinsen und Strafgelder ans Finanzamt. Aber: Er hat dabei auch nicht einen Arbeitsplatz gefährdet, keinen Lieferanten um sein Geld gebracht, keine Angestellten um ihre Jobs. Ein reiner "Sololauf", ohne also irgendwelche Folgeschäden zu produzieren, die durch die Sozialgemeinschaft zu tragen waren. Er zeigt sich "reumütig" - und bekommt trotzdem fast 3 Jahre Knast plus Geldstrafe...?! Wofür denn dann, für welchen Schaden denn dann eigentlich? Für's Verhalten. .. ja, ok. Aber finanziell ... ? Familie Schlecker hingegen...? Deren Handeln bewegt sich für mich in einer ganz anderen Dimension. Das war vorsätzlicher Bankrott: "Schade es, wem es wolle - hauptsache, nicht uns!" war da wohl eher die Devise.

Somit ist dieses Strafmass ja wohl ganz eindeutig zu gering ausgefallen. Da stimmt was nicht (mehr) in unserem Rechtssystem. Denn dieses Urteil ist eine schallende Ohrfeige für unser Wertesystem! Für uns, für die Ex-Schleckerangestellten, für alle.


Schlecker-Prozess: Sie wussten, was sie taten

Bewährung für den Vater, Gefängnis für die Kinder: Das Urteil des Stuttgarter Landgerichts zeigt, wie lange die Schlecker-Familie die Pleite ihrer Firma kommen sah.

zeit.de

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